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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Geßler, Albert: Fritz Burger
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0128

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-a-4Ö> FRITZ BURGER <^t-

nämlich ganz wohl sein; denn Burger ist der
1867 geborene Sohn des bekannten Münchner
Kupferstechers Joh. Burger, eines Schweizers
aus dem Aargau: eines Künstlers, dessen beste
Werke noch immer hochgeschätzt und un-
übertroffen sind. Fritz Burger ist dann früh
zur Akademie gekommen und hat dort fünf
Jahre lang unter den Professoren Raupp,
Gysis und Löfftz studiert. Darauf ging's
nach Paris. Burger arbeitete dort von 1890

FRITZ BÜRGER pinx.

bis 1896. Aber er wurde kein bloßer Nach-
ahmer der Franzosen, wenn auch G. Boldini,
J. E. Blanche und Lucien Simon für ihn Ideale
bedeuteten. Später — und bis heute — hat
er dann den so enorm reizvollen, frischen,
lebendigen Schweden Anders Zorn im stillen
wie einen lieben Meister verehrt. — Wie viel
übrigens Burger in Paris gelernt hatte, zeigte
sich auch in einer Serie einfacher, aber in
ihren zwei Tönen — gelb und grau — äußerst
wirksamer Auto-Lithographien, sämtlich Bil-
der chicer Pariserinnen von schöner, inter-
essanter Linienführung und sicherer Fest-
haltung einer Momentbewegung.

Im Jahre 1898 war Burger wieder in Mün-
chen und verheiratete sich mit Sophie Hart-
mann, einer Künstlerin, die eben von der
Malerei zur Skulptur übergegangen war und
in diesem Fach eine Reihe von figürlichen
Klein-Bronzen geschaffen hat, die in weiten
Kreisen von Kennern und Liebhabern ge-
schätzt werden.

Kurz nachher (1899) siedelte er nach Basel
über und fand sofort gute Aufnahme, sowie
eine Reihe von Aufträgen, die nicht nur sein
Können ins beste Licht setzten, sondern die
ihn, da er jeden einzelnen als eine ernste
Aufgabe erfaßte, auch künstlerisch selbst
wieder förderten. Es hat damals namentlich
der Basler (jetzt Berliner) Kunsthistoriker
Prof. H. Wölfflin nachdrücklich auf Burger
aufmerksam gemacht; dieser fand dann auch
zunächst in akademischen Kreisen Anerken-
nung und hat neben dem (auf S. 113 repro-
duzierten) Porträt von Prof. Wölfflin den
berühmten Deutschrechtslehrer Andreas
Heusler, den (jetzigen Göttinger) Sprachver-
gleicher Jakob Wackernagel, den Theologen
Franz Overbeck und — in neuester Zeit —
den Augenarzt Prof. H. Schieß-Gemuseus ge-
malt, jeden in charakteristischer Auffassung,
plastisch ungemein wirksam, koloristisch so
lebendig, daß die Schwarz-Weiß-Reproduktion,
in der hier einige von Burgers Porträts gegeben
sind, nur ein sehr einseitiges und unvollstän-
diges Bild seines Könnens vermittelt. Immerhin
zeigen diese Wiedergaben Burgers Sicherheit
der Zeichnung, die Freiheit und Breite seines
Striches, seinen Geschmack in der Verteilung
von Hell und Dunkel. Noch eine ganze Reihe
anderer Herrenporträts sind in Basel ent-
standen; sie trugen dem Künstler jedesmal
das unbedingte Lob großer Konzeption, treffen-
der Charakterisierung in Zügen und Haltung,
sowie koloristischer Frische und Kraft ein.
Das bedeutendste unter diesen Porträts ist
vielleicht dasjenige des Malers Dr. Ernst
Stückelberg.

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