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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischtes - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0136

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^ssg> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^S»*~

nehmen Kunstsalon erlaubt sein sollte. — Aeußerst die Oberlehrer-Idee, die Klinger zu diesem Denkmal
uninteressant ist die gegenwärtige Ausstellung im des unsterblichen Schöpfers der Neunten begeisterte,
Künstlerhause. Das einzige Sehenswerte eine Studie nicht ausgeglichen. Dem Werke fehlt in sich die
Fritz von Uhde's zu seinem Bilde >Der Leier- Einheit. Der Künstler will das Menschliche ins
kastenmann kommt! mit ausgezeichnet beobachteten Ideale transponieren und bedient sich dazu der
und mit malerischer Empfindung wiedergegebenen kleinlichsten realistischen Mittel. Und auch inner-
Kindertypen. Raffael Schuster-Woldan zeigt halb dieser gibt er wieder Gegensätze, wie etwa
sein bestes Bild, das Porträt einer jungen, auf einer der überrealistische Mantel zu dem stark verein-
mit Fellen bedeckten Chaiselongue knieenden Dame, fachten Adler, der wieder mit sorgsam durchgear-
Leo Putz ein paar amüsante Landschaftsstudien und beiteten Bronzeklauen versehen ist. Das schlimmste
einen mäßigen weiblichen Halbakt, Rich. Kaiser und aber bleibt, daß der Künstler ganz ahnungslos
Gilbert von Canal Landschaften, die man schon scheint von der Bedeutung der Linie und der
oft gesehen zu haben glaubt, die aber ebensogut Silhouette für ein Werk der Plastik. Die Gruppe
kürzlich gemalt sein können. — Der Kunstsalon von zerfällt dadurch in lauter einzelne Teile, die man
Keller & Reiner genießt den Vorzug, den Berlinern fortnehmen oder verändern könnte, ohne den Ein-
MAxKLiNGER'svielbesprochenen>Beethoven<zeigen druck des Bildwerkes wesentlich zu beeinflussen,
zu dürfen, worüber die kunstsinnigen Kreise der Der Adler, die goldgleißenden aufdringlichen Seiten-
Reichshauptstadt mit einer kleinen Völkerwanderung lehnen des Bronzesessels, selbst andere Teile des
quittieren. Das in edlem Material hergestellte Werk Sessels oder der Faltenwurf des Gewandes, sind
wirkt natürlich unvergleichlich besser als der be- durch die Komposition nicht im geringsten be-
malte Gips in der letzten Ausstellung der Berliner gründet. Sie könnten ruhig fehlen. Man versuche
Secession. Indessen werden durch diese Aeußer- nur, irgend einem wirklich plastischen Werk solche
lichkeit die Bedenken nicht vernichtet, die man Requisiten zu entziehen. Es wäre unmöglich, ohne
gegen den Beethoven als einer Schöpfung der Plastik die Hauptsache in Mitleidenschaft zu versetzen. Bei
haben muß. Es ist zu bedauern, daß Klinger von einer Schöpfung, wie sie dieser Beethoven vorzu-
den Erfahrungen, die er als Bildhauer in den fünf- stellen prätendiert, kann man wohl fordern, daß sie
zehn Jahren seit Entstehen des ersten Entwurfs ge- mit größerer künstlerischer Ueberlegung ins Leben
macht, nichts auf dieses Werk gewendet. Vielleicht gerufen wird als eine Gestalt für ein Wachsfiguren-
ist bei der Behandlung des Beethovenkopfes der kabinett. Unter keinen Umständen darf Künstliches
Einfluß Rodins zu spüren, im übrigen aber verrät mit Künstlerischem verwechselt werden. Die Zeit
die Gruppe die völligste Unkenntnis vom Wesen wird kommen, wo man einsieht, daß der Beethoven
der Plastik. Dieser empfindliche Mangel wird durch Klingers nur ein künstliches Werk und der Name

des Urhebers das kostbarste daran ist.
Diese Ansicht kann frei und offen aus-
gesprochen werden; denn Klinger ist als
Künstler groß genug, um erfahren zu
können, daß und worin er geirrt hat. Der
Glanz seines Namens allein hat dem
Werke zu der Beachtung verholfen, die
es gefunden. Daß die ungeheure Summe
von Arbeit, die darin steckt, der höchsten
Achtung würdig ist, braucht kaum gesagt
zu werden; aber es sind nicht die großen
Kunstwerke, vor denen man daran denkt,
wie schwer es gewesen sein muß, sie zu
machen. Hans Rosenhagen

KARLSRUHE. Am 15. Oktober wurde
unsere, in jeder Hinsicht wohlgelun-
gene Jubiläums-Ausstellung durch ihren
Präsidenten, Professor Ludwig Dill, ge-
schlossen. Ueber den finanziellen Erfolg
derselben sei zunächst berichtet, daß drei-
hundertneunundneunzig Kunstwerke im
Gesamtbetrage von 271750 M. verkauft
wurden. Für die künstlerischen Bedürf-
nisse der badischen Residenz sorgt nun
wieder ausschließlich der hiesige Kunst-
verein,dessen bisherige geschickte Leitung
hoffentlich die erprobten künstlerischen
Grundsätze betätigt, die bei der Jubiläums-
Ausstellung den glänzenden intellektu-
ellen Erfolg derselben herbeiführten.
Außer den früher schon erwähnten Staats-
ankäufen für die hiesige Großherzogliche
Kunsthalle wurde dort noch das große,
hochinteressante und künstlerisch sehr
wertvolle Gemälde von Walter Crane
> Das Schicksal der Proserpina« erworben,
ferner noch als Geschenk eines aus-
wärtigen Kunstfreundes das farbenpräch-
theodor Bruckner Bildnis der tän- tige große Bild von J. E. Blanche in

zerin carangot Paris »Die Damen C. beim Thee«, ein

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