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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Diercks, Gustav: Die Kunst im heutigen Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0145

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-r^> DIE KUNST IM HEUTIGEN SPANIEN <Ä^>-

vom Auslande gespendete vorzügliche Urteil lande lebenden Künstler scheuen die unnützen
übertragen. Kosten der Beschickung der Madrider Aus-

Die Masse der Kunsterzeugnisse, die bei Stellungen, weil sie in Spanien doch so gut
den nationalen Kunstausstellungen, die alle wie nichts und jedenfalls nicht zu dem klein-
zwei Jahre in Madrid veranstaltet werden, sten Teil der Preise verkaufen, die sie mit
zusammenkommt, zeugt von einer großen Leichtigkeit in Paris, London, New York, Wien
Regsamkeit der jungen Akademiker, aber und Berlin erzielen.

vergebens sucht der sorgfältige Beobachter Die Wahl der Vorwürfe, die Art ihrer Be-
nach den Anzeichen für einen weiteren Auf- handlung und die technische Ausführung
schwung, für Bekämpfung der Schäden, die lassen bei einem großen Teil der Ausstel-
den meisten Ausstellungsgegenständen an- lungsobjekte sehr viel zu wünschen. Selbst
haften. Die einheimischen Kritiker können die milden einheimischen Kritiker heben einen
bei der denkbar größten Milde, die sie bei Mangel hervor, der allerdings nicht allein der
der Beurteilung üben, nicht umhin, ihr Be- spanischen Malerei der Gegenwart vorzuwerfen
dauern über die Tatsache zu äußern, daß ist, sondern den wir leider überall in mehr
die wahrhaft beachtenswerten Kunsterzeug- oder minder hohem Grade feststellen können:
nisse nur in verschwindender Menge vor- die völlige geistige Inhaltslosigkeit der Kunst-
handen sind. Die älteren und wirklich be- Schöpfungen. Die spanischen Ausstellungen
deutenden Künstler halten sich überdies werden überschwemmt von — meist flüchti-
diesen Ausstellungen - wie die letztmalig gen — Studien und Skizzen, die den An-
abgehaltene von neuem bewiesen hat — im spruch erheben, als Bilder, als Kunstwerke
allgemeinen fern, denn die einen mögen ihre angesehen zu werden, während sie doch nur
Bilder und Skulpturen nicht im Verein mit einzelne Motive behandeln; ferner von Bildern,
so minderwerten Leistungen ausgestellt sehen; auf denen technische Probleme zu lösen ver-
die andern und zwar vor allem die im Aus- sucht worden sind, die großenteils über das

Können der betreffenden Künstler weit hinaus-
gegangen sind; von Farbenspielereien impres-
sionistischen Charakters, die fremdländische,
besonders Pariser Leistungen früherer Jahre
zum Vorbild haben. Aeußerlichkeiten, tech-
nische Schwierigkeiten, das Streben nach
außergewöhnlichen Farbenwirkungen, nach
Erzielung auffälliger Effekte, Versuche, den
Vertretern der extremsten naturalistischen
und impressionistischen Kunstschulen des
Auslandes den Rang abzulaufen, haben die
meisten Bilder entstehen lassen — nicht aber
Gedanken, geistige Vorwürfe, seelische Pro-
bleme, selbst wo es sich um Schöpfungen
symbolischen Charakters handelt.

Die Kunsttechnik leidet unter dem Einfluß
des fortdauernden Kampfes der verschiedenen
Schulrichtungen der Gegenwart und an der
mangelhaften Ausbildung der Künstler und
Künstlerinnen, die sich schon für solche
halten, wenn sie kaum die Anfangsgründe
der Pinselführung und der Handhabung des
Meißels überwunden haben. Die Schuld liegt
hinsichtlich dieser Unfertigkeit vielfach an
den einzelnen Individuen, die sich, bei ihrer
Selbstschätzung, in der Entfaltung ihrer Eigen-
art durch die Systematik des Kunstunterrichts
beschränkt glauben, sich vor ihrer technischen
Ausbildung diesem Lehrzwange entziehen und,
angezogen meist durch die extremsten Mode-
richtungen der ausländischen Kunst, diesen
ignacio zuloaga bildnis der schau- selbständig zu folgen suchen.

Spielerin gitane « Indessen sind die Kunstschulen Spaniens,

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