Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0177
DOI Artikel:
Volkmann, Ludwig: Das Geistreiche im Kunstwerk
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0177
-b-SÖ> DAS GEISTREICHE IM KUNSTWERK <^».
ALFRED KL'BIN DIEPEST
sten Geistesbildung waren, und es zugleich
verstanden, Wesen und Grundlagen ihres
eigenen Schaffens für sich und andere in
einer auch im wissenschaftlichen Sinne geist-
reichen Form darzulegen; ich nenne nur wie-
derum Adolf Hildebrand oderHansvon Marees,
und von Böcklins scharfer Erkenntnis der
geistigen Wurzeln seiner Kunst haben wir
uns hier an einigen charakteristischen Proben
selbst überzeugt. Aber auch hierbei lag eben
ihr größtes Verdienst darin, daß sie den Geist
im Kunstwerk und im künstlerischen Schaffen
selbst suchten, nicht außerhalb desselben, und
so dürfen wir in dieser ihrer geistigen Tätig-
keit nur eine weitere starke Stütze unserer
bisher gewonnenen Auffassung erblicken.
Vielleicht wäre es recht gut, wenn von
Seiten unseres kunstliebenden Publikums das
Wort vom „geistreichen" oder richtiger geist-
vollen Künstler einmal in dem hier angedeu-
teten Sinne einer ernsthaften Revision unter-
zogen würde, und wenn man vor allem in
jedem einzelnen Falle sich dieses Maßstabes
erinnern wollte. Wenn jeder und jede mit
solchen Gesichtspunkten den eigentlichen,
künstlerischen Geist des betrachteten Kunst-
werkes zu ergründen sich ehrlich bemühte,
dann würde wohl freilich zunächst die Zahl
der als geistreich geltenden Künstler etwas
zusammenschmelzen; aber nur die besten sind
es, die dann noch bleiben.
ALLMACHT DER MODE
Mancher, der der Göttin „Mode"
Aengstlich aus dem Wege geht,
Dennoch bis zu seinem Tode
Unter ihrem Scepter steht.
Ihn zu täuschen, kommt sie männlich,
Trägt statt Frauenschmuck den Frack,
Ist nicht ganz so leicht erkennlich,
Und sie nennt sich: „Zeitgeschmack".
A. Stier
ALFRED KUBIN DAS ERDRÜCKENDE
Die Kunst tOi Alle XVIII.
161
21
ALFRED KL'BIN DIEPEST
sten Geistesbildung waren, und es zugleich
verstanden, Wesen und Grundlagen ihres
eigenen Schaffens für sich und andere in
einer auch im wissenschaftlichen Sinne geist-
reichen Form darzulegen; ich nenne nur wie-
derum Adolf Hildebrand oderHansvon Marees,
und von Böcklins scharfer Erkenntnis der
geistigen Wurzeln seiner Kunst haben wir
uns hier an einigen charakteristischen Proben
selbst überzeugt. Aber auch hierbei lag eben
ihr größtes Verdienst darin, daß sie den Geist
im Kunstwerk und im künstlerischen Schaffen
selbst suchten, nicht außerhalb desselben, und
so dürfen wir in dieser ihrer geistigen Tätig-
keit nur eine weitere starke Stütze unserer
bisher gewonnenen Auffassung erblicken.
Vielleicht wäre es recht gut, wenn von
Seiten unseres kunstliebenden Publikums das
Wort vom „geistreichen" oder richtiger geist-
vollen Künstler einmal in dem hier angedeu-
teten Sinne einer ernsthaften Revision unter-
zogen würde, und wenn man vor allem in
jedem einzelnen Falle sich dieses Maßstabes
erinnern wollte. Wenn jeder und jede mit
solchen Gesichtspunkten den eigentlichen,
künstlerischen Geist des betrachteten Kunst-
werkes zu ergründen sich ehrlich bemühte,
dann würde wohl freilich zunächst die Zahl
der als geistreich geltenden Künstler etwas
zusammenschmelzen; aber nur die besten sind
es, die dann noch bleiben.
ALLMACHT DER MODE
Mancher, der der Göttin „Mode"
Aengstlich aus dem Wege geht,
Dennoch bis zu seinem Tode
Unter ihrem Scepter steht.
Ihn zu täuschen, kommt sie männlich,
Trägt statt Frauenschmuck den Frack,
Ist nicht ganz so leicht erkennlich,
Und sie nennt sich: „Zeitgeschmack".
A. Stier
ALFRED KUBIN DAS ERDRÜCKENDE
Die Kunst tOi Alle XVIII.
161
21