Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

DOI Artikel:
Rosenhagen, Hans: Die sechste Ausstellung der Berliner Secession
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0204

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-sr^)- BERLINER SECESSION: „ZEICHNENDE KÜNSTE" <35?=^

hat. Der zweite und weitaus bedeutendere ein. Neue künstlerische Aufgaben hat er
französische Künstler aber, der in Betracht außer dieser nicht gelöst. Was ihn als Per-
kommt, der geniale Toulouse-Lautrec, sönlichkeit erscheinen läßt, hindert ihn eigent-
dürfte der deutschen Kunst überhaupt nicht lieh, als Künstler hohe Ziele zu erreichen. Er
gefährlich werden, weil er absolut französisch hat eine gefährliche Art, sich mit der Natur
und unnachahmlich ist. Es war ein äußerst zu beschäftigen, indem er sie nur als En-
glücklicher Gedanke, den Pariser Künstlern semble von einzelnen Bildungen auffäßt.
einen Gegensatz in Otto Greiner zu geben, Man sieht in dieser Ausstellung neben seinen
dessen Arbeiten ein ganzes Kabinett füllen, bekannten Lithographien eine Unzahl Studien,
Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung besonders Akte und Teile davon. Selbst bei
bilden die Schöpfungen Münchener Künstler solchen Arbeiten sind die Details immer besser
und mehrere ausländische Darbietungen. als das Ganze, zu dem Greiner sie zusammen-

DANIEL CHESTER FRENCH DER BILDHAUER UND DER TOD

(Gruppe vom Milmore-Memorial in Boston)

Eine Ausstellung, in der bedeutende und fügte. Dem Inhaltlichen seiner Lithographien

gegensätzliche Erscheinungen sich begegnen, nach könnte man den Künstler zu den Idea-

kann nur klärend wirken. Da findet man listen zählen. In der Tat aber ist der krasseste

nicht allein den besten Maßstab, sondern hat Naturalist nicht abhängiger von der Wirklich-

auch das Vergnügen, unter Anwendung des- keit als er. Das kleinste Ex-libris kostet ihm

selben die Ausstellung sich reduzieren zu die mühsamsten Naturstudien. Der Mangel an

sehen. Es bleiben schließlich nur die Werke associativer und intuitiver Phantasie erklärt

der originellen Künstler übrig. Von den auch, warum Greiner niemals etwas Großes

anderen, so brauchbar und gut sie sein mögen, zu stände bringt. Es ist hier die lebensgroße

ist es nicht nötig, zu sprechen. Studie (wenn man ein völlig durchgearbeitetes

Otto Greiner nimmt durch die von ihm Stück so nennen darf) zweier nackter Ruderer

ausgehende Neubelebung der Steinzeichnung zu einem Bilde „Odysseus und die Sirenen"

eine Ehrenstellung in der deutschen Kunst ausgestellt; man muß indessen abwarten,

187

24*
 
Annotationen