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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Elmquist, Hugo: Ein neues Verfahren für Kunstgenuss
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0330

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-i-5Ö> EIN NEUES VERFAHREN FÜR KUNSTGUSS <&ä^

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der Manipulationen beim Herstellen von Aus- Vorteil, daß der Künstler in des Wortes
Schmelzmodellen. So zum Beispiel kann der bester Bedeutung die letzte Hand an sein
Künstler, auf Grund der Vereinigung dieser Werk legen kann, indem es ihm möglich ist,
Eigenschaften in einem und demselben Material, so viel es ihm gefällt, das aus weichem,
bei kleinen Kunstgegenständen, die beim Guß modellierbarem Material bestehende Aus-
in Metall keinen Kern erfordern, wie auch Schmelzmodell zu retouchieren, das dann in
bei Reliefs und dergleichen seine Arbeit direkt Metall genau so wiedergegeben wird, wie es
in der neuen Masse modellieren. Auf dieses der Künstler abgeliefert hat.
vom Künstler modellierte Original gibt man Besondere Schwierigkeit bereitete auch die
dann ohne weitere Prozedur die Form, in Formmasse, aus welcher die Gußformen für
welche Metall gegossen werden soll. Metall angefertigt werden, sowie das Ver-

Der Vorteil hiervon ist leicht einzusehen. fahren, dem die Gußformen zu unterziehen

sind, ehe man Metall in dieselben
gießen kann. Für eines dieser Ver-
fahren, das dazu dient, mittels hohen
Temperaturen die Masse der Guß-
formen so zu neutralisieren, daß sie
beim Einguß des Metalls keine Gase
entwickelt, was sonst immer die
Qualität des Gusses zerstört, ist auch
ein neuer Apparat zu dessen ratio-
neller Durchführung konstruiert. Da
dies ein für ein exaktes Resultat des
Ganzen besonders wichtiger Punkt
ist, ist darauf in den meisten Kultur-
ländern ein Patent gesucht und ge-
geben worden, wie auch für das oben
erwähnte Material für Ausschmelz-
modelle.

Da die in Tiegeln mit Kohle ge-
schmolzenen Metalle sich wegen ihrer
starken Durchsetzung mit Gasen, die
aus den Kohlen während des Schmel-
zens entweichen, unvorteilhaft für
den Guß in der Ganzform gezeigt
haben, und die bisher verwendeten
sogenannten Flammenöfen sich als
unpraktisch sowohl beim Schmelzen
selbst, wie auch beim Eingießen
des Metalls in die Gußformen er-
wiesen haben, wurde ebenfalls ein
neuer Ofen zum Schmelzen von Me-

WI LH ELM VON RÜMANN BILDNISRELIEF ta" konstruiert.

Die ganze Bedeutung dieses neuen
Ausschmelzverfahrens für Kunstguß in

Außer Ersparnis der Arbeit für die Herstellung Metall liegt also in der Sicherheit, mit der

der verschiedenen Ausschmelzmodelle, die man auf ein gutes Resultat rechnen kann.

bisher beim Ganzformen immer nötig waren, Daneben bedeutet es wenig, daß man eine

wird bei einem so gegossenen Kunstwerke Reihe von Vereinfachungen der Manipulation

die ganze ursprüngliche Frische der künst- erreicht hat, unter andern die vorher genannte,

lerischen Arbeit erhalten. die Gußformen für Metall direkt auf dem

Bei größeren Kunstwerken, die beim Guß Originalmodell zu machen. Gewiß würde

in Metall einen Formenkern, den man nicht nun aber kein Künstler so leichtsinnig sein,

vorher anfertigen kann, erfordern und bei sein einziges Modell zu riskieren, wenn er

denen deshalb die Extraanfertigung von Aus- nicht absolut sicher sein dürfte, das gleiche

Schmelzmodellen notwendig ist, kommt man aus Metall an Stelle des von ihm modellierten,

nun unvergleichlich viel einfacher davon, als das nach dem Ausschmelzen nicht mehr exi-

es bisher der Fall war. Dazu kommt der stiert, zu erhalten.

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