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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0338

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^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

hätte man doch auch auf das Hamburgische nicht im Ton, so sind sie auch in der Zeichnung wieder
ganz vergessen sollen. So wie sie ist, ist Hamburgs bestimmter geworden, und damit haben sie sich im
Sonderanteil an dieser Ausstellung rein äußerlich. Grunde nur auf den Boden gestellt, der auch dem
Die ganze Ausstellung könnte mit demselben Rechte in allem auf Bestimmtheit Wert legenden Nieder-
wie hier auch in jeder andren norddeutschen Stadt Sachsen besser zusagt. Gruppenvertretungen fehlen
aufgemacht sein — weder stofflich noch in der diesmal gänzlich, an deren Statt hat die Aus-
Ausführung ist etwas spezifisch Hamburgisches zu Stellungskommission einige Künstler zur Veranstal-
verspüren: da ist nichts von den feinen alten tung von Kollektiv-Ausstellungen eingeladen und
hamburgischen Architekturen, nichts vom Hafen, auch sonst dafür gesorgt, daß Namen, deren Träger
nichts von den famosen Volkstypen, den See- auf die individuelle Ausbildung der künstlerischen
löwen genannten Hafenarbeitern, den Ewerführern Tendenzen ihrer Zeit nicht ohne starken Einfluß
u. s. w. u. s. w. Sogar das typische hamburgische gewesen sind, in Werken von entsprechendem Ge-
Bildnis fehlt. Doch für das Malerische im eigenen halt nicht fehlen. Der Ausstellungskatalog ver-
Hause und in der eigenen Stadt haben unsere Harn- zeichnet 928 Nummern, wovon 661 auf Malerei und
burger Maler, die jetzt an der Reihe sind, seit- Plastik entfallen, die sich auf 220 Künstler ver-
samerweise ja nie eine rechte Liebe gehabt, es zog teilen. Dauer der Ausstellung bis 30. April. H. e. w.
sie stets mehr zu dem, was vor dem Tore' war,

zur Elb-und Alsterlandschaft, in deren Abschilderung TJ ANNOVER. Die einundsiebzigste Ausstellung
sie durch Jahre nicht ermüdeten und für die sie des Kunstvereins für Hannover ist am 24. Februar

sich eine eigene, vorwiegend auf blau und grün eröffnet worden. Die Räumlichkeiten im ersten Stock
gestimmte Farbenskala zurechtgerieben hatten, die des Künstlerhauses an der Sophienstraße, siebzehn
stark auf die Pariser Neo-Impressionisten-Gruppe, als Säle mit Ober-und Seitenlicht, die im vorigen Jahre
ihre Ursprungsquelle, hinwies. Der Freude an der erweitert und neu dekoriert waren, haben auch in
heimatlichen Landschaft haben unsere Hamburger diesem Jahre wieder durch Umbau und Hinzufügung
Künstler auch diesmal Ausdruck gegeben, aber — eines Restaurants und anderer notwendiger Räume
es ist dies eigentlich das einzig Neue, was von wesentliche Verbesserungen erfahren. Die Be-
unserer derzeitigen Ausstellung zu melden ist, — Schickung seitens einheimischer, deutscher und frem-
mit dem Lavieren in dem franco-impressionistischen der Künstler ist auch heuer wieder sehr reichlich
Fahrwasser haben sie gebrochen. Und wie gefesteter ausgefallen. Der Katalog wies schon am Tage der

Eröffnung 1537 Kunstwerke auf, eine Zahl, zu der
die Nachträge des Verzeichnisses jedenfalls noch
eine Reihe von weiteren Nummern hinzufügen wer-
den. Die Ausstellung steht auch qualitativ auf der
Höhe. Neu ist hier eine in sechs Kabinetten ver-
einigte große Aquarell-Ausstellung, zu der römische
und deutsche Künstler zu gleichen Teilen beigetragen
haben, unter ihnen ist auch A. von Menzel mit
zwölf Nummern vertreten. Von bekannten Namen
seien aus dem Kataloge nur die folgenden genannt
Böcklin (f), Leibl (-), von Lenbach, Fritz Aug.
von Kaulbach (mit neun Nummern), Oswald
Achenbach, Defregger, Diez, Firle, Grütz-
ner, Stuck, Max, Löfftz, Brandt, Zügel, Max
Liebermann, Claus Meyer, M. Pietschmann etc.
Für den Ankauf von Kunstwerken zum Zwecke der
Verlosung stehen über 50 000 Mk. zur Verfügung.
— Die Summen, die etatsmäßig für den Erwerb von
Gemälden und Skulpturen zur Bereicherung der
hiesigen Museen verwandt werden, haben in diesem
Jahre eine erhebliche Erhöhung durch einen Fond
erfahren, der auf Veranlassung des Stadtdirektors
Tramm von hiesigen Kunstfreunden für Kunstzwecke
auf längere Zeit hinaus gezeichnet ist. Wenn sich
die private Kauflust auch nur annähernd auf der
Höhe des Vorjahres erhält, wo sie für etwa 80000 Mk.
Kunstwerke aus den Markte nahm, so wird auch
die heurige Ausstellung des hannoverschen Kunst-
vereins wieder neben ihrem ideellen Segen einen
reichen materiellen Gewinn für die Befruchtung der
Kunst und des künstlerischen Strebens zeitigen. Auf
das abgelaufene Geschäftsjahr konnte der Verein, wie
der in der letzten Generalversammlung vom Sekretär,
Buchhändler Th. Schulze, erstattete Bericht nachwies,
voller Befriedigung zurückblicken. Die siebzigste
Jahresausstellung 1902 hat sich dem glänzenden und
großen Rahmen, der ihr in den neuen Räumen
des Kunstvereins ward, gleichwertig präsentiert und
ihrer künstlerischen Rangstellung entsprechende pe-
kuniäre Resultate gezeitigt. Von den neunhundert
ausgestellten Kunstwerken sind 255 Gemälde und
Skulpturen für 137 980 M. verkauft, davon 68 Kunst-
werke im Betrage von 78920 M. an Private; für
w. von rümann fec. (s. d. Abb. a.s. 319) Rechnung des Vereins sind 187 erworben, von denen

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