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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Vogel, W.: XII. Jahresausstellung der freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0354

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-9-^> FREIE VEREINIGUNG DÜSSELDORFER KÜNSTLER

seinem »Damenporträt«, bei dem namentlich die vor-
züglich gemalten, ausdrucksvollen Hände bestechen.
Von steigender Frische ist Montan in seinen Bildern
> Der Herr Kollege« (ein Anstreicher, der unter seinen
Farbtöpfen mit ihrem gräßlich-schönen bunten Inhalt
eingeschlafen ist), vor allem aber in seinem »Keller-
gewölbe«, in dem ein heitrer Zecher seinem Glas
auf den Boden schaut. Mit großer Geschicklichkeit
ist durch ein gesundes, kräftiges Kolorit der Cha-
rakter der Kühle im Kellerraum erfaßt. Mühlig,
der durch seine allzu spitze Behandlung der Einzel-
heiten eine geschlossene Bildwirkung manchmal be-
einträchtigte, ist in seinen fünf ausgestellten Werken
entschieden zu einer breiteren Wirkung gelangt.
Sein sonniges Temperament, seine farbenfrohe Klar-
heit, wirken wie ein frischer Trunk in glühender
Sonnenhitze! Da ist nichts Krankhaftes, da ist lauter
Gesundheit! Ob er nun >Brackenjäger« malt, die
durch einen beschneiten Birkenwald ziehen, ob er
'In der Heuernte« in dem frisch gemähten Gras,
dessen Duft man zu spüren glaubt, eine Bauersfrau
nebst zwei Kindern der Ruhe pflegen läßt, ob es »Enten«
sind, die behaglich im kühlen Schatten eines Baumes
philosophieren, oder ob er dem Reiz der sonnig be-
leuchteten weiß gekalkten, zerbröckelten Lehmwände
niederrheinischer Bauernhäuser nachspürt — über-
all die herzerquickende Natürlichkeit und Frische!

Eine ganz andere Künstlernatur ist Schmurr.
Er ist kontemplativerer Art und liebt mehr düstere,
schwere, fast schwarze Klänge. Seine Pastellstudie
(»Halbakt«) interessiert nicht sonderlich, ebenso ein
»Porträt«, das aber eine gediegene Arbeit ist; schwer
fällt es auch, den Titel »Die Jahre vergehen« mit
dem Bilde zu vereinigen, aus dem eine auf der
Erde kauernde noch junge weibliche Gestalt den
Beschauer fragend anblickt. Seine beste Arbeit ist
das »Gebet«: Eine Nonne in dunklem Gewand, in

ganz dunklem Räume betet mit weitausgebreiteten
Armen, ekstatisch. Der hellbeleuchtete, ausdrucks-

henriette fürther bildnisstudie
Frühjahr-Ausstellung der Mänchener Secession

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