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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Rosenhagen, Hans: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0385

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■*-5^> AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS <ÖS-p-



walter le1stikow brandung (1902)

links auf ein paar weiße Villen, die aus dem Grün Eschke und selbst über die Gustav Kampmann's,
der Gärten aufleuchten, rechts hinten erhebt sich der so anspruchsvoll sie auch auftreten, läßt sich wenig
Kreuzberg, und Kühe weiden an seinem Fuß. Man Empfehlendes sagen. — Im Salon Keller & Reiner
denkt vor dieser weit ausgebreiteten Landschaft unter ist eine Segantini-Ausstellung etabliert, die viele be-
grauem Himmel ein wenig an E. van de Velde, aber rühmte Bilder und Zeichnungen des unvergeßlichen
im Grunde ist sie doch modern und stellenweise Künstlers enthält, wie »Die zwei Mütter«, >Strik-
wundervoll breit gemalt. Die Mitte der vierziger kendes Mädchen im Grünens »Heimkehr zum
Jahre des vergangenen Jahrhunderts war überhaupt Schafstall -, Alpe im Mai<, »Porträt des Fräulein
die glücklichste Zeit für den Landschafter Menzel. Königs< u. s. w. Weniger allgemein bekannt dürfte
Das andere Bild von 1855 »Aus einer Salzburger das frühe Freilichtbildnis einer brünetten Dame
Kirche« zeigt bereits die Vorliebe Menzels für Details, in schwarzer Toilette unter weißem Sonnenschirm
Man sieht vor einem herrlichen alten, eine Seiten- sein. Ein italienischer Manet, aber recht schwärzlich,
kapeile gegen das Schiff abschließenden Gitter Leute Auch die >Heuernte< im Gebirge mit der granit-
betend stehen und knien, darunter eine von den farbenen dunklen Wolke in der kaltblauen Luft
anderen sehr beachtete, modisch gekleidete Dame dürfte noch nicht gezeigt worden sein und ebensowenig
in tiefblauem Seidenkleid mit weißseidenem Schal- die »Hirtin mit dem Kälbchen«, ein kleines Bild,
tuch und großem weißem Capothut. Neben der in dem die strähnige Maltechnik Segantinis gut zu
Knieenden steht eine rotgekleidete Frau; auf einer beobachten ist. Neben solchen realistischen Bildern
Kirchenbank zur Seite sitzt eine Bäuerin mit hoher ist dann auch die Periode im Schaffen des Künst-
goldgestickter Haube, ein orangefarbenes Bündel lers stark vertreten, die ihn unter dem Einfluß der
neben sich, das stark aus der Dämmerung leuchtet. englischen Präraffaeliten zeigt. Das Triptychon
Eine köstliche, aber doch schon etwas witzige Malerei. »Musikalische Allegorie«, die Morgenstunde« mit
Unter den Zeichnungen und Gouachen befindet sich den sechs im Reigen sich schwingenden Genien,
viel Schönes, besonders ein paar prächtige Land- die Zeichnungen >Alpenrose«, Edelweiß«, »Kindes-
schaftsstudien, Architekturen und eine Studie nach mörderinnen-, »Liebe an der Quelle des Lebens
einer toten Weindrossel. Die neuesten Zeichnungen und »Verkündigung sind, wenn nicht durch Aus-
erkennt man an einer gewissen Fläue des Strichs. Stellungen, so doch aus Reproduktionen gut bekannt.
Neben Menzel sind vertreten der in seiner künst- Ganz neu dagegen für das deutsche Publikum ist
lerischen Anschauung so schwankende O. Sinding, die »Göttin der Liebe , die in halbliegender Stellung,
unter dessen Bildern ein paar »Junge Kälber am in golddurchwirkte, rote Schleier gehüllt, über die
Bache angenehm auffallen. F. Kolsto mit einem sonnenbeglänzte Erde dahinschwebt. Sonderbar,
energischen »Porträt des Malers A. Nielsen« — wie wenig stark der Künstler wirkt, wenn er sich
grauer Anzug, brauner Grund —, Eilif Peterssen von der Wirklichkeit entfernt! Millet, an den hier
mit zwei etwas roh wirkenden Gebirgslandschaften; viele von Segantinis Zeichnungen z. B. 'DieMutter ,
H. Heyerdahl mit zwei älteren, dunklen und ■. Die Schafschur«, Der Sämann , Die letzte Mühe
akademischen Arbeiten. Ueber die Leistungen von des Tages« — der ein Reisigbündel schleppende
H. Giide, N. Gude, Müller-Münster, Richard Bauer — erinnern, hat ihn zu den Höhen der

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