-b-5^> AUGUST SCHAEFFER <S*-«-
ÜNCHEN. Der Bildhauer Ignatius Taschner
wurde als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in
der „Wolfgangsee bei vorüberziehendem Ge- Und dabei diese Formbeherrschung, dieses
witter" und der „Salzburger St. Petersfried- sichere zeichnerische Detailgefühl und doch
hof" waren im Besitz der verstorbenen diese einheitlich starke Gesamtwirkung!
Kaiserin, ein Altausseer Motiv besitzt die Es liegt eine köstliche Frische, ein unbe-
Erzherzogin Gisela. Eine Buchenwaldpartie schreiblicher Duft auf diesen wie im Früh-
bei Purkersdorf leuchtet in üppigem Früh- lingssafte erschauernden Baumgruppen, mit
sommergrün bei feuchtem Morgen, bei einem ihrem zart durchbrochenen Geäst, das Luft
Helgoländer Küstenbild ist mir die ausge- und Licht durchwittern. Welch kraftvoller An-
zeichnete Perspektive in Erinnerung. Für schlag dagegen der Fichtenwald im November-
das naturhistorische Museum hat Schaeffer schnee! Den Wolfgangsee hatSchaeffer wieder-
sechs große Wandgemälde geschaffen und für holt gemalt; hier überrascht die Spiegelung
das Parlament mehrere Entwürfe. im Wellenflimmer. Ich halte inne! Glück-
Mittlerweile war mit Beginn 1881 unser auf glücklicher Siebziger! Hätten wir nur
Künstler, welcher ein Dezennium an derKunst- ein Halbdutzend solcher in der neuen Kunst
akademie zuerst als Skriptor, dann als Kustos Verjüngter, wie du, wir könnten von einem
gewirkt, als Kustos und Direktorstellvertreter vor allen Tagesströmungen und -Spaltungen
der kaiserlichen Belvedere-Galerie in den sicheren Wiener Kunsterbe sprechen.
Hofdienst getreten. Nach dem Tode Engerths
zum Direktor ernannt wurde Schaeffer zu der -
schwierigen Aufgabe der Umstellung der in-
zwischen in Hasenauers Kunstpalast über- PERSONAL- UND
siedelten Belvedere-Galerie berufen. Diese
Neuordnung war unausweichlich geworden, ATELIER - NACHRICHTEN
sollte dem Besucher der durch die Engerth-
schen Mißgriffe geschmälerte Genuß einer IV1
Reihe von ersten Kunstwerken unverkümmert Breslau berufen. — Am
geboten werden. Schaeffer, der feine Kunst- 12. April ist in Bozen
empfinder und -Gelehrte, löste die Aufgabe in der Bildhauer Professor
!■• j n> • j n u ■ , on^ Syrius Eberle,Lehrer
so glänzender Weise, daß man vom Mai 1894, an der hiesigen Aka-
wo die Neuaufstellung vollendet war, einen demie der bildenden
neuen Abschnitt in der Geschichte der kaiser- Künste, gestorben. Ge-
liehen Galerie datieren kann. Erst seit jenem boren l844 zuu ™™nt?n
_ . , „ . .. , . , im Algau, erhielt Eberle
Tage in der Tat ist uns dieser unvergleich- seine künstlerische
liehe Bilderschatz wahrhaft erschlossen wor- Ausbildung bei Widn-
den. Und inmitten dieser aufreibenden mann in München,
Tätigkeit reifte die Kunst Schaeffers zu machte «cn frühzeitig
,„. , . ■ , , -. einen Namen durch
Werken, wie sie uns zwei Jahre spater, verschiedene kirchliche
1896, zur freudigsten Ueberraschung aller Figuren, die er auftrags-
beschert werden sollten. Wir reproduzieren weise für Brasilien und
einige der hervorragendsten, welche unserem Pe.ru sch,uf' "n,d,f jStlgt?
. , , „ . a , ... seinen Rur bald darauf
Landschaftsmeister zu höherer Ehre ge- QurCh ein glücklich syrius eberle
reichen als Orden und Ehrungen, die ihm komponiertes Krieger- <t am 12. April)
als einem der Hingehendsten an Kunst und denkmal für Kempten.
Pflicht so freier, verdient zuteil geworden. KöniS Ludwig II. bedachte den Künstler mit
. . ,, . , ö ,v.. mancherlei dekorativen Auftragen. Als Nachfolger
Vorwiegend sind s Motive aus dem Wiener Knabls übernahir Eberle inf Beginn der acht-
Walde, dem kaum je ein Maler seine in- ziger Jahre eine Professur an der Münchener Aka-
timsten Reize und Stimmungen so glücklich demie. Von der schlichten und ehrlichen Kunst
abgelauscht hat, wie August Schaeffer, der des Verewigten zeugen das Gabelsberger-Denkmal
, , ,v, .. . , in München, das die Gedankenarbeit der beiden
malende Poet der Waldseele. Die pracht- Forscher so ehrfurchtgebietend verkörpernde Denk-
vollen, saftigen Eichen- und Buchenwald- mal der Brüder Grimm in Hanau (Abb. >K. f. A.<
partien unseres Meisters sind allbekannt XII. Jahrg. H. 3) sowie die beiden großzügig model-
und reproduziert, sie geben seinem früheren Herten allegorischen Gestelten dp Handels und der
_ , _ r . _ .. 0 . Floßfahrt an den westlichen Pvlonen der Ludwigs-
Schaffen das Gepräge, diese duftigen Früh- brücke in München. In dem letzten Jahre beschäf-
lingsmotive aus seinen letzten Jahren sind tigte den Künstler das ihm aus einer Konkurrenz
entzückende Neukunst. Den feinfühligen heraus übertragene Kaiser Wilhelm-Denkmal für
Koloristen erkennen wir sofort selbst im Nürnberg, das Eberle in dem lebensgroßen Hilfs-
_ . ,-,jjn,, c-j Modell fertig hinterlaßt, und das somit in seinem
Schwarzbild, da fehlt, man empfindet es, sinne vollendet werden kann. Von den gelegem-
kein Ton in der leise klingenden Skala. liehen sonstigen Schöpfungen Eberles sei ein
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ÜNCHEN. Der Bildhauer Ignatius Taschner
wurde als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in
der „Wolfgangsee bei vorüberziehendem Ge- Und dabei diese Formbeherrschung, dieses
witter" und der „Salzburger St. Petersfried- sichere zeichnerische Detailgefühl und doch
hof" waren im Besitz der verstorbenen diese einheitlich starke Gesamtwirkung!
Kaiserin, ein Altausseer Motiv besitzt die Es liegt eine köstliche Frische, ein unbe-
Erzherzogin Gisela. Eine Buchenwaldpartie schreiblicher Duft auf diesen wie im Früh-
bei Purkersdorf leuchtet in üppigem Früh- lingssafte erschauernden Baumgruppen, mit
sommergrün bei feuchtem Morgen, bei einem ihrem zart durchbrochenen Geäst, das Luft
Helgoländer Küstenbild ist mir die ausge- und Licht durchwittern. Welch kraftvoller An-
zeichnete Perspektive in Erinnerung. Für schlag dagegen der Fichtenwald im November-
das naturhistorische Museum hat Schaeffer schnee! Den Wolfgangsee hatSchaeffer wieder-
sechs große Wandgemälde geschaffen und für holt gemalt; hier überrascht die Spiegelung
das Parlament mehrere Entwürfe. im Wellenflimmer. Ich halte inne! Glück-
Mittlerweile war mit Beginn 1881 unser auf glücklicher Siebziger! Hätten wir nur
Künstler, welcher ein Dezennium an derKunst- ein Halbdutzend solcher in der neuen Kunst
akademie zuerst als Skriptor, dann als Kustos Verjüngter, wie du, wir könnten von einem
gewirkt, als Kustos und Direktorstellvertreter vor allen Tagesströmungen und -Spaltungen
der kaiserlichen Belvedere-Galerie in den sicheren Wiener Kunsterbe sprechen.
Hofdienst getreten. Nach dem Tode Engerths
zum Direktor ernannt wurde Schaeffer zu der -
schwierigen Aufgabe der Umstellung der in-
zwischen in Hasenauers Kunstpalast über- PERSONAL- UND
siedelten Belvedere-Galerie berufen. Diese
Neuordnung war unausweichlich geworden, ATELIER - NACHRICHTEN
sollte dem Besucher der durch die Engerth-
schen Mißgriffe geschmälerte Genuß einer IV1
Reihe von ersten Kunstwerken unverkümmert Breslau berufen. — Am
geboten werden. Schaeffer, der feine Kunst- 12. April ist in Bozen
empfinder und -Gelehrte, löste die Aufgabe in der Bildhauer Professor
!■• j n> • j n u ■ , on^ Syrius Eberle,Lehrer
so glänzender Weise, daß man vom Mai 1894, an der hiesigen Aka-
wo die Neuaufstellung vollendet war, einen demie der bildenden
neuen Abschnitt in der Geschichte der kaiser- Künste, gestorben. Ge-
liehen Galerie datieren kann. Erst seit jenem boren l844 zuu ™™nt?n
_ . , „ . .. , . , im Algau, erhielt Eberle
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liehe Bilderschatz wahrhaft erschlossen wor- Ausbildung bei Widn-
den. Und inmitten dieser aufreibenden mann in München,
Tätigkeit reifte die Kunst Schaeffers zu machte «cn frühzeitig
,„. , . ■ , , -. einen Namen durch
Werken, wie sie uns zwei Jahre spater, verschiedene kirchliche
1896, zur freudigsten Ueberraschung aller Figuren, die er auftrags-
beschert werden sollten. Wir reproduzieren weise für Brasilien und
einige der hervorragendsten, welche unserem Pe.ru sch,uf' "n,d,f jStlgt?
. , , „ . a , ... seinen Rur bald darauf
Landschaftsmeister zu höherer Ehre ge- QurCh ein glücklich syrius eberle
reichen als Orden und Ehrungen, die ihm komponiertes Krieger- <t am 12. April)
als einem der Hingehendsten an Kunst und denkmal für Kempten.
Pflicht so freier, verdient zuteil geworden. KöniS Ludwig II. bedachte den Künstler mit
. . ,, . , ö ,v.. mancherlei dekorativen Auftragen. Als Nachfolger
Vorwiegend sind s Motive aus dem Wiener Knabls übernahir Eberle inf Beginn der acht-
Walde, dem kaum je ein Maler seine in- ziger Jahre eine Professur an der Münchener Aka-
timsten Reize und Stimmungen so glücklich demie. Von der schlichten und ehrlichen Kunst
abgelauscht hat, wie August Schaeffer, der des Verewigten zeugen das Gabelsberger-Denkmal
, , ,v, .. . , in München, das die Gedankenarbeit der beiden
malende Poet der Waldseele. Die pracht- Forscher so ehrfurchtgebietend verkörpernde Denk-
vollen, saftigen Eichen- und Buchenwald- mal der Brüder Grimm in Hanau (Abb. >K. f. A.<
partien unseres Meisters sind allbekannt XII. Jahrg. H. 3) sowie die beiden großzügig model-
und reproduziert, sie geben seinem früheren Herten allegorischen Gestelten dp Handels und der
_ , _ r . _ .. 0 . Floßfahrt an den westlichen Pvlonen der Ludwigs-
Schaffen das Gepräge, diese duftigen Früh- brücke in München. In dem letzten Jahre beschäf-
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Koloristen erkennen wir sofort selbst im Nürnberg, das Eberle in dem lebensgroßen Hilfs-
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Schwarzbild, da fehlt, man empfindet es, sinne vollendet werden kann. Von den gelegem-
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