«a-£3ö> DIE GROSSE BERLINER AUSSTELLUNG
HENRI DE. TOULOU.SE-LAlUTREC „MOULIN DE LA GALETTE"
Ausstellung der Berliner Secession\
schließt in dieser Ausstellung trotz des massen- zunehmen, auch ist das Modell bei der Wieder-
haft vorhandenen Mittelgutes und der zahl- gäbe der Beine vielleicht nicht ganz über-
reichen akademischen Figuren und Gruppen wunden; aber wie viele Bildhauer sind in
sehr günstig ab. Adolf Brütt, der sich un- Deutschland, die bei einer solchen Durch-
geachtet aller Denkmalsaufträge und unberührt bildung der Einzelheiten ein so organisch
von allen belgischen und französischen Ein- gefügtes Ganzes zu geben vermögen! Die
flüssen seine Eigenart bewahrt hat, ist mit Breslauer werden einen herrlichen Brunnen
einer marmornen „Diana" erschienen, die erhalten. Eine ganz neue Erscheinung ist
eine ebenbürtige Schwester seiner „Eva" und Hermann Splieth, der eine Halbfigur, ein
seiner „Schwerttänzerin" vorstellt. Die Göttin Mädchen, das sinnend die Wange auf die an-
hat eben ihren Gürtel gelöst, den sie noch einandergelegten Hände lehnt, in Sandstein
in der herabhängenden Linken hält und streicht ausstellt. Die sehr talentvolle, von sicherem
mit sanftem Druck mit der Rechten über die Formgefühl zeugende Arbeit zeigt eine inner-
Weiche, die er gepresst hat. Ein prächtiges licheVerwandtschaft mit ähnlichen feinsinnigen
Bewegungsmotiv, das von allen Seiten wunder- Schöpfungen des Müncheners Mathias Strei-
volle Linien ergibt. Der Schöpfer des Harn- eher. Der Bildhauer Otto LESSiNGhat eine Art
burger Bismarckdenkmals Hugo Lederer Kollektivausstellung, die seine guten älteren
zeigt eine Marmorbüste des Komponisten Arbeiten, darunter die Halbfiguren von Knaus
Hans Pfitzner voller Leben und doch in einem und Moltke und die handwerksmäßig kalten
edlen plastischen Stil, in schöner breiter Be- Leistungen seiner letzten Zeit enthält. Die
handlung, die angenehm an die belgische Münchener Plastik ist durch Netzer's „Narziß-
Schule erinnert; ferner das Gipsmodell des brunnen" und Hinterseher's etwas weich-
nackten Fechters von seinem Universitäts- liehen „Waldidyllbrunnen", sowie durch Rü-
brunnen für Breslau. In der Art wie dieser aianns „Gysis-Herme" recht vorteilhaft ver-
Prachtkerl vorschreitet und die Klinge gegen treten.
den Boden setzt, daß sie sich biegt, meint man Die Vorführungen der Kunstgewerbler und
Anklänge an Rodins St. Jean Baptiste wahr- Architekten waren, wie gewöhnlich, bei Er-
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HENRI DE. TOULOU.SE-LAlUTREC „MOULIN DE LA GALETTE"
Ausstellung der Berliner Secession\
schließt in dieser Ausstellung trotz des massen- zunehmen, auch ist das Modell bei der Wieder-
haft vorhandenen Mittelgutes und der zahl- gäbe der Beine vielleicht nicht ganz über-
reichen akademischen Figuren und Gruppen wunden; aber wie viele Bildhauer sind in
sehr günstig ab. Adolf Brütt, der sich un- Deutschland, die bei einer solchen Durch-
geachtet aller Denkmalsaufträge und unberührt bildung der Einzelheiten ein so organisch
von allen belgischen und französischen Ein- gefügtes Ganzes zu geben vermögen! Die
flüssen seine Eigenart bewahrt hat, ist mit Breslauer werden einen herrlichen Brunnen
einer marmornen „Diana" erschienen, die erhalten. Eine ganz neue Erscheinung ist
eine ebenbürtige Schwester seiner „Eva" und Hermann Splieth, der eine Halbfigur, ein
seiner „Schwerttänzerin" vorstellt. Die Göttin Mädchen, das sinnend die Wange auf die an-
hat eben ihren Gürtel gelöst, den sie noch einandergelegten Hände lehnt, in Sandstein
in der herabhängenden Linken hält und streicht ausstellt. Die sehr talentvolle, von sicherem
mit sanftem Druck mit der Rechten über die Formgefühl zeugende Arbeit zeigt eine inner-
Weiche, die er gepresst hat. Ein prächtiges licheVerwandtschaft mit ähnlichen feinsinnigen
Bewegungsmotiv, das von allen Seiten wunder- Schöpfungen des Müncheners Mathias Strei-
volle Linien ergibt. Der Schöpfer des Harn- eher. Der Bildhauer Otto LESSiNGhat eine Art
burger Bismarckdenkmals Hugo Lederer Kollektivausstellung, die seine guten älteren
zeigt eine Marmorbüste des Komponisten Arbeiten, darunter die Halbfiguren von Knaus
Hans Pfitzner voller Leben und doch in einem und Moltke und die handwerksmäßig kalten
edlen plastischen Stil, in schöner breiter Be- Leistungen seiner letzten Zeit enthält. Die
handlung, die angenehm an die belgische Münchener Plastik ist durch Netzer's „Narziß-
Schule erinnert; ferner das Gipsmodell des brunnen" und Hinterseher's etwas weich-
nackten Fechters von seinem Universitäts- liehen „Waldidyllbrunnen", sowie durch Rü-
brunnen für Breslau. In der Art wie dieser aianns „Gysis-Herme" recht vorteilhaft ver-
Prachtkerl vorschreitet und die Klinge gegen treten.
den Boden setzt, daß sie sich biegt, meint man Die Vorführungen der Kunstgewerbler und
Anklänge an Rodins St. Jean Baptiste wahr- Architekten waren, wie gewöhnlich, bei Er-
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