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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Berichtigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0458

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-*-S^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN -CÖ^

an Forain), ganz straßburgisch in seinen Stoffen ist
Paul Braunagel. Fast ohne Farbe, mit Kohle
und Tusche, stellt er die köstlichen Typen des
Straßburger Lebens hin: Dienstmänner und Toten-
träger, Spitalpfründner, denen man den alten fran-
zösischen Soldaten noch ansieht, vor allem aber
den Steckelburger Kleinbürger mit seiner „Madam".
Scharfer Blick, spitzer Stift; und doch kein seelen-
loser Hohn, sondern herzhaftes, fröhliches Mitlachen!
Ganz deutsch ist Georg Daubner, dessen Land-
schaften Unmittelbarkeit der Auffassung, Schärfe und
Plastik der Form, Wahrheit der stofflichen Charak-
terisierung und oftmals Feinheit im Atmosphärischen
eigen sind. Und endlich Leo Schnug, der in
seinen zeichnerisch und malerisch sehr feinen Aqua-
rellen als eine innerlich reiche Persönlichkeit er-
scheint. Ich glaube, die Alltagswelt ist ihm gleich-
gültig; aber er ist „inwendig voller Figuren". Er
träumt und denkt sich zurück in abgeschiedene
Zeiten, in die Welt des Volksliedes, der Romantik.
Geschiente Ritter, Alchymisten, Eremiten und andere
altmodische Leute sind seine Lieblinge; mit milder
Ironie steht er ihnen gegenüber. Es muß köstlich
sein, so träumen zu dürfen und zu können. Allzu
wohlfeil wäre das Lob, daß seine Werke gut gemacht
seien. Sie sind Schöpfungen einer feinen Poeten-
seele, und jene Sehnsucht wird vor ihnen wach, die
von aller echten Kunst wachgerufen wird. e. p.

r\ARMSTADT. Kunstvereinshaus und Kupfer-
Stichkabinett bergen für mehrere Wochen eine
hochinteressante Jubiläumsausstellung derMuseums-
direktion. Sie gilt der Centenarfeier des 1863 in Darm-
stadt gestorbenen einheimischen Malers August
Lucas, dessen hundertsten Geburtstag dieses Früh-
jahr gebracht hat. Entleihungen aus der Gemälde-
galerie und Privatbesitz haben das Zustandekommen
dankenswert ermöglicht. Freudig überrascht über
die Fülle trefflicher Werke eines selbst in der Heimat
fast vergessenen Meisters durchschreitet man die
hübsch geordneten Ausstellungen. Lucas, im zweiten
Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts zuerst vom
Darm Städter Galeriedirektor Müller unterwiesen, dann
auf den Akademien in Düsseldorf und München
weitergebildet, verdankt die Reife seines Könnens
doch erst seinen italienischen Studienjahren im
Kreise der Schüler J. A. Kochs, dessen »heroischer«
Stilisierung er immer in feiner Anpassung an das
gewählte Motiv folgt. Ueber hundert Bilder und
Zeichnungen seiner Hand sind vereinigt, haupt-
sächlich Landschaften aus Italien, dem Odenwald
und von der hessischen Bergstraße. Zwingt die sorg-
same, bis ins Kleinste dringende Ausführung zur
gebührenden Anerkennung eines großen äußeren
Könnens, das in der duftigen, durchsichtigen Wieder-
gabe der Lufttöne oft ganz neuzeitlich anmutet, so
wirken doch mit mehr innerer Kraft, ganz unwill-
kürlich zur Vertiefung in das geschaute Bild ein-
ladend, die beredte Freude an der Arbeit, die dem
naturfrohen Wesen des Malers entquellende Liebe
zur Darstellung und künden die Schaffensart des
toten Meisters. Seine kleinen Figurenbilder erzählen
anschaulich und gefällig ein Stück Kulturgeschichte
aus den zwanziger und dreißiger Jahren, und die
lebensvollen Porträts rühmen seine flinke und sichere
Charakterisierungskunst. Die Ausstellung erfüllt
eine schöne Ehrenpflicht gegen den Toten, dem des
Lebens Sonne nicht sehr freundlich gelächelt. —
In einem Nebenraum der Kunsthalle ist zurzeit
auch eine kleine Kollektivausstellung älterer und
neuerer Porträts von Prof. Hanns Fechner aus-
gestellt. Ganz neu und darum besonders interessant

ist darunter ein flottes, sehr ähnliches Bildnis des
Großherzogs von Hessen, in Pastell ausgeführt. —
Der vor kurzem in die Künstlerkolonie berufene
Dresdener Maler J. V. Cissarz wird im Laufe des
Sommers eine größere Sonderausstellung im Ernst
Ludwigs-Hause veranstalten. — r —

DRESLAU. Wie bereits in den Jahren 1892 und
1897 hat das Schlesische Museum der bildenden
Künste auch diesmal zu Ostern eine Ausstellung
von Bildern moderner Meister aus Breslauer Privat-
besitz veranstaltet. Der Katalog zählt einhundertund-
achtundsiebzig Nummern auf, gegen einhundertein-
undsechsig resp. einhundertsechsunddreissig der
beiden ersten Verananstaltungen, trotzdem einige
besonders hervorragende Sammler, wie die Herren
Conrad Fischer, Albert Neisser, Josef Lipmann, Max
Pringsheim aus äußeren Gründen diesmal nicht ver-
treten sind. Daher fehlten z. B. unter den ausgestellten
Werken auch ganz solche von Fritz Erler, dessen
Arbeiten sich im Besitze des Geheimrats Neisser all-
mählich zu einem kleinen Museum angesammelt
haben. Dagegen ist Erich Erler-Samaden mit fünf
Hauptbildern sehr gut vertreten und auch sonst zeugt
die Ausstellung dafür, daß die moderne Malerei bei den
Breslauer Kunstfreunden Verständnis und Aufnahme
zu finden beginnt. Als hervorragende Werke seien
genannt ein sehr schöner Fritz Overbeck (>In den
Wiesen:, Bes. Hr. Heinr. Hänisch), ein meisterlicher
Studienkopf eines alten Mannes von Uhde, ein

fritz klimsch bronze
Ausstellung der Berliner Secession

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