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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler - Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0534

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-s-5£> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN

^^IEN. Anton Scharff, der bekannte Medail- HansTemples: Anton ScharPF bildet den Mittelpunkt

" leur, ist am 7. Juli, nur achtundfünfzig Jahre der geschickt komponierten Gruppe,
alt, gestorben. Vom Lebenswerk des Künstlers in

dieser Zeitschrift eingehender zu sprechen, wird 1VÄÜNCHEN. Der Landschaftsmaler Prof. Hugo
sich alsbald in anderem Zusammenhang Gelegenheit ■'"^ Bürgel ist am 3. Juli gestorben, ein Verlust
geben, über die Bedeutung Scharffs sei daher heut für die Alünchener Kunst, der alle schmerzlich be-
nur kurz bemerkt, daß er, nicht nur für Oesterreich, rühren wird, denen die schlichte und doch ein-
als einer der bedeutsamsten Vertreter der von ihm drucksvolle Kunst des Geschiedenen sympathisch
gepflegten Kunst galt. Ein gesunder Naturalismus, gewesen ist. Erst vor wenigen Monaten (in Hefe 9
ein seltener Blick für das Individuelle, der im Laufe d. lauf. Jahrg.) war eingehend von ihr auch in diesen
der Jahre für die Bildnisschöpfungen des Künstlers Blättern die Rede, wir verweisen auf die dort ge-
zu einer außerordentlichen Porträtsicherheit führte, gebene Charakteristik. Auch das Porträt des Künst-
eine frische, phantasiereiche Darstellungsgabe— alles lers ist dort zu finden. Hugo Bürgel ward am
das trat in seinen Werken bereits zu einer Zeit 14. April 1853 in Landshut geboren und widmete
hervor, wo vielfach Akademisch noch Trumpf war. sich der militärischen Laufbahn, der er aber 1887
So drang er frühzeitig durch und machte Schule. als Oberleutnant entsagte, um sie ganz mit der
Am 10. Juni 1845 in Wien geboren, ist Scharff mit künstlerischen Tätigkeit zu vertauschen, mit der er
siebzehn Jahren als Eleve in das damals von Jos. sich zuvor schon als Schüler von Prof. Aug. Fink
Dan. Böhm geleitete Hauptmünzamt eingetreten, sein beschäftigt hatte. Der Name des Verstorbenen ist
Lehrer an der Akademie war nebenher Franz Bauer, eng verknüpft mit den in der Alünchener Kunstge-
1866 wurde Scharff Graveur-Gehilfe, 18S1 Münz- nossenschaft, auch nach Gründung der iSezessionc
graveur, 1887 Kammer-Medailleur und 1896 Direktor noch, geführten Kämpfen, die zur Entstehung der
der Graveur-Akademie. Scharff war einer der pro- Luitpoldgruppe führten. Im Beginn des Jahres 1896
duktivsten Künstler auf seinem Gebiete: das von an die Spitze der Künstlergenossenschaft gestellt,
A. R. von Loehr in seinem Werke ^Wiener Medail- verfolgte Bürgel in dieser Stellung vor allem
leure< 1899 zusammengestellte Verzeichnis der Me- das Ziel einer Reorganisation der Glaspalastaus-
daillenschöpfungen Scharffs weist bis dahin die Zahl Stellung. Die Majorität der Genossenschaft trat
von 328 auf. Das Bildnis des Künstlers geben wir hindernd entgegen, es blieb somit Bürgel nur
in dem untenstehend reproduzierten Atelier-Bilde die Wahl, entweder den Wünschen und dem

Willen der Majorität nachzugeben und
damit auf seine Ideale zu verzichten
oder sich selbst treu zu bleiben
und sein Amt niederzulegen. Er tat
das letztere im Dezember 1896 und
wurde nun naturgemäß der Führer der
Künstler, die sich zur Luitpoldgruppe
zusammenschlössen. Als deren Präsi-
dent hat Bürgel Jahre hindurch ver-
dienstvoll auch in dieser Weise für die
Münchener Kunst gewirkt. — Die
Malerin Olga Weiss ist am 30. Juni
gestorben. Die segensreiche Tätigkeit,
welche diese Künstlerin als Lehrerin
an der hiesigen Kunstgewerbeschule
entfaltete, ist der größeren Oeffent-
lichkeit wenig bekannt geworden, mit
welch' hingebendem Eifer und schönen
Erfolgen die Verewigte sich ihrer Auf-
gabe widmete, davon zeugte die unbe-
grenzte Verehrung, mit der die ihrer
künstlerischen Führung anvertraute
Jugend jederzeit an ihr hing. Am
18. September 1853 als Tochter des
herzoglichen Leuchtenbergschen Hof-
malers Joseph Weiß geboren, wurde
Olga Weiß schon in frühester Jugend
im Atelier des Vaters so mit Pinsel
und Farbe vertraut, daß bei ihren
natürlichen Anlagen kein Zweifel über
ihren zukünftigen Berufobwalten konnte.
Ihre letzten schulmäßigen Studien
machte sie in der hiesigen Kunstge-
werbeschule, kurz bevor sie dort —
November 1879 — den Unterricht im
Blumenzeichnen und später auch
Blumenmalen übernahm.

/"GESTORBEN: Zu Brüssel am 17.Juni,
siebenundsechzig Jahre alt, der
Landschaftsmaler Eugene Verdyen;
in Jena am 14. Juni, vierundachtzig
h. temple ein besuch im Atelier scharff lahre alt, der Aesthetiker Dr. Max

(Anion Scharff f 7. Juli) SCHASLER.

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