Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 18.1902-1903
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https://doi.org/10.11588/diglit.12081#0594
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Haenel, Erich: Zum 100. Geburtstag Ludwig Richters: geb. zu Dresden den 28. September 1803
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Nach einer Photographie aus
dem Ende der siebziger Jahre
LUDWIG RICHTER
ZUM 100. GEBURTSTAG LUDWIG RICHTERS
geb. zu Dresden den 28. September 1803
Tur im ziemlich stark nach idealistischer Aesthetik
Strome und religiösem Ueberschwang schmeckende
einer groß- These floß, ist heute nicht mehr die unsere.
bewegten Und wir würden auch diesen Erguß einer
Zeit, in wel- anscheinend von Hegels konkretem Idealis-
chereinSeh- mus und seiner künstlerischen Gefolgschaft
nen,Drängen berührten Künstlerseele kaum näherer Be-
und Ringen trachtung würdigen, wenn er nicht in einem
entsteht Buche zu finden wäre, das den Formelkram
nach den der Aesthetik und die Verstiegenheit in der
höchsten artistischen Gedankenwelt des heranwachsen-
Gütern des den neunzehnten Jahrhunderts klarer, verstän-
Daseins, nur diger und menschlicher als irgend ein andres
in einer sol- jener Zeit kritisiert. Ludwig Richter, dessen
chen können Geburtstages Säkularfeier wir am 28. Sep-
Geister sich tember begehen, hat in seiner Selbstbiographie
entwickeln, „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers"
welche die die Wirrsale geschildert, die den Weg eines
Kraft haben, Künstlers zur Zeit Metternichs und der Reak-
die höchsten tion umgaben. Unter dem Druck der Karls-
Ideen zu ge- bader Beschlüsse und in den Stürmen der Ver-
l. Richter „ich gratuliere" (1858) stalten und fassungskämpfe ist seine Kunst zart, anmutig
Bieizekhnung. Eigent.: Frau Prof. Beneke in den göttli- und kindlich geblieben. Die deutsche Volks-
Braunschweig chen Gestal- seele, vom ideenschweren Klassizismus ab-
ten Fleisch gestoßen, hat in ihr ihre Heimat gefunden,
und Blut zu verleihen. Das Wort muß Fleisch und zu ihr lenken wir auch heute noch
werden!" Die Gesinnung, aus der heraus diese gern die Schritte, wenn die Sehnsucht nach
Dia Kunst für Alle XVIII. 24. 15. September 1903. 563 71*
dem Ende der siebziger Jahre
LUDWIG RICHTER
ZUM 100. GEBURTSTAG LUDWIG RICHTERS
geb. zu Dresden den 28. September 1803
Tur im ziemlich stark nach idealistischer Aesthetik
Strome und religiösem Ueberschwang schmeckende
einer groß- These floß, ist heute nicht mehr die unsere.
bewegten Und wir würden auch diesen Erguß einer
Zeit, in wel- anscheinend von Hegels konkretem Idealis-
chereinSeh- mus und seiner künstlerischen Gefolgschaft
nen,Drängen berührten Künstlerseele kaum näherer Be-
und Ringen trachtung würdigen, wenn er nicht in einem
entsteht Buche zu finden wäre, das den Formelkram
nach den der Aesthetik und die Verstiegenheit in der
höchsten artistischen Gedankenwelt des heranwachsen-
Gütern des den neunzehnten Jahrhunderts klarer, verstän-
Daseins, nur diger und menschlicher als irgend ein andres
in einer sol- jener Zeit kritisiert. Ludwig Richter, dessen
chen können Geburtstages Säkularfeier wir am 28. Sep-
Geister sich tember begehen, hat in seiner Selbstbiographie
entwickeln, „Lebenserinnerungen eines deutschen Malers"
welche die die Wirrsale geschildert, die den Weg eines
Kraft haben, Künstlers zur Zeit Metternichs und der Reak-
die höchsten tion umgaben. Unter dem Druck der Karls-
Ideen zu ge- bader Beschlüsse und in den Stürmen der Ver-
l. Richter „ich gratuliere" (1858) stalten und fassungskämpfe ist seine Kunst zart, anmutig
Bieizekhnung. Eigent.: Frau Prof. Beneke in den göttli- und kindlich geblieben. Die deutsche Volks-
Braunschweig chen Gestal- seele, vom ideenschweren Klassizismus ab-
ten Fleisch gestoßen, hat in ihr ihre Heimat gefunden,
und Blut zu verleihen. Das Wort muß Fleisch und zu ihr lenken wir auch heute noch
werden!" Die Gesinnung, aus der heraus diese gern die Schritte, wenn die Sehnsucht nach
Dia Kunst für Alle XVIII. 24. 15. September 1903. 563 71*