VON AUSSTELLUNGEN
UND SAMMLUNGEN
I
M DERLIN. Seitdem die Jahr
() *^ hundertausstellunein Berlir
I
VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
hundertausstellungin Berlin
mit ihrem ungeahnten und bei-
spiellosen Erfolge vorangegan-
gen ist, hat das neuerwachte
Interesse an deutscher Kunst
■f) des ausgehenden 18. und des
M 19. Jahrhunderts allerorten eine
iX ganze Reihe retrospektiver Aus-
stellungen gezeitigt. Auch Ber-
lin selbst hatte bereits einige
solche zu verzeichnen, so jüngst
die Schadow - Ausstellung der
Akademie. Nun folgt im Kunst-
salon Schulte eine umfassende
Ausstellung von Gemälden des
bekannten Porträtmalers Anton
Graff. Die Ausstellung ist wich-
tig genug, um auf sie ausführ-
licher zurückzukommen. Wir
werden in einem der nächsten
\1 Hefte dieser Zeitschrift einen j
() Aufsatz und Abbildungen der
ff hauptsächlichen, ausgestellten
A Werke veröffentlichen. Auch im
K\ Cassirerschen Kunstsalon findet
%
(i ausnahmsweise eine Ausstel- / /
►N, lung statt, die ein mehrhistori-
\i sches Interesse beansprucht. Es
}) ist die Hamburger Sammlung
A/IÜNCHEN. In Thannhau-
sers >Moderner Galerie^ hat
wieder einmal Slevogt seine
Visitenkarte für München abge-
geben: zwanzig neue Werke,
Schöpfungen des Jahres 1909,
Porträte, Figurenbilder, Land-
schaften. Die Landschaften in-
teressieren besonders, denn Sie- }
vogt der Landschafter ist eine (
fast neue Erscheinung. Begreif- l
lieh aber ist's, daß der Künstler
einmal sein leuchtendes Kolorit
am freien Licht, das über Wie-
sen und Felder flutet, an der
majestätischen Pracht der Wol-
ken und des Himmels versuchen
wollte. Und darüber ist Slevogt,
den wir bisher als einen un-
serer charakteristischesten Por-
trätisten von fast rembrandti-
scher Psychologisierung kann-
ten, auch zum Landschafter ge-
worden. Hitzige Farben liebt
er, und das, was wir gemeinhin
>Knalleffekte der Natur« nen-
nen, in die diffizilere Sprache
der Kunst zu übersetzen, ver-
steht er meisterhaft. Nebenden
Landschaften, die mich beson-
ders entzückten, stehen auch
etliche Porträte und Figuren-
stücke; von den letzteren hebe
ich die beiden Variationen des
»Französischen Dragoners zu
Pferd« hervor und das wunder-
|
r) isi uie namourger oammiung len uie Deiaen Variationen aes >\
M Eduard Behrens, ein typisches »Französischen Dragoners zu W
(\ Beispiel für die Kunstsamm- Pferd« hervor und das wunder- y)
f\ Iungen geschmackvoller Lieb- voll bewegte Gemälde, ein blau- \j
(i haber in der zweiten Hälfte des weißer Farbakkord, »Russische /)
KS vorigen Jahrhunderts, wie sie Ballettänzerin«. — Bei Walter f<
w uns heute aber nicht mehr als ————— ' Zimmermann sieht man eine (i
y) nachahmenswertes Beispielhin- a. saint-GAUDENS kleine Kollektion von Werken K)
M gestellt werden sollten, — das bildnisrelief ^ des geschätzten Schweizer-Alt- (a
(X etwas befremdende Vorwort des meisters Rudolf Koller, der
Kataloges tut das, — nachdem Böcklins Freund und Stäblis M
(i wir erkennen gelernt haben, daß die Werte an- Lehrer gewesen. Koller ist uns eigentlich nur als aus- //
h dere sind, als die damals Mitlebenden glauben gezeichneter Tiermaler näher bekannt geworden, und f\
\4 konnten. So steht neben manchen Werken von blei- die Proben, die uns Zimmermanns Ausstellung von (i
V) bendem Werte manches auch wieder, das Zeitge- Kollers Tierbildern vorführt, lassen diesen Ruf durch- ►)
M schmack war und mit der Zeit an Interesse verlor. aus berechtigt erscheinen. Aber Kollers kosmi- \a
fX Die Hauptstücke der Sammlung sind eine Reihe scher Blick ging doch über die Erfassung der Er- p)
von Bildern der Schule von Fontainebleau, Corot, scheinung des Tieres weit hinaus: das Gesamtbild M
der recht gut vertreten ist, auch mit einem schönen der Landschaft mit allem, was drinnen lebt und webt, n
►\ Figurenbilde, Rousseau mit einer sehr eigenartigen also auch die Menschen mit inbegriffen, war seiner \
\a Flachlandschaft, weiter Diaz, Dupre, Daubigny, Dela- Kunst Gebiet. Belege dafür findet man in dieser (1
y) croix. Ferner ein schöner Stevens und eine Reihe Ausstellung, u. a. an dem duftigen, luftigen Land- K)
M Menzels, unter denen vor allem das große Pariser schaftsbild mit einem Steg und einem darüber hin- \4
(X Straßenbild hervorragt. Auch bei Gurlitt ist eine wegschreitenden Mädchen, ein Bildchen, das als Ka- w
{\ Anzahl von Bildern der Schule von Fontainebleau binettstück intimer Landschaftskunst bezeichnet wer- ff
(l ausgestellt, daneben Werke von Artur Kampf, über den darf. Neben den Gemälden gibt's auch Zeichnun- (X
^ die an dieser Stelle nicht von neuem eingehend gen, die mir aber teilweise zu steif und akademisch N
w berichtet zu werden braucht. Auch über die Aus- erscheinen, und einige schüchterne Radierversuche, (i
B Stellung in dem Kunstgewerbehaus von Keller & G. J. w. h
M Reiner, deren schöner Neubau nunmehr fertig- CTUTTGART. Eine größere Sammlung des ver- M
d gestellt ist, ist nur ein Wort zu sagen. Es sind ^ storbenen Stuttgarter Landschafters Otto Rei- ?)
^ gute Namen vertreten, ja die besten, so Liebermann, niger wird in der Stuttgarter Staatsgalerie vereinigt W
Slevogt, Corinth, aber die Werke sind nicht be- werden. Die Galerie erwarb in der Gedächtnisaus- (l
deutend genug, die Auswahl im ganzen nicht vor- Stellung das große Bild »Fränkische Hochebene bei fcv
Vi sichtig und kritisch genug, um als ein sicheres Pro- Scheffach«, und als Stiftung eines Kunstfreundes fi
r) gramm gelten zu können, wie es wohl in der Ab- werden ihr noch zwei weitere Bilder des Meisters
' sieht dieser Eröffnungsausstellung lag. c. g. zufallen. Ferner ist die Schenkung einer ganzen M
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UND SAMMLUNGEN
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M DERLIN. Seitdem die Jahr
() *^ hundertausstellunein Berlir
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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
hundertausstellungin Berlin
mit ihrem ungeahnten und bei-
spiellosen Erfolge vorangegan-
gen ist, hat das neuerwachte
Interesse an deutscher Kunst
■f) des ausgehenden 18. und des
M 19. Jahrhunderts allerorten eine
iX ganze Reihe retrospektiver Aus-
stellungen gezeitigt. Auch Ber-
lin selbst hatte bereits einige
solche zu verzeichnen, so jüngst
die Schadow - Ausstellung der
Akademie. Nun folgt im Kunst-
salon Schulte eine umfassende
Ausstellung von Gemälden des
bekannten Porträtmalers Anton
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A/IÜNCHEN. In Thannhau-
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wieder einmal Slevogt seine
Visitenkarte für München abge-
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Schöpfungen des Jahres 1909,
Porträte, Figurenbilder, Land-
schaften. Die Landschaften in-
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steht er meisterhaft. Nebenden
Landschaften, die mich beson-
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M Eduard Behrens, ein typisches »Französischen Dragoners zu W
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Slevogt, Corinth, aber die Werke sind nicht be- werden. Die Galerie erwarb in der Gedächtnisaus- (l
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