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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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■J- 3\ -4-

Farbenklänge der uns umgebenden Gemälde vernehme. So viel z. B. der
Künstler zu seinem Berufe brauche, leiste ihm sein gesundes und durch
die Erfahrung geschultes Auge hinlänglich. Merkwürdig fei der durch
den Fortschritt der Kultur sich entwickelnde Sinn für die gebrochenen
Farben, während der Wilde die ungebrochene Pracht derselben bevor-
zuge. Auch in der Natur prangen deren unorganische Reiche, das
Himmelsgewölbe, das Meer, die Minerale in blendendem Kolorit,
während schon die vegetabilischen Gebilde sich gern in das sanfte
Uebergangs-Grün kleiden, bis endlich in der Karnation des mensch-
lichen Körpers die gebrochenen Tinten ihre harmonische Vollendung
erreichten. Eben dasselbe zeige sich in der musikalischen Entwickelung,
wo auch die Fortbildung von der einfachen Melodie zum vielseitigen
Gewebe der Harmonie sich ergebe.

Nach der Beendigung des mit vielem Beifall aufgenommenen
Vortrages wies Direktor E. Lange auf die Arbeiten der Wochen-

ausstellung hin, welche durchweg als Meisterwerke des Geschmackes
bezeichnet zu werden verdienten, so das köstliche Titelblatt Professor
A. Seder's zur Piloty und Löhle'schen „Schönheitengalerie", das
Misfale nach Max Fenk, ausgeführt von H. Hutmacher mit Be-
schlägen von Rud. Lotze, die Renovirung einer alten Decke von
Fr. weishaupt, eine durchbrochene und en reliek ausgeführte
weiße Decke von Fräulein Mathilde Ioerres, ein Tisch en boule
von 3- Grünig & Sohn, in edler Silhouette und Durchführung
gehaltene Hängelampe und Ampel von Staeble und eine wundervoll
anmuthige Frauengestalt als Handtuchhalter, gekrönte Preisarbeit, von
Ludwig Sand. Den Rest des Abends verschönte die liebenswürdige
Oxferwilligkeit der Herren Hofmusiker Gebr. Llosner, Wittstadt,
Fuchs, der Herren Schedel und Ravizza, deren virtuose Leist-
ungen das Auditorium zu warmem Danke begeisterten.

(Fortsetzung folgt.)

'Vom Düchrnkisch.

Heraldisches Alphabet, gezeichnet und heraus-
gegeben von Adolf Mathias Hildebrandt, herzoglich
sächs. Professor, im Verlag von Wilhelm Komme! in
Frankfurt a/M., II. Auflage. Das werkchen macht nicht den An-
spruch, als Kunstwerk gelten zu wollen, sondern es will nur in ein-
facher Weise zeigen, wie die Wappenkunst in Verbindung mit Orna-
mentik in verschiedener Weise verwerthet werden kann. Es ist dazu
ein Alphabet von Initialen benützt, in das sich die einzelnen, je nach
Bedürfniß zu verändernden Wappen einfügen. Praktische Verwend-
barkeit haben die mit Geschmack gewählten Zeichnungen als Initialen
für Diplome, Adressen, dann in vereinfachter und verkleinerter Form
auch als Stempel für Briefbogen und für Visitenkarten. Die II. Auf-
lage enthält eine Vermehrung durch den Buchstaben X.

Allerlei Schreinerwerk für den Gebrauch in bürger-
lichen Wo hnun g en, entworfen von Anton Huber, Berlin
bei Th. LlaesenLcLie., Buchhandlung für Architektur und
Kunstgewerbe. Serie I, Lieferung (—5. Dem Verfasser lag es ferne,
Entwürfe kunstvoller Möbel zu liefern, sondern er machte sich zur
Aufgabe, Zeichnungen für Gegenstände zu bieten, welche sich bei ein-
fachen, schönen Formen verhältnißmäßig billig anfcrtigen lassen und
dadurch sofort für die Werkstatt praktisch zu verwerthen sind. Die
Entwürfe bewegen sich daher in den Grenzen des dem mittleren
Bürgerstande Paffenden, Rücksicht nehmend auf Stände, deren pekuniäre
Mittel größeren Luxus nicht gestatten; der Hauxtwerth ist damit auf
schöne profilirung und hübsche Dreh- und Sägearbeit gelegt. Das
Werk erscheint in 6 Serien von je (0 Blatt in Lieferungen L 2 Blatt
zum Preise von ( M. 20, sohin zum Gesammtpreis von 26 M. Die
ersten z Lieferungen mit 6 Blatt enthalten Entwürfe für Büffets in
einfachen und gefälligen Formen, die aber selbstverständlich nicht An-
spruch auf Originalität machen können. Für Gewerbsmeister an
kleineren, von kunstgewerblich entwickelteren Gewerbssitzen abge-
legenen Orten ist demnach das Werk sehr schätzbar, da dasselbe die
Anfertigung von der heutigen Stilrichtung entsprechenden Arbeiten
unabhängig von künstlerischer Beihilfe erleichtert.

Die Wiederentwicklung, welche für die Buchdruckerkunst nach län-
gerem, tiefen Verfalle durch die Bestrebungen der Typographen Didot in
Paris, Breitkopf in Leipzig, Knorr & Hirth in München, Basherville in
London, Flischmann in Haarlem, Bodoni in Parma, Ibarra in Madrid

и. A., in neuerer Zeit wieder angebahnt worden ist, hat, wie aus der in
künstlerischer Richtung in den Gesammtleistungen kaum überholbaren
Entfaltung im (5. und (6. Jahrhundert erklärlich ist, noch allgemeiner
als in anderen Kunstrichtungen das Augenmerk auf die Erzeugniffe
dieser Kunstperiode, theils zum Zweck der Nachahmung, theils zur
Gewinnung von Grundlagen für selbstständigere neuere Schöpfungen,
gelenkt. Es muß daher jedes Unternehmen, welches die älteren
Meisterwerke einem allgemeineren Studium und einer ausgedehnteren
Benützung erschließt, lebhaft begrüßt werden. Diese Aufgabe verfolgt
in Bezug aus die in der Bibliothek des k. k. österr. Museums für
Kunst-Industrie in Wien aufgespeicherten Schätze, Karl Hrachowina,

к. k. Professor an der Kunstgewerbschule dieses Museums,
durch die von ihm im Verlage von Karl Graes er heraus-
gegeben e Initialen-Alphabete und Randleisten ver-
schiedener Kunstexochcn, erscheinend in 6 Lieferungen L 8 Blatt
zum Preise von 4 M. per Lieferung. Die bereits erschienenen beiden
ersten Lieferungen enthalten insbesondere Initialen und Randleisten aus
Daniel Preislers „Orthograxhia" zu Nürnberg (666—1727, Initialen
ans dem Wörterbuche von R. Etienne zu Paris 1526—(550, dem
berühmten Miniaturmaler Geofroy Tory zugeschrieben, Alphabet und
Initialen aus I. Theodor de Bry (528—5598 zu Lüttich, Alphabet
aus Juan de Hciar in Durango (550 rc. durchweg Kompositionen von
eminenter Schönheit und reizender Originalität. Ferner in Farben
und Golddruck gothische Initialen aus einem Donatus (Sprachlehre)
für den Unterricht des Ladislaus Posthumus ((440—(-(5?) bestimmt,
mit den Wappen der österreichischen Kronländer (Griginalmanuskrixt
in der k. k. Hofbibliothek zu Wien), ebenfalls Motive von hervor-
ragender künstlerischer Bedeutung und vielseitiger Verwendbarkeit
bietend. Das werk verdient daher das volle Interesse der einschlägigen
Fachkreise.

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