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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Krell, F.: Nekrologe, der im Jahre 1885 dahingeschiedenen, um den Bayerischen Kunstgewerbe-Verein besonders verdienten Mitglieder: Förster, von Eitelberger, Stieler und Felix
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Jahre ^869 als Dr. juris zu Heidelberg. Dazwischen wurde er auch
;866 als Lieutenant auf Kriegsdauer der Armee eingereiht. Ferien-
Reifen in Deutschland und im Auslande erweiterten seinen Gesichtskreis,
ohne ihn seinen geliebten Bergen zu entfremden. Immer klarer
stellte es sich vielmehr heraus, daß er berufen sei, deren Sänger zu
werden.

In der Stufenleiter seines Faches hatte er den „Assessor" erreicht,
als sich ihm ein Posten bot, wie ausgesucht für den Dichter, eine
Stelle im bayerischen Reichsarchiv. Einestheils förderten hiebei die
amtlichen Forschungen auch seine dichterischen Zwecke, andertheils blieb
ihm noch so viel Muße, um die nöthigen Bienenausfliige in's Gebirge
zu machen. Nun gründete er sich auch mit einer anmuthigcn Gattin
ein kfeim, das sich allmählig mit drei lieblichen Töchterchen bevölkerte.
Sein Lebensweg lag in glänzendem Schimmer vor ihm, Dichtungen
und Schilderungen quollen jetzt in ununterbrochener Folge hervor und
täglich mehrte sich die Schaar seiner Freunde und Bewunderer in der
kseimat sowohl, wie im ganzen Gebiete deutscher Zunge. In allen
Städten, wohin er, den dringenden Einladungen zu Vorträgen folgend,
erschien, wurde er mit Begeisterung ausgenommen, während seine
Verse bei dem Volke seiner lfeimat bis in die untersten Schichten
hinein das Bürgerrecht erhielten. Außer den Dialektdichtungen, welche
unter den bezeichnenden Titeln „Bergbleameln" , „Weil's mi freut",
„kfabt's a Schneid?" u. f. w. erschienen, entstanden auch Dichtungen
in Hochdeutsch, wie die „Hochlandslieder" und die „Wanderzeit". Noch
fand der Dichter Zeit und Kraft, eine große Reihe von Reisebeschreib-
ungen und kulturhistorischen Abhandlungen zu verfassen, die alle durch
ihre lebendige Frische und durch poetischen Hauch erquicken. Das Gebirge
war auch hiebei für ihn eine unerschöpfliche Fundgrube, aus der er eben
neue noch größere Schätze zu heben gedachte, als sein Lebensxfad jählings
sich abwärts wandte. Niemand, der ihn zuvor gesehen, mochte Solches
vermuthen. Alan konnte sich keinen gesünder aussehenden Mann denken
als ihn, mit dieser kräftigen untersetzten Figur, der energischen Kopf-
haltung und den von Geist leuchtenden, lebhaft umherblickenden
Augen. Der scharfe Nordost eines Frühlings der Voralpen hat diesen
starken Baum gefällt. Stadt und Land klagte an seiner Bahre. An
uns ist es, seinen Geist unter uns lebendig zu erhalten!

Wilhelm Lelix,

Maler und kunstgewerblicher Zeichner.

Ein schöner Stern, im Aufsteigen begriffen, ist mit Felix für das
deutsche Kunstgewerbe erloschenI Für das deutsche wie das österreich-
ische, wenn man diese Unterscheidung treffen will. Sein Verlust fällt
um so mehr in die Waagschale, als ein derartiges Talent, wie das
seine, für das Ensemble von Ausstattungen, für dekorative Arran-
gements, ebenso wichtig für das Kunstgewerbe, wie selten ist. Man
sieht es seinen Entwürfen an, daß diese Interieurs in ihren Einzel-
heiten nicht zusammengetragen und langsam zusammenprobirt sind,
vielmehr in rascher Entfaltung aus einer fruchtbaren Phantasie heraus-
wuchsen und mühelos ihre schöne schwungvolle Form erhielten. Es
ist naturgemäß, daß seine früheren Produkte noch einigermaßen den
Lharakter dekorativer Phantasien tragen, aber von Jahr zu Jahr
nahm die Gediegenheit seiner Arbeiten zu. Die genauere Kenntniß
der Stilgattungen und der einzelnen Inventarstücke, sowie die prakt-

ischen Erfahrungen, welche Felix durch seinen ungemeinen Fleiß sich
aneignete, machten sich mehr und mehr fühlbar. Welche Meisterschöxs-
ungen hätten wir von dem fertigen Künstler erwarten dürfen! Die
letzten Jahrgänge der Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbevereins
enthalten einige dieser flotten Zeichnungen, welche zum Beleg der
aufgestellten Behauptungen dienen mögen.

Wilhelm Felix wurde am 3. Mai ;85^ zu Wien geboren, als
Sohn eines Kunsttischlers. Er besuchte die Realschule und da sein
zeichnerisches Talent sich alsbald offenbarte, bestimmte ihn sein Vater
zum Architekten. Da der junge Felix aber wohl in der darstellenden
Geometrie sehr leicht faßte, in der Algebra jedoch zurückblieb, gab
seltsamer Weise der betreffende Lehrer dem Vater den Rath, von seinem
Plane abzustehen. Demzufolge brachte dieser den Sohn, der sich bereits
beim Möbelzeichnen sehr verwendbar gezeigt hatte, in die Kunstge-
werbeschule. Hier blieb er von ;8?o bis !8?6. Aus der Schule aus-
getreten, widmete er sich theils deui Zeichnen für eine artistisch-litho-
graphische Anstalt und lieferte aber auch Zeichnungen für Glasätzung.

In dieser Zeit, ^876—80, fiel die Entwicklung der neueren Richt-
ung des Münchener Kunstgewerbes auf dem Boden der deutschen
Renaissance. Felix schloß sich begeistert dieser Richtung an und nahm
sich namentlich die kraftvollen Schöpfungen von Rudolph Seitz zum
Vorbild. Im Jahr (880 widerstand er nicht länger der Anziehungs-
kraft, die München auf ihn ausübte und siedelte im Mai dahin über.
Seine glänzenden Talente nicht nur, sondern auch sein liebenswürdiges
bescheidenes Wesen machten ihn bald in den Kreisen der Koryphäen
des Münchener Kunstgewerbes heimisch. Uebrigens war Felix keines-
wegs einseitiger Fachmann; er besaß eine gute allgemeine Bildung
und interessirte sich lebhaft für Literatur und Musik.

Da unser Künstler als treuer Sohn, dem Wunsche seines Vaters
entsprechend, später in dessen Geschäft eintreten und demgemäß speziell
fachlich sich noch ausbilden wollte, so blieb er nur ein Jahr lang in
München und ging dann im Mai (88 ( nach Paris. Dort nahm er
Stellung bei dem Tischler Jouvenau, bei welchem er, gemäß der gegen-
wärtig in Frankreich herrschenden Richtungslosigkeit in allen französ-
ischen Stilen und außerdem in japanesischem, chinesischem und maur-
ischem Genre Zeichnungen auszuführen hatte. Im Frühjahr (882
folgte er einem Rufe des großen Möbelfabrikanten Pallenberg in Köln,
der durch die Publikationen der Zeitschrift des Bayr. Kunstgewerbe-
vereines auf ihn aufmerksam geworden war, und ihn bereits in Paris
beschäftigt hatte. In Köln fand er ein großes Feld für seine Thätig-
keit und genoß die vollkommenste Anerkennung des Geschäftsinhabers.

Ein katarrhalisches Leiden, das er sich zu Ende der siebenziger
Jahre zugezogen und vernachlässigt hatte, sing nun aber an, bedenk-
liche Dimensionen anzunehmen, und seine Konstitution war nicht dazu
angethan, demselben großen Widerstand zu leisten. Schnell emporge-
schossen und als Knabe schon über eifrigem Zeichnen sich kaum Zeit
zum Essen lassend, Hatto er seinem Körper keine ungestörte Entwicklung
gegönnt. Das Turnen und Bergsteigen betrieb er aber mit so viel
Leidenschaft, daß es mehr schwächend als kräftigend auf ihn wirkte.
Ein Aufenthalt vom August (883 bis Mai (88^ in Gries bei Bozen
milderte sein Leiden erheblich. Mit der Hoffnung auf völlige Genesung
kehrte er nach Köln zurück, aber bald begann dasselbe in dem rauheren
Klima sich wieder zu mehren und am 28. Juni (885 erlag er ihm in
Honnef am Rhein, wohin ihn der Arzt geschickt hatte. — Gleich groß ist
unsere Trauer um den vorzüglichen Künstler, wie um den edlen, lieben
Menschen, der mit ihm dahin gegangen ist.


Vom Düchenkisch.

X Das Deutsche Zimmer der Gothik und Renaissance, des
Barock-, Rococo- und Zopfstils. Anregungen zu häuslicher Kunst-
xflege von Georg Hirth. Etwa 400 Seiten mit -400 Illustrationen.
G. Hirth's Verlag in München und Leipzig.

Die nunmehr nothwendig gewordene dritte Auflage hat den
Beweis erbracht, daß des Herausgebers — der sich um Veröffentlichung
der Schätze alter Kunst, wie deren Verbreitung in den weitesten Volks-
klassen unschätzbare und anerkannte Verdienste erworben — Absicht,
nämlich Begeisterung für herzgewinnende und künstlerisch schön ge-
staltete Häuslichkeit zu erwecken, welche den Schwerpunkt unseres

geistigen Lebens von der Straße und dem Wirthshause in das eigene
Familienheim zu verlegen geeignet sei und an welcher auch der über nur
bescheidenste Mittel verfügende vollen und lebendigen Antheil erheben
solle, vollständig erreicht ist und demnach allseitigsten Anklang gefunden
hat. Mit dem nicht bloß unseren verstand überzeugenden, sondern
auch unser Gefühl durch seine innere Wärme sympathisch berührenden
Worte vereinigt sich das Bild in etwa -(00 gediegenen Illustrationen aller
Stilarten und Zeitalter entnommenen Vorbildern der besten Meister,
um nicht bloß dem Künstler und Gewerbetreibenden, sondern vor
Allem auch dem eigentlichen Volke eine praktisch-gediegene Anleitung
 
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