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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Huber-Liebenau, Theodor von: Ueber gewerbliches Ausstellungswesen, [2]
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Bericht über die Generalversammlung des Bayer. Kunstgewerbevereins vom 10. Feburar 1885
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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0030

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näher beleuchtet hat; es ist dies die mit einem zwar an
sich trivialen aber nahezu schon salonmäßig gewordenen
Namen sogenannte Aneip-Industrie, die Veredelung der-
selben durch die Kunst mittels der Ausstellungen, durch die
Geschmackserhebung des Publikums für künstlerisch schön
ausgestattete Restaurations-Lokale, ein Fortfchrit der Kultur
unseres Jahrhunderts, der um so weniger unterschätzt
werden darf, als die Schönheit alles dessen, was den
Menschen umgibt, auch einen nicht unbedeutenden Einfluß
auf seine Veredlung in geistiger Beziehung auszuüben
vermag.

Wohl die segensreichsten ethischen Wirkungen der Aus-
stellungen müssen wir aber noch besonders betonen.

wie Goethe von der Geschichte sagt: „Das Beste, was
wir von ihr haben, ist der Enthusiasmus, den sie in uns
erregt, denn er spornt uns zur Nacheiferung an", so können
wir auch von den Ausstellungen sagen: „Das Beste, was
wir von ihnen haben, ist die Begeisterung, welche sie in
uns erregen, das stolze Selbsterkennen der eigenen Kraft
und das beruhigende Vertrauen in die Zukunft, wenn wir
da unmittelbar den lebensfrischen pulsschlag der Industrie
fühlen, das Ringen und Streben des menschlichen Geistes

und feine wunderbaren Erfolge schauen!" Es ist ferner die
vielleicht mehr als alles Andere friedenbefördernde Verbrüder-
ung der Nationen durch diese Unternehmungen, indem sie deren
Kräfte vom Rohen ab auf die Bahn eines friedlichen Wett-
kampfes lenken, bei dem zu siegen es des Aufwandes aller
Mittel bedarf, indem sie in der Brust eines jeden Edel-
denkenden und Edelfühlenden den innigen Wunsch er-
wecken :

„es möchten die zu solchen Siegen führenden Rümpfe
dereinst die einzigen unter uns Menschen sein!"

Es ist endlich die wetteifernde gegenseitige Anregung
zu unablässigem Vorwärtsstreben, nicht beim bloßen Kopiren
des Alten stehen zu bleiben, sondern sich zu einer unseren
modernen Verhältnissen entsprechenden seinen künstlerischen
Originalität emporzuschwingen, — es ist mit Einem Worte
die mächtige Anspornung zum Ziele der Vollendung!

piezu aber gilt es nicht nachzulassen in den bisherigen
Anstrengungen, es gilt alle Aräfte einzusetzen im großen
Wettkampfe der Nationen unter der Ägide des Friedens, —
von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,

Soll das Werk den Meister loben, ■— —

Doch der Segen kommt von oben! —

Demchk üben die Genenalvensammlung des Varzen. ^Hunstigewenbeveneins

vom HO. Februar ^885.

Ss^ALkf Eröffnung der Generalversammlung um &1h Uhr Abends
durch den I. Vorstand des Vereins, Herrn Direktor Lange,
welcher die Anwesenden Namens der Vorstandschaft begrüßt
und die verhältnißmäßig geringe Betheiligung an der Versammlung
— nämlich die Präsenz von nur 49 ordentlichen Vereinsmitgliedern •—
als ein günstiges Zeichen des in die Vereinsleitung gesetzten Vertrauens
auslegen zu dürfen erklärt, findet zunächst die zur statutengemäßen
Zusammensetzung des Bureaus vorgeschriebene Wahl eines Beisitzers
statt, für welches Amt Herr Kunsttischler Vtto F ritz sch e mit Ein-
stimmigkeit gewählt wird. Nachdem hieraus von der Verlesung des
vorjährigen General-Versammlungs-Protokolles, dessen Bekanntgabe
bereits durch Veröffentlichung in der Vereinszeitschrift und im Vereins-
adreßbuch erfolgt war, Umgang genommen wurde, geht der Vor-
sitzende zu Punkt I der Tagesordnung: Erstattung des Jahresberichtes
pro ;884, über.

Wie derselbe in seiner Einleitung hiezu bemerkt, könne der
Verein auch bei dem heutigen Anlasse in gleichem Grade, wie bei
seinen letztjährigen Generalversammlungen mit besonderer Befriedig-
ung auf den jüngsten Abschnitt seiner Geschichte, welcher nun das
34. Jahr seines Bestehens umfaßt, zurückblicken I Ließen sich auch außer-
gewöhnliche Ereignisse, wie solche in den epochemachenden Jahren ;87S
und ;883 im Vereine stattfanden, aus dem Vorjahre nicht verzeichnen,
so sei doch nach allen Richtungen der vereinsthätigkeit im letzten
Jahre so vieles erreicht worden und der Stand des Vereines, seine
Mitgliederzahl wie sein Besitzthum, sein öffentliches Ansehen wie die
Schaffensfreude und Lebenskraft in seinem Inneren wieder neuerdings
einer solch' gedeihlichen Entwicklung entgegengesührt worden, daß die
Rückschau aus das Jahr {884 dem Vereinschronisten nicht minder wie
in den Vorjahren ein reichliches Material für gewiß beifällige Schilder-
ungen darzubieten vermöge I Zur Bestätigung des Gesagten geht der
Vorsitzende nunmehr zur speziellen Schilderung des Vereinsjahres über
und berichtet Folgendes:

„Was zunächst den Mitglieder stand unseres Vereines am
heutigen Tage betrifft, so zählt derselbe heute 2202 Mitglieder; der
Stand am gleichen Tage im Vorjahre belief sich aus die Zahl von
2024 Mitgliedern, somit haben wir heute neuerdings eine Mehrung
von ;?8 Mitgliedern zu konstatiren. Der faktische Zugang beträgt

allerdings eine weit höhere Zahl, nämlich 420, jedoch steht derselben
— wie alle Jahre — eine nicht unbedeutende Zahl von Abgängen
und Austritten gegenüber, die sich Heuer auf 242 erhob. Durch Todes-
fall allein hat der Verein 20 seiner Mitglieder verloren, etwa ;zo
haben ihren Austritt freiwillig erklärt, dagegen mußten etwa 90
Mitglieder auf Grund der Statuten wegen Nichtleistung der Jahres-
beiträge von der Liste gestrichen werden. Diese erhebliche Fluktuation
im Mitgliederstande erklärt sich durch die leider große Zahl gering
bemittelter Kunsthandwerker, wie durch die nicht geringe Zahl von
Domizilsveränderungen, namentlich bei dem jüngeren Theile unserer Mit-
glieder. Solange die Zahl der Neueintritte die Zahl der Austritte um
ein so Bedeutendes, wie auch Heuer wieder, überwiegt, darf der Verein
vertrauensvoll der Zukunft entgegenschauen, dies umsomehr, als ihm
gelegentlich solcher Neubeitritte von vielen Seiten des In- und Aus-
landes die aufmunterndste Anerkennung seiner Thätigkeit — oft in be-
geisterten Worten — zu Theil wird, von Interesse dürste es fein,
zu erfahren, daß von den 2202 Mitgliedern, bezw. Mitgliedschaften,
allein ;333 auf München, 258 auf das übrige Bauern und s;; aus
das weitere Deutschland und Ausland entfallen."

Den Bericht unterbrechend gibt hier der Vorsitzende bisheriger
Gepflogenheit gemäß die Namen der 20 dem Verein leider durch den
Tod entrissenen Mitglieder, worunter Namen von schwerwiegendster
Bedeutung, der Generalversammlung bekannt. Diese sind von
hiesigen Mitgliedern: Freiherr vr. Th. von Cr amer-Klett,
erbl. Reichsrath rc., Karl von Effner, k. Hofgärten-Direktor, Leon-
hard F au st n er, Glasmaler, M. Feldheimer, Inhaber einer gal-
vanoxlast. Anstalt, Joh. Graf, Hafnermeister, Frz. X. von Haindl,
k. geh. Rath, Joh. Haslwanter, k. Hof-Saiteninstrumentenfabrikant,
Christian Hörner, k. Hofbronze- und Jinkgußwaarenfabrikant, Al.
Kronen bitter, Silberarbeiter, Frau von Le Suire, Majorswittwe,
Diethelm Meyer, Maler, Albert Merk, Kaufmann, Emanuel Prager,
Journalist, Christian Röckl, Handschuhfabrikant, Joh. Wehn er,
Bildhauer, Assistent der k. Kunstgewerbeschule, Julius Weiden-
müller, Kaufmann, von auswärtigen Mitgliedern: H.
Deffner, Maler in Stuttgart, I. Laubach, Kaufmann in Stutt-
gart, M. wieninger, Brauereibesitzer in Teisendorf, Karl Wolfs,
Fabrikant und Exporteur in Nürnberg. Der gemeinsamen Ehrung

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Zeitschrift des Ru,istgewerbe Vereins München.

\ 885. yeft 3 & <k (Bg. 2).
 
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