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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Freiherr von Bingen, Detlav: Anleitung zur praktischen Darstellung und Ausführung heraldischer Ornamente für das gesammte Kunstgewerbe, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0038

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4- -5§§4- *

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Ornament von Ejeinr. Atdegrever. (Aus Hirth's „Formenschatz".)

Anleitung jm pnakkischon Danhellung und Ausführung horuldischer
Ornumonko für das gofummko II unügoworbo

von Detlav Freiherr v. Biedermann. (Fortsetzung.)

II. Die Farben oder Tinkturen.
Damaszirung. — Schatten.

|i| fl ie Wappen, und zwar die Felder, wie die darin
i?>ll befindlichen Figuren, haben, was allgemein be-
kannt, verschiedene Färben oder Tinkturen,
wie der technische Ausdruck lautet. Bei gemalten
oder sonstwie farbig hergestellten Wappen entstehen nun keine
Zweifel, welche Farben das Wappen trägt; bei schwarzen,
oder plastisch ausgeführten aber mußte man, um die Farben
auszudrücken, über gewisse Zeichen sich verständigen, welche
jene vertraten. Bor dem \7. Jahrhundert allerdings war es
nicht gebräuchlich und noch gar nicht bekannt, weder bei
diesen, noch bei jenen, die Farben anzudeuten.

Fig. 20.

Gold

Silber

Schwarz

Erst mit dieser Periode stellte sich die Nothwendigkeit
heraus, auch die Tinkturen anzugeben, weil sich die Anzahl der
Wappen sehr bedeutend mehrte, und man mußte, um ähn-
liche Wappen unterscheiden zu können, dieses pilfsmittel
ergreifen. Als ein solches nahm man Striche und Punkte
an, welche statt der Farbe in die Felder eingezeichnet
wurdeti. Es gab früher verschiedene Systeme, die man in
jedem Lehrbuch der peraldik angegeben findet; jetzt aber
gelten allgemein nur folgende, in Fig. 20 dargestellte:
s. Metalle; Gold oder Gelb durch Punkte, die im <3>utn-
kunx stehen,

Silber oder Weiß durch leergelassenes Feld.

2. Farben; Schwarz, durch rechtwinkelig gekreuzte Linien,

Roth, durch senkrechte Linien,

Blau, durch wagrechte Linien,

Grün, durch diagonale Linien, von rechts oben nach links
unten,

Purpur, durch ebensolche von links oben nach rechts unten.

3. pelzwerk oder Airsch; Permelin, durch schwarze,

dreischwänzige Figuren in weiß, Fig. 20,s (oder
seltener, weiß in schwarz, der Gegen-Permelin) und
Del), Fig. 20,9, durch bogenweise und dachziegelartig
geführte kurze Striche.

Die Bezeichnungen für Naturfarben, Grange, Wasser,
Asche, Fleisch, Blut, Eisen, Bäume und Erde, sind ganz
außer Gebrauch gekommen und haben nur für Diejenigen
Interesse, welche sich mit dem Studium älterer Werke be-
fassen.

Die grüne Farbe wird von frommen Nachbetern älterer
peraldiker als nicht heraldisch berechtigte Farbe bezeichnet,
doch ohne allen Grund, denn wir besitzen recht alte Wappen,
welche diese Farbe Nachweisen, so z. B. von Ellerbach,
von Waiden u. a. nt. — Purpur kommt eigentlich nur
bei Wappenmänteln zur Verwendung und ist wohl nur
irrthümlich in einigen älteren Wappen als Tinktur ange-
geben.*) Grange kommt nur in der Fahne von polland
noch zur Verwendung und Aschgrau bei „Freiberg von

*) vergl. fjefner’s theoret. Heraldik 5. 35 dar Wappen von
Vitzthum und von Lönig.

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Zeitschrift des Aunstgewerbe Vereins München.

*885. Heft 5 & 6 (Bg. *).
 
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