Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

DOI Artikel:
Gmelin, Leopold: Internationale Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legierungen in Nürnberg 1885, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0074

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
internationale

nsstellnng von Arbeiten aus edlen
/Ildetallen und Legierungen in
Dürnberg 1885.

Von Teop. Gmelin,

Professor der kgl. Aunstgewerbeschule in München.

f<£P glückliche Perlauf der Bayer. Landesausstellung f882 hat dem Bayer.
Gewerbemuseum die Erfüllung eines längst gehegten Wunsches gebracht:
eine eigene Heimstätte, und mit deren Besitznahme war eine Reihe von Ausstell-
ungen in Aussicht genommen, deren erste das ebenso weite wie reizvolle Gebiet
der Arbeiten aus edlen Metallen, aus Rupfer, Zinn, Zink und deren Legierungen,
insbesondere Messing und Bronze, umfassen sollte. Der eiserne Fachwerksbau,
welcher im Jahr s882 die Werke der bildenden Aunst beherbergte, war von Anfang
an bestimmt, ein ständiges Ausstellungsgebäude des Bayer. Gewerbemuseums zu
werden und so wurde dasselbe auf dem von der Stadt geschenkten Bauplatz aus-
gestellt. Der Tharakter eines provisorischen Ausstellungsgebäudes ist ihm aber
geblieben, trotz der feuerfesten Bauart aus Eisen und Stein; das durch den Mangel
an Gesimsen und Vorsprüngen, durch das Bündig-Liegen der Fenster- und Mauer-
Flächen herbeigesührte, schachtelartige Aussehen ist weder durch die spitzen Eckthürme,
noch durch die bunte, an Nürnberger Spielwaaren erinnernde Bemalung völlig verwischt worden. Glücklicher präsentirt
sich das Innere. Das Treppenhaus entbehrt nicht eines gewissen monumentalen Anstrichs und in dem in der Mitte
liegenden hohen Mberlichtsaal, bei welchem Schraudolph's für die 82er Ausstellung gefertigte Portale Verwendung gesunden
haben, hat Architekt Ernst päberle mit Geschick die schwierige Ausgabe gelöst, die verschiedenen von den Nürnberger
und Fürther Fabrikanten gefertigten Bronzesarben zur Geltung zu bringen. Diese Ausstattung hat dem Raum seinen
Namen gegeben; als „goldener Saal" birgt er die kostbarsten Edelmetallschätze früherer Jahrhunderte. Um ihn herum
gruppiren sich zwei srischgrüne J}öfe, vier Gberlichtsäle und die zweigeschoßigen, ringsumlausenden Galerien; an der nörd-
lichen Schmalseite des Baues setzt sich die Rotunde an, welche inmitten von Strauchwerk die Mehrzahl der plastischen Bild-
werke einschließt.

Der Rassabau, welcher die dahinterliegenden Wirthschastsgebäulichkeiten der Restauration maskirt, ist ein phantastisches,
unruhiges Blendwerk, bei dessen Entstehung „Blech und Brett" die Parole gewesen zu sein scheint. Besser ist der die
Nordseite des Gartens begrenzende Annexbau von demselben Autor — Architekten Beck —; namentlich von der Restauration
aus gibt er dem von riesigen Silberpappeln und Birken umrahmten Bild mit dem kleinen, von Wasservögeln und einem
Springbrunnen belebten See u. s. w. einen freundlichen Abschluß. Sehr nett hat Architekt Otto Häberle die Brücke
und die Treppe zu gestalten gewußt, welche vom Hauptbau über eine Straße hinweg nach dem Garten hinabsühren; auch
das Restaurationsgebäude — in Entwurf und Bauleitung eine gemeinschaftliche Arbeit der Brüder £7 ä b e r I e J— ist von
ansprechenden: Tharakter. —

Nun zur Ausstellung selbst!

Internationale Ausstellungen werden gewöhnlich — und im Allgemeinen mit Recht — erst nach den Leistungen
der einzelnen Nationen besprochen, woraus dann diese miteinander verglichen werden. Wenn in Folgendem eine Ausnahme
von dieser Regel gemacht wird, so geschieht das erstens deswegen, weil eine derartige Eintheilung wegen des Zahlenver-
hältnisses der Aussteller — 4/7 aus Deutschland, 2/7 aus Japan, */7 aus den übrigen Ländern — zu großen Einseitigkeiten
führen müßte; — dann aber hauptsächlich, weil es weniger im Interesse des Runstgewerbetreibenden liegt, kulturelle oder
technologische Vergleiche anzustellen, als vielmehr die Leistungen und Fortschritte anderer Nationen, soweit sie im Bereich

Zeitschrift des Aunstgemerbe-vereins München.

{885. Heft 9 & {0 (Bg. {).
 
Annotationen