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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Vom Büchertisch
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Unsere kunstgewerbliche Musterblätter
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zur Erreichung des oben betonten edlen Zieles in die Hand zu geben,
vor Allem wird hierdurch nicht bloß die todte Nachahmung gefördert,
sondern das eigene Urtheil des Lesers geschärft und die Anregung zu
eigenem Nachdenken und zu selbstständigem Schassen gefördert. Da
auf alle hierher bezüglichen Fragen, hauptsächlich „über Entwicklung
der Form", „über Farbe", „über die Hauptstücke der Dekoration" völlig
genügende, sachlich erschöpfende Erläuterung gegeben ist, wird auch
diese gegen die früheren Ausgaben um nahezu die Hälfte bereicherte
Auslage des sich für seine Zwecke als unentbehrlich herausstellenden
Merkes dazu beitragen, der Lehre vom idealen Heiligthume des deutschen
Hauses weitere Anhänger zu erwerben und mitten in dem nerven-
zerrüttenden Gewirre, Getriebe und Gehetze des Tages ein Asyl errichten,
in welches wir nicht allein zur bloßen Erholung, sondern zu innerster
Sammlung und auferbauenden Erhebung uns flüchten und, weil selbst-
erschaffenes Ligenthum, von ganzem Herzen liebgewinnen werden.

Georg Hirth's „Formenschatz" ^885. Der vorliegende neunte
Jahrgang des Werkes, welches überall, wo man es mit der Pflege
stilvoller Schönheit ernst nimmt, als bewährter Führer und anregender
Rathgeber sich das Ehrenbürgerrecht erworben, und das in ununter-
brochener Fortsetzung die unentwegte Aufrechterhaltung seines in groß-
artigem und umfassendem Sinne aufgefaßtes Programm nach jeder
Richtung bewährt, bietet wiederum eine Fülle von künstlerischem Genuß
und Belehrung, welche eben so werthvoll wie überraschend neu erscheint.
Ist auch namentlich der meiste Nachdruck auf Werke des J7.— t8. Jahr-
hunderts gelegt und hier eine Fundgrube für die Forderungen der
gegenwärtigen Richtung praktisch verwendbarer Motive geboten, so
wurde trotzdem auch hier wieder jede Einseitigkeit glücklich vermieden
und so der den früheren abgeschlossenen Bänden eigenartige Vorzug:
„Allen Alles zu sein", vollauf gewahrt.

Die Awickelfiguren im Lichthofe der königlich technischen
Hochschule zu Berlin, darstellend die verschiedenen Diszipline, entworfen
und ausgeführt von Moritz von Beckerath. Berlin, Verlag von
Ernst wasmuth. \885.

Diese allegorischen Gestalten, in welchen einzelne, wie beispiels-
weise bei der „Physik, der Philosophie, der Maschinenbaukunde, der
Mechanik und der des Handels" eine an Michelangelo erinnernde Styl-
anffaffung, mit der allerdings die Formenbildung nicht immer gleich
Schritt hält, glücklich durchbricht und in welchen für gewisse Zweige
der Technik und Wissenschaft, wie z. B. der Brücken- und Hütten-
bau, die Chemie, der Maschinen-, Schiffs- und Eisenbahnbau und die
Mechanik, hier unseres Wissens zuerst eine künstlerische Verkörperung
versucht wurde, werden nicht bloß dem Kunstfreunde ein erfreulicher
Beleg sein, daß die monumentale Malerei hier in idealen Gedanken
verwirklichender Form wieder austreten will, sie werden auch vor-
kommenden Falles auf den bildenden Künstler wegen ihrer ernsten und
herben Technik anregend und fördernd wirken.

Japan-Album. Dekorative, japanische Handzeichnungen im
königlichen Kunstgewerbe-Museum zu Dresden, Herausgegeben von
E. Kumsch. tz Serie. 20 Tafeln in Lichtdruck. Leipzig, Verlag von
M. Heßling. J885.

Wenn es sich darum handelt, einem in der Neuzeit stark in Auf-
nahme kommenden Kultus der Grottesken des äußersten Gst-Asiens in
die Hand zu arbeiten und dem Versuche, diese Art Geschmacksrichtung
bei uns einzubürgern, unter die Arme zu greifen, so ist mit der in
Rede stehenden Ausgabe, welche ihre Griginale in sauberer Genauigkeit
wiedergibt, dieser höchst fragwürdigen Absicht möglichster Vorschub
geleistet. Insoferne nun aber doch nur der nach Abwechslung und
möglichst Neuem greifende Luxus Gebrauch von dieser Art Auffassung

und verwerthung der Naturformen machen dürste, so wird diese Ver-
öffentlichung glücklicherweise weniger das große Publikum zu interssiren
vermögen, als sie dem nach Aufschluß gebenden Material suchenden
Kunsthandwerker und dem Kuriositätenliebhaber willkommen sein dürfte.

Internieurs und Mobiliar des XVIII. Jahrhunderts nach
Erfindung des Johann Jakob Schübler, Wien J885. Anton
Schroll & Lomp., Kunstverlag.

Die reizenden genialen Zeichnungen in Facsimile-Nachbildungen
der Griginalstiche geben hervorragende Proben jener xhantasievollen
Dekorationen der gesammten Zimmer-Einrichtungen im Geschmacke
des Roroco, wie sie der Künstler mit gestaltungssicherer Hand zum
Enthusiasmus seiner Zeitgenossen hervorzuzaubern verstand, was die
ungemeine Verbreitung seiner Erfindungen bezeugt, und die hier von
Neuem in einer ausgezeichneten und gefälligen Ausgabe wieder
an's Licht gezogen sind. Es versteht sich von selbst, daß in einem
Zeitalter, wie das unsere, das die eigenthümliche Schönheit jeder
Kunstexoche zu würdigen sich bemüht, auch diese Prachtsammlung sich
reicher Gunst seitens eines feinsinnigen Publikums erfreuen wird,
womit aber auch noch lange nicht gesagt sein soll, daß alle Welt sich
sofort in Rococo zu stürzen braucht — was auch in erster Linie der
Kostenpunkt stark verhindern würde.

Eisenwerke oder Vrnamente der Schmiedekunst des Mittel-
alters und der Renaissance von Or. I. 6. von Hefner-Alteneck.
Frankfurt a/M, Heinrich Keller, Z885.

Der zweite Band, die Darstellung hervorragender, innerhalb der
erwähnten Technik geschaffenen Werke, welcher noch zu denen der ge-
nannten Zeitalter mustergiltige Arbeiten bis vom Jahre ^760 hinzu-
fügt, verdient die dem ersten Bande schon zugewendete warme Theil-
nahme in vollem Maße. Die Reichhaltigkeit wie die Zuverlässigkeit
der Nachbildungen dieser vortrefflichen Leistungen empfehlen sich dem
Studium der Kunstgelehrten und ganz besonders aber dem Fachmanne,
dem hier ein ebenso werthvolles wie umfassendes Material zur Aus-
bildung des Stilgefühls geboten wird.

Mustergiltige Thüren und Fenster älterer und neuerer
Zeit zum Gebrauche für Bautischler, Architekten und Werkmeister,
Maurer- und Zimmermeister, Zeichenschnlen rc., heransgegcben von
Karl Kolz, Leipzig. Karl Scholze. Dieses Werk, dessen erstes
Heft ii. A. ein schönes Portal aus dem Dogenpalast zu Venedig und
die Thüre des Domes von Parma bringt, will namentlich dem in den
Werkstätten der Bautischler und in technischen Bureaus gefühlten Be-
dürfnisse nach brauchbaren Vorlagen zu praktischer Verwendung ge-
eignetes und Auskunft gebendes Material Zusammentragen.

Vorlagen für das polychrome Flachornament. EineSammlung
italienischer Majolika-Fliesen. Ausgenommen und herausge-
geben von H. Herdtle. Wien. Verlag von Karl Graeser
MDCCCLXXXV. Die hier in 26 Tafeln — von \—22 die Details
in (Originalgröße und von da bis zu Ende in Uebersichtsblättern —
gebotenen, zwei Genueser Palästen entnommenen Muster, die sich dort
an der Umfassungsmauer der Treppenhauswände in Höhe der Balu-
strade entlang ziehen, zeichnen sich durch eine hohe und strenge Stil-
entwicklung innerhalb der gegebenen Technik im (Ornament sowohl
wie in Farbengebung und der gesammten künstlerischen Konzeption
aus und bilden in ihrer vortrefflichen, schönen und klaren Wiedergabe
mustergiltige und empsehlenswerthe Vorbilder für diese nun in erfreu-
lichem Aufschwung begriffene Dekorationsform.

Eingegangene Bücher: Repertorium der Kunstwissenschaft.
Redigirt von l)r. Hubert Ianitscheck. VIII. Band. z. und
2. Heft. Berlin und Stuttgart. Verlag von w. Spemann.

OCnfottü kunstgewerblichen <I)usterblMer.

Tafel 22 :AdressendeckefürS e. DurchlauchtdenFür sten
Bismarck, im Aufträge von Eurt Fischer & Eie. (Aachen) ausge-
führt von Alois Müller (München)

Tafel 22: Schmuckkästchen, ausgeführt von Paul Atten-
kofer, kgl. bayer. Hof-Buchbinder (München). Das obere Kästchen
ist in Rindsleder geschnitten und getrieben. Bei dem unteren ist die
Zeichnung durch Vergoldung auf weißem Kalbsxergament dargestellt:
die Linien der Bordüre, sowie jene, welche die ornamentalen Details
des Flächenschmuckes zu einem Ganzen verbinden, sind aus der Hand
gezogen. Die Blätter, Blumen und Thierchen sind einzeln eingedruckt.

Tafel 34: In Kupfer getriebene Gesäße aus der Werk-
stätte von Heinrich Seitz (München), Entwurf der Gefäße von
Hermann Kellner (München), Schmiedearbeiten von Reinhold
Kirsch (München).

Tafel 22: Buffet in Nußbaumholz, entworfen und aus-
geführt von Josef Steinmetz jun., Dekorateur und kgl. bayer.
Hof-Möbelfabrikant (München).

Tafel 26 Sc 37: Tafelaufsatz und Blumenständer, ent-
worfen von Franz Brochier, Architekt (München).

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verantwortlicher Redakteur: 3. von Schmädel. — Verlag von ©. lbirtp in München und Leipzig. — Druck von Knorr # Dirth in München.
 
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