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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Gmelin, L.: Die Obere Stadtpfarrkirche zu Ingolstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0085

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bis vom britischen Museum aus London her gesammelt und seinem
Werke einverleibt. Diese schönen und äußerst originellen Entwürfe
werden dem Gold- und Silberschmied ebenso willkommen sein wie dem
Kunstfreunde. Auch von den radirten Drnamentzeichnungen für Gold-
schmiede, den landschaftlichen und figürlichen Darstellungen unseres
Künstlers sind genügende Beispiele eingefügt worden. So zeigt das
Buch den ganzen Künstler in allen seinen Thätigkeiten und zwar nicht
blos im Texte, sondern auch durch die Abbildungen. Dabei finden
noch manche andere Fragen, so z. B. jene über die Anwendung des
Zinnemails, jene über den Meister I. S. p., über das Geburtsjahr
des Künstlers und dessen Reise nach Venedig u. s. w., wenn nicht
vollständige Lösung, so doch bedeutende Förderung, und sind namentlich
die zahlreichen Irrthümer und Fabeln, welche über unseren Künstler
verbreitet waren, ein für alle Mal abgethan. Nach alle dem erscheint
Augustin pirsvogel als ein hochbedeutender Künstler, welcher sich
namentlich um die Einführung des Formenkreises der Renaissance in
seine Vaterstadt und besonders in die Kreise der Handwerker unschätzbare
Verdienste erworben hat. Das Buch im (Quartformat enthält 38 Tafeln
und ist der preis pro Exemplar auf 20 Mark festgesetzt. Die Aus-
stattung ist eine würdige; nur hätten wir gewünscht, daß stch der Ver-
fasser bezüglich der vier autotyxischen Reproduktionen, welche das Werk
enthält, an eine leistungsfähigere Firma gewandt hätte. Fragliche vier
Autotypien, hergestellt von F. Thüringer in Nürnberg, verunstalten
dasselbe, anstatt es zu schmücken, vielleicht ließe sich hier noch Remedur
schaffen. Würde dies geschehen, so wüßten wir in der That keine
Ausstellung an dem vortrefflichen Buche zu machen, welches ficherlich
sein Ziel: „daß der Name des Augustin Hirsvogel in seinem vollen
Glanze am Sternenhimmel der deutschen Künstler wieder aufgehen
könne", erreichen wird.

Die Sammlungen des Berliner Kunstgewerbe-Nu>
seums, von A. Pabst. Leipzig. L. A. Seemann. (88-^. Die
Schätze dieses großartigen Institutes, das seit seiner ;878 erfolgten
Gründung durch die Munifizenz des kaiserl. Hauses, des Staates und
der Stadt sich zu einem der hervorragendsten Museen Europas heraus-
gestaltet und dem schon in Hinblick aus die politische Entwicklung des
Reiches und seiner Hauptstadt die Gunst der Zukunft gesichert ist,
sollen in gediegener und geschmackvoller Ausgabe vermittelst Holzschnitt,
Radirung und Lichtdruck veröffentlicht werden. Die Intention dieser
prächtigen Publikation, zu fieißigem Besuche und noch mehr zum
Studium der Sammlung anzuregen, wird ohne Zweifel aus Grundlage
dieses zeitgemäßen Unternehmens sich verwirklichen und sich fruchtbar
erweisen.

Holzskulpturen in Rococo. Ausgeführt von Adolf
Hoffmann, Hofholzbildhauer in Berlin. Berlin. LH. Llaefen

& Comp. 1885. Die erste in drei Heften vorliegende Serie gibt in
30 photographischen Tafeln eine große Anzahl Möbel in verschiedenster
Form und Ausstattung, als Schränke, Kästen, Spiegel- und Bilder-
rahmen, Sessel, Soxhas und Fauteuils, Pilasterfüllungen, Lartouchen
und Lonsole und eine Menge freier dekorativer Motive, die alle schon
zunächst den Vorzug besitzen, die Probe der Ausführbarkeit bestanden
zu haben. Außerdem empfiehlt sich die gediegene Sammlung durch
die sorgfältige Auswahl der dargestellten Vbjekte, die den vollen Reiz
der nunmehr großen Aufschwung nehmenden graziösen Kunstform in
geschmackvollen Erfindungen zur plastischen Anschauung bringen. Die
leichte Verwendbarkeit der vorgeführten Muster verleiht dem Werk
einen großen praktischen Werth.

Naturwissenschaftlich-technisches Wörterbuch. Von
Dr. F. 3. Vershoven. Berlin, Verlag von Leonhard
Simion 1 8 85.

Je lebhafter sich der Verkehr und Wettkampf der Nationen
auf dem Gebiete der Wissenschaft, Technik und Industrie gestaltet, um
so dringender wird für den Gelehrten, Techniker und Industriellen
die Nothwendigkeit, die Fortschritte des Auslandes in seinem Fache
zu verfolgen und zu prüfen.

Ein unentbehrliches Hilfsmittel dazu bildet ein technisches Wörter-
buch. Die vorhandenen Werke dieser Art, welche die gesammte Technik
oder nur einen geringen Bruchtheil der das Publikum interessirenden
Fächer, wie Geschützwesen u. dgl. umfassen, find sehr umfangreich,
unhandlich und kostspielig, auch theilweise infolge der in den letzten
Jahren auf manchen Gebieten (Lhemie, Elektrotechnik u. a.) gemachten
Umwälzungen und Fortschritte veraltet und lückenhaft.

Die Verlagshandlung ist daher einem Bedürfniß wissenschaftlicher,
technischer und industrieller Kreise entgegengekommen, wenn sie den-
selben ein die Ausdrücke der Physik, Meteorologie, Mechanik, Elektro-
technik, Lhemie, Hüttenkunde und chemischen Technologie (chemische
Großindustrie, Keramik, Glasfabrikation, paxierfabrikation, Brauerei,
Spiritusbrennerei, Zuckerfabrikation, Beleuchtungswesen u. s. w.)
umfassendes Wörterbuch darbietet, welches, von einer so anerkannten
Autorität auf dem sprachlich-technischen Gebiete versaßt und überall
auf die besten und neuesten (Duellen der Fachliteratur zurückgehend,
in Bezug auf Zuverlässigkeit und Vollständigkeit allen billigen
Anforderungen genügt, gleichzeitig übersichtlich, handlich, gut ausge-
stattet und durch seinen billigen preis auch dem minder Bemittelten
zugänglich ist.

Das Werk umfaßt vier einzeln käufliche Theile (1. Englisch-Deutsch;
2. Deutsch-Englisch; 3. Französisch.Deutsch; 4. Deutsch-Französisch),
jeder Theil drei Lieferungen von -1 — 5 Druckbogen. Jeden Monat
erscheint eine Lieferung, preis der Lieferung 50 pf.

Die NMMrtiHk;ü WoWl.

von L. Gmelin, Professor der k. Kunstgewerbeschule in München.

ITC s8. IHai ^25 legte der damals sechzig-
jährige Herzog Ludwig der Gebartete
(sHs3—HW) den Grundstein zur jetzigen
Hauptkirche Zngolstadts, welche er zugleich
zu seiner und der Seinigen Ruhestätte be-
stimmte ; sie wurde an die Stelle einer Rapelle
zu unsrdr lieben Frau gebaut und erhielt später ihren
Namen zu „Unsrer lieben schönen Frau" von einem
äußerst kostbaren Marienbildniß, welches der Herzog ^38
seiner neuen Pfarrkirche urkundlich, unter Androhung des
göttlichen Gerichts, auf ewige Zeiten schenkte.

Trotz dieser Androhung ist diese kostbare Goldschmiede-
arbeit in einer Zeit der Noth dem Verkaufe nicht entgangen;
die Schenkungsurkunde gibt aber eine so genaue Beschreibung
desselben, daß man sich wohl ein Bild davon machen kann,

weßhalb dieselbe hier folgen mag. Wahrscheinlich war das
Werk eine französische Arbeit, da Rönig Rarl VI. von
Frankreich, welcher eine Schwester Ludwig's zur Frau hatte,
dasselbe diesem „für etlich Geltschuld" gegeben hatte; es wird
die Bemerkung nicht überflüssig sein, daß Ludwig, welcher
selbst mit einer französischen Prinzessin vermählt war, bis
zu seinem Regierungsantritt in Paris gelebt hat. Die Be-
schreibung desRleinodes lautet in der Urkunde von ^38: r)
„Gin guldines unser Frauen Bild sizend auf einen guldin Stuel
und halt das Rindlein auf der Schooß und seynd an selben
Bild auch darob und herumen in dem Gewicht versezet
nachbeschriebne Edelstein und perlen mit Nahmen, zu oberst
in dem gewicht aussen um das Bildlein Gott Vater, palais

-) Nach: Gerstner, die Stadtpfarrkirche zu „Unsrer schönen
lieben Frau" in Ingolstadt. I6q.o.
 
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