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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

DOI Artikel:
Muther, Richard: Die Deutschen Volksbücher des 15. Jahrhunderts, [2]: Vortrag, gehalten im Kunstgewerbeverein am 2. Dezember 1884
DOI Artikel:
Gmelin, Leopold: Internationale Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legierungen in Nürnberg 1885, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0095

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■3- 90 -k-

bänden traten andere Materiale in den Vordergrund. Man
machte eine Verbindung von X^olj und Leder oder Pergament.
Der eigentliche Deckel besteht dann aus bjolz, das entweder
ganz glatt und schmucklos gelassen oder mit dünnem gepreßten
Leder oder Pergament überzogen wird. Aus buntem, roth,
grün oder schwarz gefärbtem Pergament oder aus schönem
kastanienbraunem Leder besteht auch das Rückenstück. Die
Ecken smd häufig mit ziemlich weit hereingreifendem, dem
des Rückens entsprechendem, gewöhnlich durch einfache
Linien verziertem Pergament oder Leder überzogen.

Als man in der späteren Zeit zu den noch kleineren
Dktavformaten griff, konnte man auch diese polzdecken
nicht mehr brauchen, sondern stellte die Decken aus zusammen-
geklebten Papierblättern oder aus Pappe her. Die Beschläge
fielen hier naturgemäß gänzlich weg, nur die Elausurspangen
wurden zuweilen beibehalten.

Der Rücken blieb bei Folio-, Auart- und Oktavbänden
vollständig glatt und schmucklos und wurde erst spät im
s 6. Jahrhundert in das Bereich der Ausschmückung gezogen.
Die Bücher des Jahrhunderts sollten eben nicht zum
Schmuck in den Bibliotheken stehen, wo man sie nur vom
Rücken sehen konnte, sondern wie liebe Freunde immer vor
den Augen des Besitzers liegen.

Das ist im Allgemeinen das Aeußere eines solchen

Buches. Es würde nun thöricht sein, wollten wir auf diese
alten Merke als auf etwas in jeder Beziehung Muster-
giltiges Hinweisen. Die primitive polzschnittausstattung,
die oft ungleiche Ausbildung der Typen und manches Andere
läßt sie hinter unseren heutigen Prachtwerken weit zurück-
stehen. Trotzdem werden wir sie nie ohne Rührung be-
trachten können. Schon der Unistand, daß sie die ältesten
und ehrwürdigsten deutschen Druckdenkmale sind, sichert ihnen
für immer ihren geschichtlichen Werth. Für das ist- Jahr-
hundert sind sie aber noch von einer ganz besonderen Be-
deutung. Wenn man jetzt anstatt auf Löschpapier, wie es
noch vor wenigen Jahrzehnten geschah, wieder auf gutes
starkes Papier druckt, wenn die Druckereien ihren Stolz
darein setzen, schöne, stilvolle Typen zu haben, wenn die
besten Künstler herangezogen werden, um den figürlichen
und ornamentalen Schmuck zu liefern, wenn an Stelle des
im \7. und s8. Jahrhundert in Büchern ausschließlich
verwendeten, aber für Bücherillustrationen ganz unpassenden
Kupferstiches in unfern Tagen wieder der Holzschnitt und
ähnliche Techniken getreten sind — so ist das Alles nicht
neu von uns erdacht worden; wir verdanken es ausschließ-
lich dem erneuten Studium der alten Druckwerke des f5.
Jahrhunderts — den Incunabeln!

lltanatlüMlr AusstMU win .Weifen suis eitlen Stefanen mit LegmnngA

in Äürnöerg iss;.

Von Leop. Gmelin, Professor der kgl. Aunstgewerbeschule in München.

(Schluß.)

II. Arbeiten auji unedlen Metallen und Legierungen.

Schmuck.

Nicht die unedlen Metalle selbst sind es, welche in
dieser Gruppe dominiren, sondern die Legierungen, vor-
nehmlich Bronze; wo sie erfunden wurde, ist so wenig
bekannt wie der Name des findigen Volkes, welches zuerst
verstand, Kupfer und Zinn zu vereinigen. Der Umstand,
daß man von einem bronzenen Zeitalter spricht, deutet
genugsam auf das hohe Alter der Bronzetechnik hin; mit
der Ueberhandnahme des Eisens verlor sie wohl an Vielseitig-
keit, aber in den gegossenen Geräthen und Gefäßen, im
Schmuck und in der hohen Bildnerkunst lebte die alte Geschick-
lichkeit weiter.

Völkerschaften, denen keine so reichen Edelmetallquellen
flössen wie den Aegyptern, Zndiern u. s. w., waren in
ihrem Schmuck auf das minder edle Metall angewiesen;
so zeigt die Ausstellung eine hochinteressante Zusammen-
stellung von prähistorischem Bronzeschmuck aus Gräbern und
aus Pfahlbauten, von diesseits und von jenseits der Alpen.
Durch sie alle, wie auch durch die den weniger bemittelten

X_

Klaffen dienenden römischen Schmucksachen, geht ein ein-
heitlicher Zug; der stilistische Gegensatz zwischen dem edlen
Gold, das eine fast unbegrenzte Dehnbarkeit besitzt, und der
unedlen Bronze, die in der Formgebung auf schwerere
Bildungen angewiesen ist, kann durch nichts schlagender und
lehrreicher, namentlich für die moderne Schmuckwaaren-
industrie, dargelegt werden, als durch diese reizenden Arm-
reife, Diademe, Fibeln u. s. w. Wohl machen diese Stücke
den Eindruck der Schwere; aber es ist keinem der prä-
historischen Bronzearbeiter, aus deren Kulturzustand unsere
Zeit so gerne herablächelt, eingefallen, ein Edelmetall zu
imitiren. Aehnliches zeigten auch Armreife aus Z n d i e n, wo
sich die Bronze neben dem Edelmetall als Schmuckmaterial
behauptet hat; einer gcgentheiligen Versündigung, der Nach-
ahmung der schweren Bronzereife in Silber, begegnet man
nur bei den tunesischen Schmucksachen, welche wie die
vorgenannten vom orientalischen Museum zu Wien her-
gesandt sind.

Einige wenige Beispiele aus dem Mittelalter lassen
erkennen, auf welch' einsamen Wegen der Bronzeschmuck
damals gewandelt.
 
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