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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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Sepp, ...: Der Einfluß der Kunst auf die Religionsvorstellungen und die zehn Gebote Mosis: Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbeverein zu München
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Vereins-Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0054

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und es folgt hieraus nothwendig, daß Jeder, der Etwas leistet,
dies auch muß ausüben können. Die Männer nun, welche hier
als Meister ihres Faches zu freier Vereinigung zusammengetreten sind,
erfüllt das Bewußtsein, damit einer bahnbrechenden Idee Leben gegeben
zu haben. Nicht allein um die Herstellung von Werken, die aus dieser
gegenseitigen Förderung hervorgegangen und welche sich den alten Vor-
bildern ebenbürtig anreihen dürfen, handelt es sich allein, sondern haupt-
sächlich darum, daß jeder Meister in seiner Werkstatt in Gehilfen und
Lehrlingen einen tüchtigen, praktisch und künstlerisch-gebildeten, für das
Schöne empfänglichen und begeisterten Nachwuchs heranzieht." An-
knüxfend an das Thema des Fachabends wies Prof, Hoyer in einem
vortrage über „Gewinnung des Eisens" auf die ungeheure Wichtigkeit
dieses unentbehrlichen Materials hin, das als ein Kulturfaktor von
geradezu ungeheuerer Bedeutsamkeit zu würdigen ist. Mas das Eisen
an nationalökonomischem Werth repräsentire, gehe schon aus dem jähr-
lichen ungeheuren Verbrauche [<(50,000 Will. Zentners hervor. An die
Klarlegung der Wichtigkeit des Eisens knüpfte sich eine anschauliche
Schilderung der Eisengewinnung und wie es in verschiedenen Formen
für Technik und Kunst seine eigentliche und enorme Bedeutung gewinne.
Nach dem mit großem Beifall aufgenommenen Vortrage erstattete
Magistratsrath er gl als Mbmann Bericht über das Vereinsjahr
seiner Gilde, das alle wünsche betreffs gedeihlichen Erstarkens und
fortschreitender innerer Entwickelung befriedigt habe. Das werde
an dem in drei Wochen zu begehenden allgemeinen Gildefestabend,
wobei auch die Prämiirung aller Lehrlinge stattsinde, nach Außen
hin kund gegeben, wie das heute schon die Fachausstellung aus-
weise. Letztere, durch Architekt Gabriel Seidl erläutert, erregte hin-
sichtlich ihres Reichthums an alten und neuen Werken der Schmiede-
kunst wie wegen der Schönheit des künstlerischen Schmuckes in Plastik,
Aetzung und Gravirung die Bewunderung der Anwesenden; es wurde
den Ausstellern Herrn Kaufmann LH a er in g, Antiquar S x en gel, den
Meistern Winterhalter, Strobelberger, Bußmann, Kraus,
Moradelli und Kraklauer die vollste Anerkennung seitens der
Vorstandschaft ausgesprochen. Ein abwechselungsreiches musikalisches
Programm, in dessen Durchführung sich die Iherren Ravizza, Fuchs,
Lindner und Her gl jun. große Verdienste erworben, fesselte die
zahlreiche Versammlung bis Mitternacht.

Der von der Gilde der Goldschmiede, Juweliere und
verwandten Gewerke veranstaltete Fachabend schloß sich in Ver-
lauf und günstigen Erfolg dem vorhergegangenen der Schlosser-Gilde
auf's Engste an. Den Glanzpunkt bildete auch diesmal die an
gediegenen und prachtvollen Werken alter und neuer Goldschmiedekunst
reich beschickte Ausstellung. Dieselbe bereicherten in rühmlichst anzu-
erkennender Weise zunächst an alten Werken Frau Direktor Schiff-
mann, Familie Sedlmayr, Prof. Fr. v.Miller, Karl Winter-
halter, I. Kuppelmayer; neue Werke brachten I. Llchinger,
Karl Win ter h a lter, Th. 1H ei de n, L. Lei g h, E. Blum, E. Hay-
mann, Alois Müller, Gebr. lharasser, O. Meese, Rud.
Ihorrmann, Ed. Wollenweber, L. Sperrer, F. X. Stäble,
Fr. v. Miller. Die Wände des Saales bedeckten zahlreiche Entwürfe
von Rud. Seitz und Anton Sed er und die Konkurrenzzeichnungen
der hiesigen Kunstgewerbeschule. Der Vortrag des Prof. Dr. Karl
Haushofer über „Das Vorkommen des Goldes" schilderte dessen
Fundorte, die Ju-Tage-Förderung durch Bergbau und Schlemmung
des Flußsandes, sowie die jüngsten Goldfunde in Kalifornien. Eine
Geschichte dieses Materials wäre eine der interessantesten und entsetz-
lichsten, da das Gold von jeher auf die Menschheit eine wahrhaft
dämonische Gewalt ausgeübt und Ströme von Blut um feinen Besitz
vergossen wurden. Trotzdem hat es seines Glanzes und seiner Farbe
wegen stets als das Symbol des Echten, Edlen, Kostbaren gegolten.
Nach Mittheilung der Iahreschronik der Gilde, die deren wachsendes
Gedeihen nachwies, nahm der Ehrenpräsident Erzgießer v. Miller
das Wort, um einige beherzigenswerthe Andeutungen über „Arbeit
und Arbeiter" zu geben, deren wirkliches Wohl man dadurch einzig
fördere, daß man sich wieder mit der Achtung vor dem eignen Beruf
erfülle. Dazu ist das unabweisliche Erforderniß, daß man Gediegenes
lerne und leiste, wodurch sich nothwendig auch der äußere Erfolg,
nämlich der Ruf der deutschen Arbeit im Auslande und der Absatz
nach dorthin, ganz von selbst einstellen werde. Die Meister sollen
aber nicht müde werden, in ihren Lehrlingen und Gehilfen gediegene
Kräfte herauszubilden: das fei die edelste und zugleich schönsten Er-

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trag verheißende Saat, die man dem Schooße der Zukunft anvertrauen
könne. Ein reiches Programm ernster und humoristischer Vorträge,
unter denen sich besonders die Leistungen eines Ouartetts des Mün-
chener Lehrer-Gesangvereins auszeichneten, füllte den Rest des schönen
Abends.

Der dritte, am ;o. März abgehaltene Gilde - Fachabend
der Schreiner, Schnitzer, Drechsler und verwandter Ge-
werke schloß sich den beiden vorhergegangenen als vollkommen eben-
bürtig an und darf sich eines gleichbefriedigenden Erfolges rühmen.
Prof. Bühl mann ging in seinem gehaltvollen Vortrage auf die
„geschichtliche Entwickelung des Mobiliars" ein, wobei er insbesondere
dessen Beziehung zu der jeweiligen Architektur der verschiedenen Völker
und Lntwicklungsepochen, theils in Anlehnung an die Formen der
gleichzeitigen Monumentalbauten, theils im Abweichen von diesen, aus
Gründen der Technik, des Gebrauches, der Bequemlichkeit und der
Mode erläuterte. Diese sachlich-gediegenen und lehrreich anziehenden
Ausführungen über die Gestaltung der Einrichtungsgegenstände in
Palast und Bürgerhaus von den Tagen Homers bis zu dem wieder-
austebeu künstlerisch-nationalen Stilgefühles in Deutschland nahm
die regste Aufmerksamkeit des Auditoriums in Anspruch und wurden
mit wohlverdientem dankbarem Beifall ausgenommen. Nachdem der
Vbmann, Architekt Otto Fritzsche, den zu den besten Hoffnun-
gen berechtigenden Bericht über das erste Vereinsjahr der Gilde ab-
gestattet, wurde von ihm und Herrn Radspieler jun. die pracht-
volle und reich beschickte Ausstellung alter und neuer Werke der Holz-
technik erläutert, wodurch der erfreuliche Beweis auf's Neue erbracht
ist, daß unsere Münchener Meister unter entsprechend günstigen Be-
dingungen jedem Anspruch künstlerischen Geschmackes und praktischer
Technik zu genügen im Stande seien und ihre Arbeiten neben denen
der Alten mit allen Ehren bestehen können. Die überreiche Fülle
gestattet uns nur die Namen der Aussteller in Erwähnung zu bringen.
Alte Sachen brachten: HH. Stäble; Kuxxelmayer; Sayer, Bild-
hauer; Radspieler jun.; Wolfsheimer. Neue Sachen: Hühn-
lein; Schmidt; Grünig; Hingerle; Heuberger; Klopfer;
Riefemann; Fritzsche; Schmid Georg, Bildhauer; wörtmann;
Dießl; Pütterich; Radspieler & Lomp.; Endres, Drechsler-
meister; Wolf, Drechslermeister; Merkl, Drechslermeister; Sack
Eduard; Kropp, Bildhauer rc. rc. Den geselligen Theil des
Abends verschönten mit gediegenen Vorträgen der Männergesangverein
der „Sechzehner" und die Freunde des Vereins vom Gärtnertheater,
Brummer und Dreher, die zum Ernste die Würze ihres uner-
schöpflichen Humors fügten. Den liebenswürdigen Gästen dankte der
enthusiastische Applaus der Versammlung.

Der am z 7. März abgehaltene vierte Fachabend der Dekorations-,
Glas- und Porzellanmaler, der Vergolder und verwandter Gewerbe
legte von dem thaikräftigen und mit schönstem Erfolge gekrönten
Streben auch dieser unserer jüngsten, erst seit einem Jahre bestehenden
Gilde den erfreulichsten Beweis ab. Zunächst überraschte die pracht-
voll arrangirte Ausstellung durch die Fülle von Originalen wie guten
Nachbildungen von Dekorationswerken früherer Epochen und höchst
vortrefflichen Entwürfen und ausgeführten Arbeiten neuester Zeit;
die Wände unseres großen Festsaales reichten bei Weitem nicht zur
Aufnahme des Eingelieferten aus und so konnte eine solche nur einer
getroffenen Auswahl zufolge ermöglicht werden. Um von dem Werth
und der Reichhaltigkeit der zu Tage getretenen Leistungen einen aller-
dings nur flüchtigen Ueberblick zu gewähren, feien der Enge des
Raumes wegen nur die Namen der Herren Aussteller angeführt:

'"Hasselmann F., Architekt; Thiersch Fr., Architekt; All-
wang & Hintze, Maler; Fenk M., Maler; Fleschütz H., Maler;
"'Hees, Maler; Lang H., Maler; Seltenhorn G., Maler; Seder,
Maler; JcttlerFr., Hofglasmalereianstalt; Lehmann, Glasmaler,
Bern; Bock Bend., Dekorationsmaler; Lentner Ad., Dekorations-
maler; Sachetto E., Dekorationsmaler; Seebacher F., Dekorations-
maler; StindtG., Dekorationsmaler; Stelzenmüller H., Dekora-
tionsmaler; Wieser A., Dekorationsmaler; Deininger L. T., Por-
zellanmaler; Rösl, Porzellanmaler; Schimelpfeng Al., Frl., Por-
zellanmalerin; Jäger Fr., Hofglasermeister; Radsxieler F., Hof-
vergolder; Kufner L., Vergolder; Kugler Jos., Vergolder; Müller
Karl, Vergolder; '-"Müller Anton, Vergolder; Fortbildungsschule;
städt. Kunstgewerbeschule; Böttger Gg., Hofphotograph; '"Seitz,

5eirschrift des Aunftgewerbe-Vereins München.

*885. Heft 5 6 6 (Bg. 3).
 
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