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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.7029#0070

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der seine Phantasie zu selbstständiger Thäiigkeit anregt und ihm zu
eigenen Schöpfungen verhilft."

Der Verfasser stellte sich daher die Ausgabe, im Rahmen des von
Semper geschaffenen Systems, unter gleichzeitigem Fortschreiten vom
Leichten zum Schwierigen, möglichst viele Gefäße vorzuführen und
dabei die Aufmerksamkeit des Schülers durch die einzelnen Vorlagen-
blätter auf einen bestimmten Gefäßtheil, auf seine ursprüngliche Ge-
staltung und seine stilgemäße Durchbildung hinzulenken.

Der Zweck des vom Verfasser gebotenen vorlagenrnaterials ist also:

() Systematische Vorführung der grundlegenden
Formen der Gesäße und ihrer einzelnen Theile in
gedrängter Darstellung.

2) Erlernung der D ekorations Prinzipien des Ganzen
und der einzelnen Theile.

5) Bekanntmachung mit einer möglichst großen Zahl
der verschiedenen Gefäßformen aller Zeiten,
Völker und Techniken.

Bei der Auswahl der Vorbilder wurde daher — was wir dem
Verfasser als ein ganz besonderes Verdienst anzurechnen haben —
ebenso die antike, wie die moderne, — ebenso die altxeruanische, ost-
astatische, orientalische wie die europäische Keramik in Betracht gezogen
und aus den vorhandenen Publikationen, sowie originalen Aufnahmen
das Geeignete den Tafeln einverleibt. Auf diese Weise sind, ein-
schließlich den dem Texte eingedruckten Abbildungen, eine Reihe von
etwa 500 Gefäßen vorgesührt, unter welchen sich vollberechtigter Weise
auch Verwandtes aus Stein oder Metall befindet, sofern die betreffenden
Gebilde solchen aus Thon als Motiv dienen können. Die Angaben
über Herkunft, Material rc. sind auf den Blättern selbst zu finden
und im Text ergänzt; ebenso sind die Bemerkungen über die wichtigsten
Grundsätze der formalen und dekorativen Gestaltung, deren Begründ-
ung und Erläuterung im Text enthalten sind, in möglichster Kürze
auf den Tafeln untergebracht, was im Gegensatz zu den gewöhnlich
stummen vorlageblättern als besonderer Vorzug bezeichnet werden muß.

Nachdem auf den sechs ersten Tafeln die eigentlichen Gefäßformen
vorgesührt worden sind, behandeln die folgenden je einen Gefäßtheil,
von den einfachsten, schematischen Formen an bis zu den reichsten und
zwar in einer sowohl zu Zwecken des Unterrichtes, wie der Praxis
ungemein anschaulichen Weise. Auf dieser inneren Abrundung eines
jeden der vortrefflichen Blätter in Verbindung mit den auf denselben
angebrachten Bemerkungen beruht die Stärke dieser vorlageblätter,
welche sie allen bisher bekannten entschieden überlegen macht.

Auch für den schöpferisch gestaltenden Künstler bieten dieselben
eine sehr reiche Scala von Anregungen und wir sind fest überzeugt,
daß sich das Werk nach dieser Richtung hin nicht minder Geltung
verschaffen wird, uni so mehr, als es nicht nur dem Keramiker,
sondern auch dem Glasbläser und dem Silberschmied,
überhaupt Jedem, der mit Gefäßen zu thun hat, von
großem Nutzen ist.

Der Text ist in erster Linie dazu bestimmt, dem Lehrer eine
Handhabe zum richtigen Gebrauche der Vorlagen zu geben; er ist
namentlich auch mit Rücksicht auf die Gbermaler, Gberdreher rc. ab-
gefaßt, welchen in den keramischen Fabriken meist die Aufgabe zufällt,
den Zeichen-Unterricht der Lehrlinge der Fabrik zu leiten. In zweiter
Linie kann der Text auch dem Schüler zur Erweiterung seiner Studien
in die Hand gegeben werden. Durch die zahlreichen eingedruckten
Abbildungen ist derselbe, wie wir bereits angedeutet haben, auch ohne
die Vorlagen völlig verständlich, umsomehr, als die speziell auf letztere
bezüglichen Bemerkungen mit kleinerer Schrift gedruckt sind. In bün-
digster und klarster Fornr werden hier die Stilgesetze der Gefäß-
bilduerei dargelegt und an der Hand der geschichtlichen Entwicklung,
sowie der zwecklichen und technischen Bedingungen begründet. Wie
sehr die Bedeutung des Werkes bereits in Fachkreisen als hochwerthig
erkannt worden ist, beweist die Thatsache, daß der Verband keram-
ischer Gewerke irr Deutschland den Verfasser aus Grund dieses Werkes
zu seinem Ehrenmitgliede ernannt hat.

Auch wir können nicht umhin dem Verfasser an dieser Stelle die
vollste Anerkennung für sein vorzügliches Werk zum Ausdrucke zu
bringen und dasselbe Allen, welche auf dem Gebiete der Gefäß-
bildnerei thätig sind, wärmstens zu empfehlen.

Rheinisches Steinzeug.
(München, Nat.-Museum.)

Steinzeugkrug.

(„Schnelle", Köln, Museum.)

Ansbacher Porzellan. Glasveckel.

(München, Nat.-Museum.) (München, Nat.-Museum.)

verschiedene Kleeblattmündungen.

Illustrationsproben aus der Textabtheilung des Gmelin'schen Werkes.

Das Gewerbe-Monogramm, Herausgegeben von Martin
Gerlach. Zweite vermehrte und verbesserte Ausgabe. Wien.
Verlag von M. Gerlach & Lomx., mit deutschem, französischem
und englischem Text. Die in kurzer Zeit nothwendig gewordene Auf-
lage des Werkes gibt den schlagendsten Beweis, daß die Absicht, dem
Praktiker ein Nachschlagewerk zu bieten, das in einer staunenswerthen
Fülle und in immer neuer Abwechselung von Ideen ihm jede gewünschte
Anregung und direkte Auskunft zu gewähren im Stande sei, auch
wirklich erreicht ist. Wen nur je Nothwendigkeit des Berufes oder
die Neigung des Liebhabers dahin führt, sich mit dem Studium der
Verschlingung der Buchstaben in verschiedensten Systemen und mit
Beifügung von Attributen eingehend sich zu befassen, wird hier in
beinahe 2soo Illustrationen einen Stoff angesammelt finden, der ihm
 
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