Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Egle, Joseph von: Ueber die Orientirung der Kirchen
DOI Artikel:
Ausstellung antiquarischer Curiositäten,[1]
DOI Artikel:
Wachskerzen auf einen Akolythen gesteckt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0021

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13

und fast allen hetdnischen Völkern Asiens
bestand.

Jch bilde mir, wie schon gesagt, nicht ein,
daß durch diese Erörterung die aufgeworfene,
mehr theologische als technische Frage gelöst
sei; aber ich wollte auch nur anregend wirken,
um zur wirklichen Lösung das Meinige bei-
zutragen. LZ-1s.

Iuchelliitig antiguarischer Curiosltäten.

i.

Wir haben schon wiederholt in unseren
Heften darauf aufmerksam gemacht, wer in
erster Linie berufen ist, die Alterthümer der
christlichen Kunst zu erforschen und ans Licht
zu ziehen.* Bei dem Katholiken und dem
Priester insbesondere ist es nicht nur das rein
ästhetische Jnteresse oder die Moderichtung,
die ihn zu diesem Studium treibt, sondern er
ersreut sich noch besonderer Vortheile, um
dasselbe fruchtbringender zu machen. Der eine
Vortheil tst, daß alle diese Dinge, denen wir
auf dem Gange durchs christlkche Alterthum
begegnen, uns nichts Fremdes, soudern hei-
mische und ehrwilrdige Gegenstände sind, mit
welchen wir von Jligend auf vertraut gewesen.
Damit steht der zweite im innigen Zusammen-
hang: die schönen Formen, die der Außen-
stehende nur mit kunstlerischem oder antiqua-
rischem Genuß betrachtet, machen wir unsern
Zwecken wieder dkenstbar und gebrauchen sie
zur Erhöhung der Zierde unserer Religion,
sowie zur Erneuerung einer soliden und ge-
schmackvollenBildungsthätigkeit inKunst und
Handwerk. Einen dritten Vortheil haben un-
sere Blätter schon öfter gezeigt zu haben das
Verdienft: daß durch diearchäologischen Kennt-
nisse die übrigen Disciplinen, Kirchen- und
Dogmengeschichte, Liturgik u.s. w. eine nicht
zu verachtende Unterstützung erhalten.

Einen vierten Vortheil, der ein Norsprung
genannt werden kann, wollen wir in Form

* I. Jahrg.. I. Barid, S. 50 l II. Jahrg., III.
Bd., S. 21 ff., 33 ff.; III. Jahrg., V. Bd-, S. 2.

einer Frage auftreten lassen: „Wer ist wohl
am ehesten geeigenschaftet, die archäologischen
Urkunden, Namen, Sinnbilder u. dgl. zu ver-
stehen und etwaige Dunkelheiten aufzuhellen?"
und diese Frage durch eine Reihe literarischer
Unglücksfälle beantworten, welchen Schrift-
steller ausgesetzt sind, die sich ohne die nöthi-
gen Vorkenntnisse an die Behandlung solcher
Gegenstände wagen.

Wachskerzen auf einen Akolythen
gesteckt.

Das Akolythat ist die vierte der vier nie-
dern Weihen oder Vorstufen der Priesterweihe.
Folglich ist ein Akolyth ein geweihter Meß-
diener, dessen Dienst (und Vollmacht) nach
dem römischen Pontifikale darin besteht, Lich-
ter zu tragen und anzuzünden, und Wein und
Wasser zum heiligen Opfer aufzustellen. We-
gen des erftgenannten Geschäfts wird er auch
Ceroferarius, Kerzenträger genannt. Eines
Tages gerieth Schreiber dieses in keinen ge-
ringen Schrecken als er in einem Buche eines
sehr berühmten Namens las, dessen Haupt-
zweck ist, über liturgisch-künstlerische Gegen-
ftände zu belehren.

Man kann daraus erfahren, daß Wachs-
kerzen auf Akolythen gesteckt und diese dann
auf eigenen Tischen aufgestellt wurden. Der
Gebrauch set sehr alt und solche Tische noch
in mancher Kirche vorhanden. Wo und wann
aber dieser barbarische Gebrauch herrschte,
lvie man an dem armen Menschen die Kerze
befestigt, etwa durch ein in den Hirnschädel
gebohrtes Loch oder durch einen angesteckten
Nagel, (auf beides schien das Wort „stecken"
hinzudeuten), ist nicht angegeben.

Nach langem Nachdenken schien eine Remi-
niscenz aus der Geschichte uns Licht auf die-
sen mysteriösen Lichtträger zu werfen.

Jn einer christlichen Kirche kann dieser Ge-
brauch nicht geherrscht haben. Vor diesem
Verdacht bewahrt uns das Stillschweigen
sämmtlicher Blätter für Geist, Gemüth und
Publicität, welche eine solche Mißhandlung
eines unglücklichen Akolythen gewiß verdien-
 
Annotationen