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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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2. Heft
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Neue Erwerbungen des bayrischen Nationalmuseums
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Das Ciborien-Velum
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Erklärung der Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0034

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mert als daß zur Bekleidung des TaLernakels
und des Ciboriums nur weiß gebraucht wer-
den soll.

Nicht selten hat man die Bekleidung des
Ciboriums nach dem Kirchenjahr gewechselt,
und weisen daher die Kirchentnventarien weiße,
Llaue, rothe, wo nicht sogar auch schwarze
„Mäntelchen" auf.

Wäre es nicht möglich, dem Cibortenmän-
telchen einen solchen Schnitt zu geben, daß
es kein „Mäntelchen", kein Reif-, ketn Flü-
gelröcklein wäre, sondern ein Velum, das in
edlen Falten das heilige Gefäß umhüllt?

Wäre es nicht Sache des „Ktrchenschmucks",
der schon so vtele Zöpfe ausgerissen hat(?),
uns von dem widerwärtigen Eindrucke zu be-
freien, mtt welchem der Ungeschmack das Ge-
fäß des Engelbrodes umgeben hat?

Dte Lösung der Frage befindet sich im
gegenwärttgen Heste.

Erklärung der Feichnungen.

Beilage i.

Mr«. 1—4. Ciborien-Velum, und zwar:

Mo. 1. Ein Muster in ganzer Größe und
halber Ausführung, mit kleinerer und grö-
ßerer Verzierung.

Mo. 2. Bemessung der Größe nach dem
Umfang des Ciboriums.

blro. 3. Schnttt des Velums nach dem
genommenen Maße.

blro. 4. Ansicht des Velums in seiner
Vollendung.

-r- -i- *

irro. 3. Rückseite der Mttra im Heste I,
mit den Medatllons:

St. Matthäus,

St. Lucas,

Sta. Maria,

St. Joseph,

St. Martinus.

Dem Drängen des ästhetischen Eiferers im
vorangehenden Artikel nachgebend, thetlen
wir ein Muster mit, und laden dte Frauen
und Jungfrauen etn, fich der kleinen, aber
sehr lohnenden Mühe zu unterztehen, ein recht
schönes und würdtges

Ciborten-Velum

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auszuarbeiten, wodurch fie dem Tabernakel
des Herrn einen ersreulichen Schmuck zubrtn-
gen können.

Dte Beschretbung der Anferttgung soll so
klar als möglich werden.

Voran gehe die Bemerkung, daß das Ve-
lum aus Einem, und zwar kretsrunden Stücke
besteht, welches so an dem Deckel des Cibo-
riums besestigt wird, daß es den Grtff frei
läßt und mit dem Deckel zugleich abgehoben
werden kann. Jnsofern ist also kein Unter-
schied zwischen diesem und dem bisher ge-
bräuchlichen Mäntelchen.

Um dem Velum die rechte Größe zu geben,
müssen wir an dem Cibortum zwet Maße
nehmen. Sie find tn bllo. 2 des Betlagen-
bogens l angedeutet als die Linien oo und ox.
Die erste Linie ist der Durchmesser der Stelle,
an welcher das Velum den Deckel umspannen
soll. Der Deckel des Ctbortums hat oder soll
haben eine Einziehung oder Einkehlung, wie
wir bei o und o sehen. Von dieser nimmt
man das Maß, indem man die Peripherie
oder den Durchmesser derselben abmißt, und
zieht nach derselben einen Kreis auf den Ve-
lumstoff, der also dem Deckel an der bezeich-
neten Stelle vollkommen gleich ist. Vgl. oo
bet blro. 3.

Dieser Kreis wird (nachher!) ausgeschnit-
ten und bildet gleichsam den Halsausschnitt
des Gewandes.

Nun haben wir aber erst das Loch, also
das Nichts von unserem Gewande, wie kom-
men wir denn zu der Sache selbst?

Auf folgende Weise: Wir nehmen das Maß
von dem Punkte o oder o bts zum Boden x,
s. l^ro. 2, setzen diese Linie ox als Verlänge-
rung an den Halbmesser des Kreises no, und
ziehen aus demselben Mittelpunkte, von wel-
chem aus der Kreis oo gebtldet ist, den Kreis
x, vgl- b§ro. 3 >— und das Werk wäre fertig,
wentgstens auf der Zeichnung.

Was die kleine Linie bedeutet, welche bei
blro. 3 von dem innernKreise oo ausgeht, hat
die scharfsinnige Leserin schon errathen. Es
ist ein kleiner Halsschlitz, der dazu dient, um
den Hals des Velums von oben herab durch
die weiter ausladenden Glieder des Kelchdeckels
glückltch an den Ort seiner Bestimmung, in
die Auskehlung zu leiten. Darin angekom-
men wird er dann besesttgt, wte später gezetgt
werden soll.

Als Stoff nimmt man schweren weißen
Seidenatlas, der aber ntcht kreideweiß setn
muß. Besser ist es, wenn er etwas weniges
gelblich oder graultch angelausen ist. Als
 
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