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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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2. Heft
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Christlicher Kunstverein
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0027

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1860. HlrclirnZclimnck. s.M.

Christlicher Kun^verein.

In emer Zeit, welche der Gründung der
verschtedensten Vereine ebenso hold, als we-
gen der täglich stch steigernden Letchtigkeit der
Communikation günstig ist, bildet es einen
eigenthümlichen Contrast, daß dte Bildung
der Vereine für Wiederbelebung der christ-
lichen Kunst in den einzelnen DiözesenDeutsch-
lands so langsam vorwärts schreitet. Worin
liegt der Grund dieses Uebelstandes? Haben
wir ihn etwa in der Lässigkeit der schon be-
stehendenAssociationen zu suchen? Oder fehlt
es ihnen an einer lebendigen Vereinigung
unter sich? Jst das Ziel, das sie anstreben,
etner auch nur oberflächlichen Sorgfalt des
Clerus und des Eptskopatsunwürdig? Jeden-
falls geben wir auf die letzte Frage eine ent-
schieden verneinende Antwort. Wir getrauen
uns sogar, den Satz zu vertheidigen, daß in
jeder Dtözese, unter deren Clerus der Eifer
in der Seelsorge mit dem sür theologisch-
wissenschaftliche Tüchtigkeit sich um den Vor-
rang streitet, ein Verein sür christliche Kunst
alsbald aufs Kräftigste aufblühen muß. Diese
Kunst hat ihre Wurzeln in der Kenntnisi des
Alterthums, und wer die alte Erfahrung sür
sich nutzbar machen will, musi sich mit Vor-
liebe in das Verftändniß vergangener Zeiten
versenken. Geschichtliche und archäologische
Studten müssen sonach ausblühen, und diese
werden htnwiederum einem wissenschastlich
tüchtigen Clerus ein willkommener Gegenstand
sür die Museftunden sein. Wir unsererseits
sind auch der lebhaftesten Ueberzeugung, dasi
der Clerus und die katholtschen Gelehrten
überhaupt selbst bei vereinter Anstrengung
noch viel zu thun haben, um das gesammte
Gebiet chrtstltcher Archäologie umzuarbeiten,
und das thut ebenso noth, als dte Puristka-
tion der Ltteratur-, Prosan- und Kirchenge-

schichte eine Pflicht war und noch ist. Das
Bewußtsein treu geleisteten Dienstes, und
wenn das setn muß, auch Ehre kann man da-
bei ebenso viel verdienen, als in der Eigen-
schast eines Mitglieds eines Gelehrtenaus-
schusses.

Unter solchen Umständen also ist die That-
sache, dasi die christlichen Kunstvereine ntcht
lebenund nicht sterben können, eine auffallende
Erscheinung, und es wäre, wenig gesagt, ein
besseres Zetchen, wenn es anders wäre. Wer
tmmer hierin mit gutem Veispiele vorangeht,
Vorurtheilen entgegentrttt, und so endlich
ein neues Glied dem Gesammtverein zuführt,
verdient Lob und Anerkennung, und darum
registriren wir mit großer Freude die That-
sache der Gründung etnes christlichen Kunst-
veretns sür Mainz in unseren Blättern.

Das Mainzer Journal gibt darüber unter
dem 25. November folgenden Bericht:

„Nach dem Vorgang anderer Diözesen
wurde nunmehr auch in hiesiger Stadt für dte
Diözese Mainz etn Verein für christliche Kunft
ins Leben gerusen. Zweck des Vereins tst,
nicht selbstständtg zu schaffen, sondern den
Sinn sür die ächt christliche Kunst in allen
ihren Zwetgen immer mehr anzuregen, zu
beleben und zu läutern, die in der Diözese
noch vorhandenen Kunstgegenstände älterer
Zeit auszusuchen und zu erhalten, in einem
anzulegenden Museum die edelsten Muster
wahrhaft christlicher Kunftwerke, set es in
Schriften und Zeichnungen, oder in Holz-und
Gypsabbildungen zu sammeln und zugänglich
zu machen, und dadurch vor Allem das christ-
ltche Handwerk, soweit es auf den Bau, die
Ausschmückung und das Geräthe der Kirche
Bezug hat, zu heben und auf die rechte Bahn
zu leiten. Welchen Anklang die Gründung
eines solchen Vereins dahier gesunden, das
hat die zur Feststellung der Statuten und zur

kirchenschmuck, Band VII oder 1860, Heft 2.

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