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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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5. Heft
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Mittelalterliche Wandmalereien
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Zur Geschichte der Aufbewahrung des heiligen Sakraments im 16. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0081

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Auferstehung wäre sein Bildniß mit der Fahne
in einer Kasel (vielleicht Verwechslung mtt
der Cappa?) zu sehen gewesen, wie er die
Hölle gestürmet, woraus die Teusel mit einer
großen Karthaune auf ihn gezielet, ingleichen
wte er Adam und Eva und die anderen Alt-
Väter aus der Vorhölle oder Illmdo kntrum
gefuhret. Diese Tafel hat in den hohen Fest-
tagen ganz offen, in den andern nur halb
offen gestanden, in der Fasten ist ste ganz zu-
geschlossen gewesen. Der Stifter ist davor
gehalten ein Schneider gewesen zn sein, dessen
Bildniß auch mit einigem Werkzeuge seines
Handwerks in einem ehrbaren bürgerlichen
Habit mit seiner Ehefrau und Kindern, 9
Söhnen und 9 Töchtern, zu sehen, mit der
Jnschrift: ,/Biddet vor den Gevern deßerTaf-
selen, und vor dat gantze Geschlechte." Weil
aber unterschiedene Stücke ganz iimonveimllls
gewesen, mithin die Lehren des Pabthums
von den Fegefeuer, lümdo I>ntimm u. dgl.
darinnen enthalten, so hat man ste alsbald
im Beginn der Reformation nnter Fürst Wolf-
gangen weggenommen." Soweit Beckmann.

Zur Geschichte der Iustewahrung des
heüigen Sakraments im 16. Iahr-
hundert.

Zur Geschichte der Aufbewahruug des aller-
heiligsten Sakraments im 16. Jahrhundert
haben wir auf eiuer literarischen Wanderung
die folgenden Notizen gefunden, die wir um
so mehr ausheben zu sollen glauben, als die
Quellen, denen ste entstammen, zu archäolo-
gischen uud kunfthistorischen Zwecken seltener
durchforscht zu werden Pstegen.

Daß in England unmittelbar vor dem
Schisma Heiurichs VIII. die heilige Eucha-
ristie fast allgemein über dem Altar hän-
gend ausbewahrt wurde, geht aus folgenden
Aktenstücken hervor.

Zur Zeit Eduards VI., als der Regent-
schaftsrath damtt umging, den unter Heinrich
VIII. annoch katholischen Cultus zu prote-

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stantisiren und das Schisma mit der Häresie
zu vertauschen, wurde an die Bischöfe des
Reiches eine Reihe von Fragen gestellt, um
ihre theologische Gestnnung, beziehungsweise
ihre Willfährtgkeit, zur Einführung von Neue-
rungen zu erkunden. Die Fragen mit den be-
treffendcn Antworten der Bischöfe stehen bei
dem bekannten Geschichtschreiber der englischen
Reformation, Luriiot, lüstor^ ok tlls Rokor-
inutlon ok IlnAlnn6. Orsorder Ausgabe von
1829 in 8. Vol. II, x. II, Lollsot. ok Rsoon68
nnnid. 25. Die betreffende Frage lautet:
z/Wann ift die Aufbewahrung des Sa-
kramentes und das Aufhängen des-
selben (tlis linnZ'inZ' ux) zuerst aufgekom-
men?" Die Antwort hierauf ist leider blos
von zwei Bischöfen uns aufbewahrt, nämlich
Von dem Erzbischose von Canterbury (Cran-
mer) und von dem Bischofe von Lincoln (vr.
Longland). Der Erstere antwortet: „Die
Aufbewahrung des Sakramentes begann, wie
ich glaube, 600oder700Jahre nach Christus:
das Aufhängen aber, denke ich, kam erst in
der letzten Zeit auf." Der Bischof von Lin-
coln aber sagt: „Polydorus Virgilius schreibt,
Jnnocenz III. habe befohlen, das Sakrament
aufzubewahren, damit es bereit sei für dte
Kranken." Honorius III. hat dieses bestätigt,
indem er hinzufügte, „es solle aufbewahrt
werden", in looo sinAulni'i, INNNilo st 8iANNto.
Was aber das Aufhängen des Sakra-
ments über, oder das Aufstellen dessel-
ben auf dem Altare (n8 kor tlis IinnAinA
nx ok tlis 8Norninsnt ovsr, or 8sttinA it N^)0N
tlis nltni') betrifft, so ist dieses erst in der
letzten Zeit aufgekommen und noch nicht ein-
geführt (rsosive6) an verschiedenen Orten in
der Christenheit."

Wtr legen natürlich aufdie archäologischen
Deduktionen dieser Bischöfe kein Gewicht: nur
ihr historisches Zeugniß über das zu ihrer
Zeit saktisch Bestehende interesirt uns.

Noch deutlicher tritt uns dieSuspension
als die ordentliche Weise der Aufbewahrung
entgegen in einem Dokumente von rein katho-
lischem Charakter. Unter Maria der Ka-
 
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