Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Natürliche Blumen zur Verzierung der Kirchen und Altäre
DOI Artikel:
Das mittelalterliche Meßgewand betreffend
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0092

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
76

Hen; treibt ini Frühjahr frisch aus der Wur-
zel und trägt retchltchen Samen.

7) Jm Monat August und September ver-
wende ich Nelkenstöcke und Astern, die sich
auch 2—3 Wochen gut tn der Kirche er-
halten.

Jm Monat Oktober bis Mitte Nooember
wird noch mtt rothen Geranien, Astern und
Rosen geziert.

9) Jm November, Dezember, Januar und
bis in den Februar stelle ich aber das Olli-^-
sLvtimuin ivctmum, eine Art Winteraster, in
dte Kirche, welche 2—3 Monate schön und
reichlich bluhet. Die Blume ist schön rosa.
Wegen der Menge der Blumen und Blätter
welken einzelne etwas früher und müssen mit
etner Scheere abgenommen werden, damit der
Stock nicht entstellt wird. Auch tretbt diese
Pslanze häufig Wurzelausschläge, welche sorg-
fältig ausgestochen werden müssen, so lange
man die Blüthe erhalten wtll, weil sie dersel-
ben die Nahrung cntziehen.

Diese Pflanze ist perennrrend, schlägt alle
Frühjahr im Gartenbeet von der Wurzel aus,
wird aber am kräftigsten und blühet am reich-
lichsten im Gartenbeet oder in Rabatten. Ehe
der Frost eintritt, wird sie mit Boden ausge-
nommen und in den Topf gesetzt, bevor sich
dte Blumen ganz entfaltct haben, an einen
etwas schattigen Ort gestellt und steißig ge-
pstegt und begossen. Sie kann auch, wenn
der rauhe Frost zu Lald eiutritt, in ein unge-
hetztes Zimmer oder im Keller an einen lich-
ten Ort gestellt werden, bis sich die Blumen
ganz entfaltet haben. So können sie bis De-
zember und Januar aufbewahrt und dann erst
srisch tn die Kirche gestellt werdcn.

10) Um einige Symmetrie zu erzielen, sieht
man auf gleiche Ableger, Schnittlinge, Sa-
menpflanzen, gleiche Töpfe, gleiche Lage und
Licht und kann auch noch durch den Schnitt
nachhelfen.

11) Um die Goldlack-, Geranien- und Ro-
senstöcke in Töpfen zwei, drei und noch mehr
Jahre gesund zu erhalten, nimmt man sie nach
Verlauf der ersten Blüthezeit sammt Boden

aus den Töpfen, schneidet unten 2"—3"
durch einen Querschnitt und setzt sie mtt fri-
scher guter Erde in die Töpfe. Dieß wird
sich bei manchen andern Blumenpflanzen wohl
auch anwenden lassen.

12) Die Blumentöpfe sollen deßwegen oben
etwas weiter sein als unten, und mehr ttef
als breit.

Das mittelalterliche Meßgemand tie-
tressend.

Die Zeit, wann in Deutschland das falten-
reiche mittelalterliche Meßgewand unserem
neueren Platz machte, ist unseres Wissens bis
jetzt nur so im Ungefähren bestimmt. Könnte
man nicht dem eigentlichen Termine dieser
Umwandlung näher auf die Spur kommen,
wenn man auch auf die Holzschnitte in alten
Gebetbüchern des 16. Jahrhunderts mehr
achtete? Schreiber dieser Zeilen hatte in den
letztenTagen ein in der Zeit unmittelbar nach
Erfiudung der Buchdruckerkunst vielgebrauch-
tes lateinisches Gebetbuch vor sich, mit dem
Titel: „Ortulus (llortutus) UIUMU6 oum oru-
Uuuou1i8 uliguiUus 8uxeru6äiti8, c^uuo tumsu
iu xrioridus iittris uou Imdeutur." Am Ende
des Buches heißt es: „sludorutum xer xro-
viäum virum muAistrum äoliuuimm OrüuiuZ-er
iu iusiZui uo lideru oivitute LrAeutiuu (i. e.
^.rA6utiuuteu8i). 1500. ^iriäie iruleuäus ke-
bruLrii." Verschiedene Holzschnitte heilige
Bischöfe vorstellend (z. B.iOII.OLVII. OXVIII.
d. oxx. OLLVIII. 6. OLLLII.) zeigen noch
das spätmittelalterliche, auf den Armen auf-
ltegende^Meßgewand, bald dte vordere, bald
die Rückseite dem Beschauer zugewendet, jede
aber mit einem vollständigen Kreuze bezeich-
net; das Kreuz auf der Rückseite ist überdieß
kein leeres, sondern mit einem Chrtstus-
bilde bezetchnet. Es bedarf kaum unserer
Versicherung, daß natürlich auch der Lischöf-
liche Stab wie die Mitra, ebenso die Kelche
auf diesen Holzschnitten noch die mittelalter-
liche Form tragen.
 
Annotationen