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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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2. Heft
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Ausstellung antiquarischer Curiositäten,[2]
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Neue Erwerbungen des bayrischen Nationalmuseums
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Das Ciborien-Velum
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0032

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22

stum bekannt, der auf dem Altare ta'glich ge-
opfert wird.

Neue Erwerbvngen des bayrischen
Nationalmuseums.

Das hiesige königl. Nationalmuseum hat
vor Kurzem eine großartige Acquisition ge-
macht. Unsere Regierung hat nämlich dem
alten Zeichnungslehrer v.Reider tn Bamberg,
der seit fünfzig Jahren über Bambergs Kunst
sammelte, feine überreiche Sammlung gegen
eine Jahresrente abgekauft und dieselbe auch
bereits hier aufstellen lasfen. Es sind unbe-
zahlbare Schätze der Kunft darunter, so ein
Schmuckkästchen der Kaiserin Kunigund von
Elfenbein (noch karolingisch), einWeihwasser-
gefäß von Elfenbein, die Setten eineS Reli-
quienkastens von gleichem Stoffe, auch aus
der Zeit Heinrich des Heiligen, und eine Elfen-
beinplatte mit einer wunderbar zarten Auf-
erstehung. Manche dieser Schätze waren bei
der Säkularisation auf dte Straße geworfen
worden, weil sie nicht von Gold oder Silber
waren. Auch an vierzig Gemälde der Bam-
berger Schule finden sich in der Sammlung,
darunter einige großeAltartafeln mit der Be-
zeichnung 1429. Ebenso sind sechs alte Meß-
kleider mit Stickereten angekommen, meistens
in Relief, die Kreuzigung Christt am Rück-
thetl zeigend. Auch eine Albe war Leigelegt,
an der man noch die alten färbigen Stickereien
am Saume und an den Aermeln sieht. Ganz
prachtvoll sind die drei Teppiche, welche noch
dte ganze Frifche ihrer Entstehungszeit (15.
Jahrhundert) erhalten haben. Der eine stellt
vor die Anbetung der drei Könige. Es ist
eine bewegte retche Gruppe um das göttliche
Kind versammelt. Am Saume des Teppichs
in ganz kleiner Gestalt gegenüber den Heili-
gen hat sich die Nonne selbst eingewebt, wie
sie im Begriffe steht, diesen Teppich am Web-
stuhl auszuführen. Gewiß ein intereffantes
Bild!

So ist diese Sammlung eine bedeutende Be-

reicherung unseres Nationalmuseums. Zwar
muß man imAllgemeinen bedauern, daß diese
Kunstsachen ihrer Hetmath entrückt worden.
Wenn man aber bedenkt, daß der Besitzer ein
sehr alter Mann Lereits ist, der zum Verkauf
genöthigt war, daß diese Sachen im Fall set-
nes Todes alle unter den Hammer gekommen
und nach allen Gegenden von Händlern sort-
geschleppt worden wären, so muß man dem
Könige von Bayern gewtß Dank wissen, daß
er diese nationalen Kunstwerke wenigstens dem
Vaterlande erhalten hat.

Möchten nur unsere Architekten und Künst-
ler diese großartige Sammlung zu ernsten
Studien bald benützen können!

Pas Liborien-Veluin.

Das zur Aufbewahrung der heil. Eucha-
ristie dienende Gefäß, welches auch setne Form
sei, muß mit einem Ueberzug von weißer
Seide verhüllt sein. Darin stimmen alle Vor-
schristen miteinander überein.

Das römische Ritual wtll, daß dte konse-
crirten Partikeln tn einer Piris von festem
und anständigem Material aufbewahrt wer-
den, die mit einemDeckel gut verschlossen und
mit einem weißen „Velum" bedeckt, und so-
wett die Umstände es erlauben, geschmückt
setn solle.

Ueber die Gestalt sprechen die Rubriken
sich nicht aus.

Bis zum Schlusse des Mittelalters waren
die Deckel der Hostiengesäße mlt Charnieren
befestigt. Jetzt sind sie fast allgemein frei und
halten blos dllrch die Reibung des enganlie-
genden Randes am Rande des Gefäßes sest.
Der innerhalb kuppelartig gewölbte Deckel
mag nach außen in Form eines Thurms, oder
einer Krone oder wie immer gestaltet sein, so
muß er sich leicht anfassen laffen, denn dieser
äußere Theil des Deckels hat keine andere
Bestimmung als die einer Handhabe. Daher
wird dem Gebrauch, das vorgeschriebene Ve-
lum nicht über den ganzen Deckel zu legen,
 
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