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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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2. Heft
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Neue Erwerbungen des bayrischen Nationalmuseums
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Miszellen
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Korrespondenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0040

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30

Miszellen.

Der Sarg der heiligen Elisabeth von Thü-
ringen. — Jn einem 1858 zu Wien erschienenen
Schriftchen: „Ueber die Auffindung der Reliquicn
der heil. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen," in
welchem die Erwerbung dieser 1854 wieder anfge-
fundenen kostbaren Ueberreste einer aus Oesterreich
stammenden Heiligen für die Votivkirche in Wien
beantragt wird, finden sich über den kostbarenSarg,
in welchem die heil. Gebeine bis zur Reformation
ruhten, folgende Notizen. Es ist ein Scrinium mit
der schönsten mittelalterlichen Goldschmiedearbeit,
und enthält auf 4 großen Feldern „die 12 Apvstel
und drei große Bilder". Daran sind verwendet
259 Edelsteine, an kleineren Bildern wieder 252,
und am Dach, den Einfassungen u. s. w. 313, im
Ganzen 824 feine Steine, zwei sehr große und
viele kleinen Perlen. Als dieß Denkmal im Jahr
1814 nach Marburg zurückgebracht wurde, wo es
nun in der Sakristei aufgestellt ist, waren mehr als
100 der kostbarsten Steine verloren gegangen. Die
goldene Krone (4040 Goldgulden werth), die Kai-
ser Friedrich II. bei der Erhebung des heil. Leibes
im Jahr 1236 ihr auf das Haupt gesetzt, kam, als
Philipp von Hessen im Iahr 1546 die weggenom-
menen Reliquien nebst dem Sarge hatte zurück-
geben müssen, nicht mehr zurück. Es ist Wunders
geuug, daß der Sarg selbst ist erhalten worden, in
dem jetzt die heil. Gebeine vielleicht bald wieder
dürften gelegt werden. — So hat man ehedem das
Große, Ehrwürdige durch Verwendung irdischer
Kostbarkeiten geehrt nach dem Grundsatze: das
Beste dem Besten; während jetzt das Kostbarste an
das Geringste, das Eitle, Nichtige verschwendet
wird- —

Jn August Reichenspergers Schrift über „die
christl. germanische Baukunst und ihr Verhältniß
zur Gegenwart, 3.Aufl., 1860", lesen wirS-119:

„Der Cardinal Baronius, der seinen Titel von
der Kirche der Heiligen Nereus und Achilleus
führte, befreite diese Kirche von den unpassenden
Zuthaten geschmackloser Neuerer und stellte sie
wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit her. Um
dieselbe auch für die Folgezeit möglichst zu wahren,
ließ er folgende Jnschrift in der Chornische an-
bringen:

krssb^tsr onrs. srioosssor guisgms kuoris
UoAO to por ^lorinm Osi st
?sr rusritu llorum ruurt^rum
Hibil äsruito uiliil uriuuito uso wututo
Usstitutuiu g.utiquitutsm pis ssrvuto
8io ts Osus rug-rt^ruui suoruru prsoibus
8siupsr gchuvst.

Welche Verluste, fügt Reichensperger bei, würdeu
diese, vor 200 Jabren gesprochenen Worte des
großen Cardinals: l^ibil äsruito, uibil ruiuuito uso
uiutgto von dem Gebiete der christlichen Kunst ab-
gewendet haben, wenn der Clerus sich dieselben
seither hätte zu Herzen nehmen wollen!"

M.orrespondenzen.

Aus der Diöcese Regensburg. Das Ver-
ordnungsblatt für das Bisthum Regensburg ent-
hält eine Reihe oberhirtlicher Vorschriften bezüg-
lich der Altäre, von denen ich Jhnen diejenigen,
welche für die Leser des Kirchenschmuckes zunächst
von Jnteresse sind, mittheilen will.

Vorher drängt es mich, meine Freude darüber
auszusprechen, daß unser hochwürdigster Herr Bi-
schof nicht nur für möglichst großartige Feicr des
Gottesdienstes in der Kathedrale besorgt ist, (der
wahrhaft kirchliche Gesang in derselben steht wohl
einzig in ganz Deutschland da), sondern auch in
seiner weiten Diöcese durch Erneuerung und Er-
lauterung der betreffenden liturgischen Vorschriften
das Haus Gottes vvn manchen eingeschlichenen
Mißbräuchen zu säubern und den hie und da erkal-
teten Eifer für deffen Zierde zu wecken sucht. Wvhl
seit der Reformation und noch mehr nach der Sä-
kularisation wurde überall die Herstellung aller
kirchlichen Geräthe und Paramente den Händen
der Laien übertragen, welche von den Bedürfnissen
des katholischen Cultus und von den kirchlichen Vor-
schriften viel zu wenig wußten, auch wenn sie Bau-
beamte waren; der Clerus aber durfte ost und
mochte auch sich nicht immer betheiligen bei einer
Sache, „die den Meßner angehe"; und so wurden
bis in die neueste Zeit herein Kircheneinrichtungen
um theueres Geld angeschafst, die ebenso wenig der
Zierde der Kirchen als dem Zwecke der Liturgie
dienten.

Wohl hat schon im 16. Jahrhundert unser ehr-
würdiger Generalvikar Jak. Müller den traurigen
Einsluß der Reformation auf die kirchliche Kunst
gefühlt, und sein Werk: Orrmtms soslssiustious —
Kirchengeschmuck, das imJahre1591 lateinisch und
deutsch im Drucke erschien, trägt an der Stirne die
Klage des Propheten, die wir hier für Jhre Leser
anführen wollen: I. Das spricht der Herr der

Heerschaaren: Nehmet zu Herzen euren Wandeh
ihr habt viel gesäet und wenig eingebracht, ihr
habt gegeffen und seid nicht satt geworden, ihr habt
getrunken und euch nicht ersättiget, ihr habt euch
bekleidet und seid nicht warm geworden.— Warum
das? spricht der Herr. Eben darum, weil mein
Haus so wüste ist und jeder nur auf sein Haus zu-
eilet. Dieser Klageruf zieht sich durch das ganze
Buch, das in 50Nummern ebenso eindringliche als
weise Anleitung gibt über die Zierde des Hauses
Gottes. Allein dieses Werk ist bereits so selten
 
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