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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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5. Heft
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Einige Bemerkungen über den Manipel
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Natürliche Blumen zur Verzierung der Kirchen und Altäre
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0089

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daß der Manipel schon im 8. und 9. Jahr-
hundert der Aufnahme unter die Gewänder
des Cults sich zu erfreuen hatte. Diese Aus-
uahme erfolgte allerdings noch nicht allge-
mein, denn noch im 12. Jahrhundert finden
fich einzelne Beispiele, welche für die alte Ge-
brauchsweise des Manifiels sprechen.*

Der Form nach unterscheidet sich der alte
Manipel von dem heutigen dadurch, daß er
schmäler und länger war. Cardinal Bona
(6ö rsb. lit. 11b. I) zekgt aus einem alten Ge-
mälde, daß der Manipel kaum die Breite von
zwei Daumen überschritt (... vix 6uos piolli-
068 6L06<tsnt6iu). ** Das Bild, welches Ba-
luzius in sein Werk ausgenommen (blot. uä
Laxitul. Iruuo. tom. II, x. 1276) zeigtMönche,
welche Carl dem Kahlen eine „llidliu ^uora."
überreichen. Sämmtliche sind mit Manipeln
bekleidet, welche oben 2>—3 Finger, an den
Enden aber um ein kleines breiter sind —

äuo8 V6l tr68 äiAit08 iuti 8Uut, oiroa, sxti'6-
mitut68 tamsu uouuibil 1utior68 — bei Ilullsr
1. o. *** Die Länge des Manipels betrug noch
im 13. Jahrhundert 5 Fuß einschließlich der
Fransen, welche zu beiden Seiten gleichmäßig
herabfloßen.

Siehe das Lütticher Statut von 1287, Kir-
chenschmuck Bd. 6, S. 11, und die Abbildung
im Gerbert'schen Werk a. a. O. tab. VI.

Für setnen primitiven Zweck als Schweiß-

*, Jvo von Chartres (1 1115) schreibt in sei-
nem Buche äö ÜAuik. iuäum. Luoerä. über den
Manipel: iu siubtrg, munu pouitur «juuöäum mux-
pulg., gu36 83.6x6 ÜUEutsm ooulorum xituitum t6r-
ß3t 6t ooulorum lixpituäiusm rswovsat. Binterim,
Denkw. Bd.4, Thl. 1. S. 205.

** Osrbsrt, äs lit. 3lsm. x3r8 I, x. 238.

*** Das oben genannte Bild, sowie ein anderes,
das uns De Vert überlieferte (vrgl. Gerbert a. a.
O.) beweisen zugleich, daß der Manipel an einigen
Orten von dem Priester auch am rechten Arm ge-
tragen wurde. (Aus „Abbildungen" diesen Schluß
zu ziehen, möchte doch zu gewagt sein. Anm. der
Red.) Gerbert glaubt, daß der Celebrans bei der
Communion den Mcn 'a l abgelegt habe, weßhalb
letzterer auf diesen Blldern den Geistlichen auch
zwischen die Finger gegeben sei (ebend.)

Die Griechen und Maroniten tragen an je-
dem Arm den Manipel (sximiunoiou genannt).
Binterim, Denkw. IV, 1 S. 205.

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tuch bestand der Manipel gewöhnlich aus Lin-
nentuch) mit seiner Einführung in die Reihe
der liturgischen Gewandstücke fing man jedoch
an, ihn aus gleichem Stoffe wie die Casel
und Stola zu verfertigen und zum Gegen-
stand reicher und kunstvoller Verzierungen zu
machen. — Aus dem Testament des Bischofs
Riculph (6p>i80. L6lsii6U8.) vom Jahre 915
ersahren wir, daß er seiner (Kathedral-)
Kirche unter Anderem 6 Manipel mit Gold
durchwoben, darunter einen mit Glöckchen
an den Enden vermachte — iuauixu1o8 86x

OUIU LUVO, UUUIU 6X Ü8 OUIU tiutiuabuli^. *

Besonders kostbar waren auch die beiden Ma-
nipel, von denen der „Kirchenschmuck" Bd. 4,
S. 62 5.77 berichtet.

Die alte Casel umschloß den ganzen Leib,
daher der Manipel erst angezogen werden
konnte, wenn dte Casel aus die Arme des
Priesters gelegt war, was am Altare nach
dem „Ooutltsoi-" geschah.** Die Cluniazen-
ser behielten diese Sitte noch bis zur ersten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei — wie
Gerbert a. a. O. Anm. aus eiuem Missale
von 1733 schließt — und in der Pontifikal-
messe treffen wir sie noch heute.

Natürliche Klumen zur Verzierung der
Kirchen und Altare.

Die Verwendung künstlicher Blumen wird
mit Recht aus mehreren Gründen verworfen.
Denn einmal sind sie nie schön und immer nur
Karrikaturen der natürltchen. Bet den ble-
chernen schreit der Blechcharakter überlaut aus
dem bunten Lack heraus. Die aus Papter
und Tuchstecken gemachten altern schnell und
verwandeln fich in einen Staubbehälter. Neue-
stens hat man einen Uebergang zur Natür-
ltchkeit gemacht, indem man die Kunst erfand,
Blumen aus Rüben und Rettigen zu verfer-
tigen. Diese geben ihre Herkunft durch den
Gestank zu erkennen.

* Uu 03US6 8. V. Üä3uixull18.

** I>s Vsit bei Osibsrt 1. 0. x. 237.

Kirchmschmuck, Band VII oder 1860, Hest 5.

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