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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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1. Heft
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Wachskerzen auf einen Akolythen gesteckt
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Absolutionswasser
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Erklärung der Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0022

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maßen wr den Richterstuhl der öffentlichen
Meinung gebracht hätten.

Dagegen wird berichtet, daß Kaiser Nero
viele Christen mit Pech überziehen, zu einer
Pechfackel drehen und so anzünden ließ, so
daß man in der That zweifeln konnte, ob ste
in diesem Zustande Licht oder Lichtstock, Kerze
oder Leuchter zu nennen wären. Geht daraus
einerseits hervor, daß Nero den Christen ein
Licht aufsteckte, lange bevor die neuen Licht-
sreunde es konnten, so versprach anderseits
dieses Licht auch die gauze Schwierigkeit der
Stelle so zu lösen, daß die Kirche nicht vor
der Humanität kompromittirt wurde. Es
konnten unter jenen Opfern heidnischer Grau-
samkeit auch Akolythen gewesen sein. Viel-
leicht hat der Wütherich ste eben als Geweihte
vor Andern ausgewählt; vielleicht gar wollte
er einen grausamen WLtz auf die Bedeutung
ihres heiligen Amtes machen?

Schade für diese stnnreichen Combinationen,
denen vielleicht noch scharfstnnigere gefolgt
w'ären, wäre nicht unser Blick wiederholt auf
die Stelle in dem gelehrten Buch gefallen.
Da zeigte stch, was im ersten Schreck über-
sehen worden war, daß der Verfasser alle
mögl ichen Arten von Leuchtern als Kirchenge-
räthe aufzählte, als eaiwlmi'i, Gobiü u. s. w.,
und diese alle in dem Gattungsnamen Ako-
lythen oder Fackelträger zusammenfaßte. Nun
war das Dunkel aufgehellt. Der Verfasser
hatte irgendwo gefunden, daß die Akolythen
„Lichtträger" genannt werden; folglich reihte
er sie ohne Weiteres in die Zahl der Leuchter
ein und steckte ihnen die Wachskerzen auf das
Haupt.

Auf derselben Seite dieses Buches, dem
unsere Ausstellung noch manchen schätzbaren
Beitrag verdanken wird, finden wir

Absolutionswafser.

Ein solches muß es doch geben, da in dem
Verzeichuiß vonKirchengeräthen auch„Wasser-
gefäße zur Absolution" vorkommen. Nun, in
den Kirchen weiß man es wohl zu verbergen,
wie man überhaupt mit Dingen, die zur

Absolution gehören, sehr gehcim thut. Jn
den Alterthumssammlungen aber ließ sich be-
greiflicherweise das Absolutionswasser, wenn
es etwa imMittelalter gebraucht wurde, nicht
aufbewahren, es wäre ja verdorben. Oder
hinge es etwa mit dem Weihwaffer zusam-
men, dem man in abergläubiger Ueberschä-
tzung absolvirende Kräste zuschrieb? Man
überlasse es den Gelehrten, die geistreichsten
Erklärungen zu finden; dem ungelehrten Leser
geben wir die einfachste: Es gibt Ablutions-
gefäße, in welchen der Priester seine Hände
wäscht, ehe er mit den heiligsten Gegenstän-
den in Berührung tritt, aus natürlichen, über-
natürlichen und symbolischen Gründen, z. B.
vor und nach der Ertheilung der Communion;
und Ablution heißt Abwaschung. Ein Ge-
lehrter, der sich offenbar auf Absolution besser
verstand als auf Ablution, machte daraus
Absolutionsgefäße. So fällt auch das Abso-
lutionswasser, das einem Feuilletonisten einen
prächtigen satyrischen Stoff versprach, ins
Wasser.

Erklnrung der Zeichnungen.

Beilage ».

Eine bischöfltche Mütze, mlli-a.

Die bischöfliche Mütze ist aus zwei drei-
eckigen Stücken zusammengesetzt, deren vor-
deres die Zeichnung enthält.

Die Zeichnung zur zweiten Hälfte wird
nachfolgen.

Die durch Stickerei zu verschönerndeu orua-
mentalen Theile st'nd:

Der Grundstoff des Gewandes, nämlich
aded, nebst dem gegenüberliegenden Felde.

Das horizontale Stirnband.

Das senkrecht gegen die Spitze hin laufende
Band.

Die schmale Bordüre, welche um die Bän-
der und um die ganze Mitra herumläuft.

Wir wollen die Art und Weise einer pracht-
vollern und dann auch einer einfacheren und
sparsameren Ausführung augebeu.

Bei einer prachtvollen und reichen Ausfüh-
rung darfPlattstickerei, Geld und Mühe nicht
gespart werden. Auch Perlen finden eine loh-
nende Anwendung.
 
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