Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Olier's Meßgewand
DOI Artikel:
Eine Bemerkung über den Albenbesatz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0083

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

tresslichen Werke: „Vls äs N. Ollsr, kon6n-

teur äu ZeiQMÄtrs äs 8. Zulxios. II^ käitioQ.

?g.ris 1853." Olier, eine der ausgezeichnet-
sten Persönlichkeiten der französischen Kirche
im 17. Jahrhunderte, wurde bekanntlich nach-
mals der Stifter der um die Errichtung und
Leitung der Seminarien so hochverdienten
Congregation von St. Sulpize. Ueber die
Heiligkeit seines Wandels waltete seit seinem
Htngange niemals einZweifel. Es war eben-
falls nur seine tiefe Frömmtgkeit und Ehr-
furcht vor den heil. Geheimnissen, welche ihn,
den von Hause aus Reichbegüterten, bewog,
stch aus den Tag seiner Primiz ein eigenes
Meßgewand fertigen zu lassen. Er wollte,
daß auch der äußere Schmuck bei dieser Feier
ganz dem hohen Geheimnisse entspreche. Dem-
nach bestellte er stch bei einem fremden Arbei-
ter (ouvi'Wr), der in seiner Kunst außeror-
dentliche Geschicklichkeit besaß und sich zu Pa-
ris aufhtelt, eine eigeneKasula um die damals
sehr bedeutende Summe von 1200 Thalern
(kout). Wte sehr dieses Werk damals bewun-
dert wurde, kann man aus der Bemerkung
Olier's entnehmen, welcher in seinenMemoi-
ren mittheilt, daß viele Kenner dasselbe für
etnes der schönsten Stücke dieser Art erklär-
ten, welches man überhaupt sehen könne, noch
mehr aus dem Umstande, daß Ludwig XIV.
(bet dessen Hofe Olier, der Sprosse einer in
der Magistratur hochangesehenen Familie, in
hoher Achtung stand) verlangte, dteses Meß-
gewand solle bet der Vermählungsseier seiner
Schwester, der Prinzessin Marie Louise, nach-
maliger Königin von Spanien, mit Karl II.
gebraucht werden (I. 65). Er ließ es zu die-
sem Zwecke nach Fontainebleau kommen (s.
Uomoii-s 8ur N. Olioi', Uuuärullä 52).
Die nähere Beschreibung dtesesPrachtgewan-
des gibt aber der Verfasser des zuerst ange-
sührten Werkes (I. x. 76, Mts ii) in dem
Folgenden: „Noch heute," sagt er, „bewahrt
man diese kostbare Kasula im Seminarium
von St. Sulpize, wo man sich ihrer an den
höchsten Festen beim Hochamte bedtent. Ste
tst tn Gold gestickt und mit retchenArabesken,

auch mit Blumen in Seide verziert. Noch
jetzt kann man nicht umhin, sie zu Lewundern;
mehrere der darauf befindltchen Medaillons
sind mtt solcherFeinheit ausgeführt, daß man
sie eher für Miniaturen, als für Werke der
Nadel zu halten versucht ist. Am Fuße des
Kreuzes erblickt man die Figuren der heil.
Magdalena und des heil. Petrus, welche
Heilige Olier als die Patronen und Vor-
bilder aller wahrenBüßer zu verehren pstegte;
in derHöhe war Gott der Vater zu sehen,
zu seiner Rechten Unser Heiland, und zu
seiner Ltnken die seligste Jungsrau, wie
sie zum Himmel aufsteigt." Schon aus dieser
Nebeneinanderstellung, noch mehr aus dem
gleich Folgenden, steht man, daß diese oberen
Figuren, und ohne Zweifel auch die am Fuße
des Kreuzbalkens befindltchen tn Medaillons-
sorm ausgeführt waren. Unser Gewährsmann
sährt sort: „Dieses letztgenannte Medaillon
veranlaßte Olier und Baudrand von einem
Btlde der Himmelfahrt Mariens zu sprechen,
obwohl diese drei Figuren, von denen nur die
Brustbilder erscheinen, wegen des kleinenUm-
fangs der Medaillons, vielmehr drei abge-
sonderte Darstellungen als ein einziges Ge-
mälde ausmachen. Uebrigens bestimmt doch
gerade dieser Gegenstand auch die Auswahl
der Zetchnungen auf den dazu gehörtgen Pa-
ramenten. Denn sowohl dte beiden Leviten-
gewänder als auch die Cappa, welch letztere
Olier im Jahr!l651 sticken lteß, enthalten
die übrigen Darstellungen aus dem Leben der
heiligen Jungfrau."

Cine Demerkung über den Albenbesah.

Der gleich tm I.Bande des Kirchenschmucks
1857 erschtenene so vortreffltche Aufsatz über
die Albe enthält unter anderen herrlichen Be-
merkungen auch diese, daß eine Albe von oben
bis unten aus reinen Linnen gefertigt, ohne
alle weitere künstlerische Zuthat schon ein
wahrhaft schönes Gewand sei, und es ward
dabei darauf hingewiesen, daß die großen Ma-
 
Annotationen