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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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6. Heft
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Ueber Farbenharmonie
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Superpelliz, Rochett und Albe: (Nach ihrer inneren Bedeutung miteinander verglichen.)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0109

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92

Weißen auch noch Gelb oder Blaßroth ge-
brauchen. Roth ist besonders reich an den
verschiedenartkgsten Abstufungen, so daß es
bei dieser Farbe am allerwenigsten nothwen-
dig sein wird, für Kreuz, Stab oder Mittel-
stück nach einer andern Farbe zu greifen;
Rothbraun jedoch stünde ;u Roth auch nicht
übel. Schwarz gehört allerdings nicht etgent-
lich unter die Farben, steht aber doch zu den Far-
ben auch in Beziehung. Einem gelben Streifen
auf Schwarz möchte ich nie das Wort reden;
vor etnem weißen würde ich solch einen vor-
ziehen, der doch schon etwas ins Graue spielt,
eben damit dte große Helle gegen das Dunkel
nicht zu scharf absteche; ganz besonders für
Schwarz geeignet scheint mir ein violetter
Streisen, wetl das Violett unter allen Farben
dem Dunkel am nächsten zu kommen scheint.
Also so weit würde ich von den angeführten
Anstchten der zweiten huldigen. Wenn es st'ch
aber darum handelt, kleinere Verzierungen
aus einem Stoffe von Einer Grundfarbe an-
zubringen, dann wird die erstere Ansicht zur
Geltung kommen müssen. Denn Farben, die
eben nur Abstufungen der Grundsarbe oder
dieser ganz nahe liegend wären, würden bei
threr geringen Ausdehnung verschwinden oder
doch keine deutliche Form mehr erkennen laffen.
Wendet man dagegen bei solchen kleineren
Verzierungen auch eine der Grundfarbe ge-
rade entgegengesetzte Farbe an, so hat das
den ästhetischen Vortheil, daß die Form der
Verzierungen schärfer absticht, also auch deut-
licher hervortritt, ohne daß in diesem Falle
eine derartige Farbenzusammenstellung etwas
Grelles, für das Auge Beleidtgendes hätte,
wetl da die eine Farbe nicht tn gleich großer
Maffe wie die andere auf das Auge einwirkt.
Sollen die Verzierungen selbst mehrere Far-
ben enthalten, so werden diese in der Regel
einander um so näher stehen müssen, je grö-
ßer die Raumausdehnung ist, die die Farben
einnehmen sollen, und je gleicher das Ver-
hältniß des Raumes für die einzelnen Farben
ift. Und ste werden um so mehr von einander
abstechen müffen, je kleiner der Raum ist, den

mehrere Farben oder auch nur Eine im Ver-
gleiche mit den andern etnnehmen sollen. Doch
darf man auch diese Regeln nicht als eine Art
Schema Letrachten, nach welchen stch die Far-
ben tn jedem Falle mechanisch zusammenstellen
laffen. Das Beste muß tn jedem einzelnen
Falle ein ausgebildeter Sknn für Farbenhar-
monie thun; dieser Sinn kann durch solche
allgemeine Sätze wohl geregelt, zum Theil
auch gebildet, nie aber durch dteselben ersetzt
werden. U. U. aus Lällmen.

Superpelli), Rocheti und Ilbe.

(Nach ihrerinnernBedeutung miteinan-
der verglichen.)*

Der Unterschied, der zwischen Superpelliz
und Rochett besteht, tst der, daß ersteres etn
weites und weitärmeliges Kleid ist, letzteres
aber ein enger anliegendes und engärmeliges
Gewand. Wenn wir uns dabei vor Augen
halten, daß letzteres das Vorrecht der Bischöfe
ist, oderüberhauptjener, dtebischöflicheEhren-
zeichen tragen; letzteres aber das gewöhnliche
Gewand für alle kirchlichen Funktionen derer
ist, die nicht Bischöfe stnd: so werden wir
schon durch diesen Umstand deutlich genug
darauf hingewiesen, daß die Verschiedenheit
beider Gewänder eine tiefe Bedeutung haben
müffe, und gerade dieser Umstand wird uns
auch helfen, den Sinn dteser Verschiedenheit
leichter zu deuten. Superpelliz und Rochett,
das eine wie das andere, ist von den anzu-
legendengottesdienstlichenoderkirchlichen Klei-
dern das unterste, wird vor allen andern zum
Gottesdienst bestimmten Gewändern angelegt,
ist, so zu sagen, die Grnndlage der übrigen
Gewandstücke. Beide, Superpelliz und Ro-
chett, ja auch die Albe haben das mit einan-

* Wir können die im Nachstehenden entwickelte
Symbolik nicht in alleweg verantworten, und ins-
besondere weisen wir die daraus gezogenen Conse-
quenzen bezüglich der verschiedenen technischen Be-
handlung des Rochctts und des Suyerpelicium,
beziehungsweise die theilweise Vertheidigung der
Tüll- und Mvllspitzen und Stoffe ab.

Anm. der Red.
 
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