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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 7.1860

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5. Heft
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Zur Geschichte der Aufbewahrung des heiligen Sakraments im 16. Jahrhundert
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Olier's Meßgewand
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https://doi.org/10.11588/diglit.18470#0082

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tholischen wurde bekanntlich mit der katho-
lischen Kirche auch der katholische Cultus wie-
derhergestellt. ZumZwecke derDurchsührung
dieses Werkes erließ Bischof Boner von Lon-
don, ein eifriger Verehrer der alten Riten,
cine in vieler Beziehung nicht uninteressante
Jnstruktion an seine Archidiakonen. Sie fteht
bei Lollwr, 66Lle8iL8tiouI bi8tor^ ok Orout-
Lrituill. Ausg. von London 1852 in 8. Vol.
IX, xuA. 313. Hter wtrd neben vielen andern
auch die Frage ausgestellt: „ob die genannten
Archidiakonen auch Vorsehung treffen, daß
das heil. Sakrament des Altares ehrerbietig
aufbewahrt, in einer Pyris verschlossen und
über demAltare hängend (tllut tbsbls^-
86ä8uoruinent bs i'svsrsntl^rs^srvsä unä lloxt
in s. xix, Lnä lluiiAsä uxon tlls Xltur) aufbe-
wahrt werde, oder ob es sonst geziemend auf-
gehoben und aufgestellt sxluoeä) sei." Neben-
bei mag die Bemerkung erlaubt sein, daß es
als der alte Gebrauch der Kirche bezeichnet
wird, dte Hostie — es ist nur von einer, sür
den Kranken ausbewahrten die Rede >— ein-
mal in jeder Woche zu renoviren. Gerade
so wie jetzt noch in Frankreich bestand damals
auch in ganz England die Gewohnheit, an
Sonntagen geweihtes Brod unter die Pfarr-
kinder zu vertheilen (iu rkiueiubruiies okunit^),
und außerdem wird in der erwähnten Jn-
struktion noch die Frage aufgestellt, ob auch
tn jeder Pfarrkirche stch ein „iiistioniLiituiu
x>uei8" (u xuxs) befinde, und ob dasselbe auch
jeden Sonntag unter der heiligen Messe vom
Priefter geküßt und dann auch den Pfarrkin-
dern dargereicht werdeszur Erinnerung an den
Frieden, den Ehristus zwischen uns und Gott
gestiftet habe, und der auch uns unter einan-
der (mun unä mun) verbinden solle. Das Jn-
teresse an der Aufbewahrung alter Gebräuche
möge diese gelegenheitliche Einschaltung ent-
schuldigen.

Um die Zeit der Reformation scheint ein
gewisser Widerwille gegen dte Wandtaber-
nakel um stch gegriffen zu haben, bei Man-
chen, ohne Zweifel Hand in Hand gehend
mit dem Eifer für Wiedererweckung der fast

erloschenen Andacht zum hetl. Sakrament.
Von dem berühmten Veroneser Bischof G i-
bert wissen wir das aus seinen Constitutio-
nen tit. V, cmx. II. Oxx. Veronu.6 1733 in 4.
Da er bei seknen Visttationen die heil. Eucha-
ristte in multi8 Iooi8 non ita, äiZ-ns ntgns in
looo lionornbili, ^ront äeost, ausbewahrt fand,
so verordnete er, daß der Tabernakel 8nxer
Lltnri MUANO aufgestellt werde. Der gleich-
zeitige Biograph Giberts (1. e.x. 258), Zino,
gtbt iiber das non itn äi^ns die nähere Auf-
klärung, die heil. Eucharistie sei an manchen
Orten in gnoäg.m n.nAn1o reservirt gewe-
sen. Wir finden, daß stch ein dem Veroneser
Bischof ungefähr gleichzeitiger— aber sreilich
nicht gleichgesinnter >— Gelehrter, Agrtppa
von Nettesheim, in seiner polemischen
Schrift gegen die Theologen zu Löwen und

Cöln (oontrn, NMA'i8tl'08 LoV3.ni6I1868 6t Oo-

1oni6N8S8) ähnlich ausspricht. „Euch," sagt
er, ,/ziemt es recht, meine Aeußerungen über
den Bilderdienst ärgerlich zu finden, Euch, die
ihr das Allerheiligste tn einen Winkel
verstößt, wo kaum ein Lämpchen Lrenni,
während ihr todte Bilder mit unzähligen
Wachskerzen erleuchtet." S. d. Stelle bei
Meiners, Lebensbeschreibungen berühmter
Männer, Bd.III. Dergleichen Aeußerungen i
verrathen auch, daß die mittelalterliche Sitte
der Wandtabernakel daran war, ihren Boden
tn den Gemüthern zu verlieren.

Mier's Me^gewand.

Nicht um etwas Mustergilttges aufzustel-
len, sondern blos von historischem Gestchts-
punkte aus, geben wir die nachfolgende Notiz
über Olier's Meßgewand." Sie dürfte nicht
ganz ohne Jnteresse sein, weil ste zeigt, wie
ste tn einer Zett, wo die kirchliche Paramentik
keineswegs in Blüthe stand, dennoch der Sinn
für das Bessere nicht ganz erstorben war, und
wie man in dem Vaterlande derLyoner Stoffe
noch im 17. Jahrhundert priesterliche Gewän-
der verfertigte. Wir entnehmen dieselbe dem
 
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