Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

DOI Artikel:
Gmelin, Leopold: Buchbindekunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0064

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Buchbindefunst.

a b c d e f

85 u. 86. Bucheinbände von Martha v. Aranz und Laura Lange. (*/4 d. wirkt. Größe.)

a. Auf Bünde gearbeitet; weißes Schweinsleder mit Blinddruck; Tunkpapier, okergelb und grau. — b. Safftanrücken und Tunkpapier in graugelbem Gold-
stempel. — 0. weinrotes Samtkalbleder, Tunkpapier in grau und bellweinrot; Handdrucktupfen in Silberoryd. — d. graugelber Saffianrücken, lithographiertes
Umschlagpapier; Goldtupfen (Schnitt dazu in Abb. 92o. — e. Halbpergament, graugelb und dunkelbraun schabloniert, Goldstempel (Schnitt dazu in
Abb. 92d). — f. Gelbes Schafleder; Decke mit abgepaßrem Muster, gelb und grau, in Holzschnitt.

nachdem die damit bemühten Kräfte das k) and werk
in seinen hauptsächlichsten Zügen erlernt hatten, wo- [
durch sie dann wie von selbst einer neuen gediegenen
Lachkunst den Boden bereiteten. Die Entwickelung
ging hier den umgekehrten Weg wie früher. Bor
Zeiten arbeitete der schlichte Handwerker in der Werk-
stätte solid, sauber, und wenn er Geschmack und
Linn für Besseres hatte, so verlieh er dem Werk seiner
Hände ein künstlerisches Gewand. Die heutige Kunst-
buchbinderei hat ihre Hauptanregung von den Künst-
lern empfangen, kam aber erst zu einer gedeihlichen
Entfaltung, nachdem die Künstler sich die Hand-
werkstechnik angeeignet hatten.

So tauchen fett etwa \5 Jahren da und dort
von Künstlerhand oder wenigstens unter direkter
künstlerischer Führung gefertigte Einbände auf, die
nur deshalb oft lange auf Abnehiner warten müssen,
weil die Preise allzuoft außer Verhältnis zu dem
buchhändlerischen Wert des Buches stehen; denn
„das Buch rein um seiner äußeren Form willen zu
genießen", wie übereifrige Verfechter der Kunstein
bände meinen (vielleicht um daniit den hohen Preis
der äußeren Erscheinung leichter verschmerzen zu
lassen) — das ist ein Standpunkt, der sich mit der
Bedeutung des Buches an sich nicht verträgt.

Der künstlerische Einzeleinband sollte immer nur
dann zur Anwendung kommen, wenn es sich um be-
sonders hochgeschätzte Bücher handelt, und je höher
des Buches Geistesgehalt zu bewerten ist, um so ge-
wählter soll sein äußeres Gewand ausgestattet sein;
aber nicht im Sinne der alten „Prachtbände", die
ganz darauf abzielten, ein Buch „rein um seiner
äußeren Form willen" zu einem Gegenstand des

Genusses, zu einem begehrenswerten Objekt zu machen,
und die damit von der Hauptsache, dem Inhalt des
Buches, ablenkten. Für kostbare künstlerische Ein-
bände sind — neben besonders wertvollen Büchern —-
namentlich Adressen, Familienchroniken, Gästebücher,
Photographie-Alben, Sammelbände für Erinnerungs-
blätter rc. die geeignetsten Objekte.

Es liegt in der Natur der Lache, daß es viel-
fach Frauenhände sind, die sich mit künstlerischer
Buchbinderarbeit beschäftigen; einige Proben aus
einem Münchener Atelier, das vor kurzem einen Teil,
seiner Arbeiten zur Schau gestellt hatte, bringen wir in
diesen Blättern dar. Zwei Künstlerinnen, Martha von
Kranz und Laura Lange, haben in mehrjähriger,

ab c

87. Zwei Leinenbände (a und b) und ein Seidenband (c)
aus den Ateliers von Martha v. Aranz und Laura Lange.
('/« d. wirft. Größe.)

ül
 
Annotationen