DOI Artikel:
Steinlein, Stephan: Über Konventionen, Traditionen und Moderne
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0094
Über Konventionen, Tradition und Moderne.
das nur aus dem Grunde
einheitlicher Weltanschauung
entsprossen gedacht werden
kann.
Noch so konservativ
äußerliches Nachempfinden er-
loschenen Kulturperioden ent-
stammender Werte bleibt dau-
ernd vergebliches Nküheu,
kann nie über einen mäßigen
KreisdaraufGeschworener ins
Leben dringen. von den
Werken der bildenden Künste
allein leitet kein Pfad zu den
Kerzen haltloser Menschen,
denen sie vielleicht zu innerst
nie kühler gegenüberstehen
als zu Zeiten, da sie an tiefster
palt- und Richtungslosigkeit
leiden. Oft wies man da-
rauf hin, wie allein die Musik
es zu sein scheine, der heute
die stärksten Neigungen gelten,
und oft auf den Grund, daß
sie für die Menge um ihrer
Vieldeutigkeit willen der liebste
Träger ihrer zerwühlten Stim-
mungen sei. Aus diffusen
Stimmungen indes wachsen
wohl abgezirkelte Konventikel,
aber nichts, das fähig wäre,
jene Grade geistiger Klarheit
zu erlangen, deren es bedarf,
um mitteilbare Normen zu
schaffen, die Keimzellen aller
Konventionen.
Reichtum sei der kräftigste
Nährboden für künstlerische
Entwickelung, äußerlich ist
solche Logik wohl zwingend
genug. Wirkliche Kunst ist
indes niemals nur als eine
der vielen Formen des Luxus-
bedürfnisses anzusehen. Wie
überall im Reich, sind auch
im heutigen Nürnberg Reich-
tümer gestapelt worden, in
Summen, die es lohnte zu
nennen; aber niemand kann
unwidersprochen behaupten,
daß große, beweglich blei-
bende Geldwerte allein kultur-
schöpferische Macht besitzen.
>q.>. Aus dem Speisezimmer des von petzschen Schlößchen.
Entwurf von kserm. Schwabe. Schreinerarbeit von Joh. Götz, Schnitzereien von
Martin Weber und Karl Rothe, Nürnberg.
;^2. Blick in die Diele des von Petzfchen Schlößchens.
Entwurf von kferm. Schwabe. Schreinerarbeit von Ioh. Götz, Schnitzereien von
Martin Weber und Karl Rothe, Nürnberg. Eiche dunkel geräuchert, Kamin grau-
grüner Iurafandftein; Decke alt.
Kunst und Handwerk. 62. Iahrq. Heft 2.
S\
13
das nur aus dem Grunde
einheitlicher Weltanschauung
entsprossen gedacht werden
kann.
Noch so konservativ
äußerliches Nachempfinden er-
loschenen Kulturperioden ent-
stammender Werte bleibt dau-
ernd vergebliches Nküheu,
kann nie über einen mäßigen
KreisdaraufGeschworener ins
Leben dringen. von den
Werken der bildenden Künste
allein leitet kein Pfad zu den
Kerzen haltloser Menschen,
denen sie vielleicht zu innerst
nie kühler gegenüberstehen
als zu Zeiten, da sie an tiefster
palt- und Richtungslosigkeit
leiden. Oft wies man da-
rauf hin, wie allein die Musik
es zu sein scheine, der heute
die stärksten Neigungen gelten,
und oft auf den Grund, daß
sie für die Menge um ihrer
Vieldeutigkeit willen der liebste
Träger ihrer zerwühlten Stim-
mungen sei. Aus diffusen
Stimmungen indes wachsen
wohl abgezirkelte Konventikel,
aber nichts, das fähig wäre,
jene Grade geistiger Klarheit
zu erlangen, deren es bedarf,
um mitteilbare Normen zu
schaffen, die Keimzellen aller
Konventionen.
Reichtum sei der kräftigste
Nährboden für künstlerische
Entwickelung, äußerlich ist
solche Logik wohl zwingend
genug. Wirkliche Kunst ist
indes niemals nur als eine
der vielen Formen des Luxus-
bedürfnisses anzusehen. Wie
überall im Reich, sind auch
im heutigen Nürnberg Reich-
tümer gestapelt worden, in
Summen, die es lohnte zu
nennen; aber niemand kann
unwidersprochen behaupten,
daß große, beweglich blei-
bende Geldwerte allein kultur-
schöpferische Macht besitzen.
>q.>. Aus dem Speisezimmer des von petzschen Schlößchen.
Entwurf von kserm. Schwabe. Schreinerarbeit von Joh. Götz, Schnitzereien von
Martin Weber und Karl Rothe, Nürnberg.
;^2. Blick in die Diele des von Petzfchen Schlößchens.
Entwurf von kferm. Schwabe. Schreinerarbeit von Ioh. Götz, Schnitzereien von
Martin Weber und Karl Rothe, Nürnberg. Eiche dunkel geräuchert, Kamin grau-
grüner Iurafandftein; Decke alt.
Kunst und Handwerk. 62. Iahrq. Heft 2.
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