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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0046

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75

Sammlungen und Ausstellungen. — Wettbewerbe.

7fi

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Veste Coburg. Die Herzog Alfred-Sammlung. Den
Kennern alter Kunstgläser bot die Herzogt. Kunst- und
Altertümer-Sammlung der Veste Coburg bisher schon ein
beachtenswertes Studienmaterial, freilich etwas einseitiger
Art, da fast ausschliesslich Deutschland mit seinen Erzeug-
nissen vertreten ist. Fanden sie nun trotzdem Anregung
und Belehrung genug, wenn sie ein gelegentlicher Besuch
auf die Burg führte, so werden sie künftig wohl eigens zu
dem Zwecke diese aufsuchen, um eine der besten Glas-
sammlungen — man darf diesen Superlativ ruhig gebrauchen
— kennen zu lernen, die es giebt. Diese bedeutende
Wertsteigerung ist veranlasst durch ein wahrhaft fürstliches
Geschenk: Ihre Kgl. Hoheit die Frau Herzogin Witwe
Maria von Sachsen Coburg und Gotha, Grossfürstin von
Russland, hat die Privat-Gläsersammlung weiland Sr. Kgl.
Hoheit des Herzogs Alfred, die nach dessen Tode ihr ge-
hörte, den Sammlungen der Veste Coburg mit der Bestim-
mung geschenkt, dass sie unter dem Namen »Herzog Alfred-
Sammlung!, aufbewahrt und der allgemeinen Benutzung
zugänglich gemacht werde. Die Sammlung besteht aus
rund noo Gläsern, d. h. mehr als doppelt so vielan im
Vergleich zum bisherigen Bestand. Es kann nicht Aufgabe
dieser Notiz sein, jetzt schon, wo eben erst die Übernahme
der Sammlung stattgefunden hat und noch einige Zeit bis
zu deren Aufstellung in neuen Räumen verstreichen wird,
einen ins Einzelne gehenden Überblick zu geben. Das
wird an dieser Stelle oder im kunstgewerblichen Teil des
Hauptblattes erst später der Fall sein können. Aber so
viel sei heute doch schon erwähnt, dass namentlich die
Gläser Venedigs in ihren so mannigfachen Techniken vor-
trefflich vertreten sind und den Schwerpunkt der Sammlung
ausmachen. Die zweite Stelle nehmen dann die mit
Schmelzfarben bemalten deutschen Hohlglaser ein, von
denen einzelne Stücke vermutlich die Frage werden lösen
helfen, wo denn eigentlich in Deutschland diese Technik
zuerst angewandt worden ist. Neben diesen verdienen
einige hervorragend schöne Kunckel- und eine Reihe vor-
trefflicher Schapergläser, sowie die Erzeugnisse der böh-
mischen und schlesischen Hütten die Aufmerksamkeit des
Betrachters, und unter den Beingläsern wird er kostbare
Seltenheiten finden. Die Niederlamte, England, China und
der islamitische Orient reihen sich würdig diesen Haupt-
teilen an, so dass wohl auch ein verwöhnter Betrachter
vollauf zufriedengestellt sein wird. —

Herzog Alfred war ein eifriger Sammler. Neben dem
Glas wandte er seine Aufmerksamkeit der Keramik zu.
Auch diesen Teil seiner Sammlungen hat die Herzogin-
Witwe Marie der Veste geschenkt. Das Kreussener und
sächsische Steinzeug steht hier an Zahl und Bedeutung
voran. Aber auch die nassauischen und rheinischen Werk-
stätten sind sehr gut vertreten. Da nun auch auf diesem
Gebiete die Veste bereits einen nicht unwesentlichen Bestand
aufzuweisen hatte, so ist auch dieser Zuwachs doppelt
willkommen zu heissen. —

Die »Herzog Alfred-Sammlung« wird im ganzen auf
einen Wert von fast einer halben Alillion Mark von Kennern
geschätzt, gewiss ein äusserer Beweis für ihre Bedeutung.
Das beste Zeugnis aber wird sie sich selbst geben, sobald sie
der allgemeinen Besichtigung zugänglich gemacht werden
kann. K. K-

Treviso. Paris Bordone-Feier. In der Vaterstadt des
Malers Paris Bordone wird man in diesen Tagen die
vierhundertjährige Gedächtnisfeier dieses liebenswür-
digen, farbenfreudigen, inmitten der schönsten Zeit vene-
zianischer Kunstblüte stehenden Künstlers begehen. —

| Der überaus thätige Direktor des hiesigen städtischen
Museums Abbate Baito hat das Verdienst, eine Anzahl hab-
haft zu machender Werke des Paris Bordone zu einer
Ausstellung zu vereinigen und eine Übersicht seiner in
allen möglichen Galerien zerstreuten Werke in Pho-
tographien zu geben. Bilder, welche von ihren Be-
sitzern dem Paris Bordone »zugemutet« werden, sollen
eine besondere Abteilung dieser Ausstellung bilden. Sogar
ein Selbstporträt will man gefunden haben. Einen Mann
mit einem Apfel in der Hand stellt es dar und liegt somit
die Deutung auf einen Paris nicht allzufern. — Bei dieser
Gelegenheit sei hervorgehoben, was genannter Direktor in
den letzten 10 Jahren für seine Vaterstadt als solcher ge-
than hat. Von kleinen Anfängen ausgehend hat er eine un-
glaubliche Menge Material zusammengetragen. Alles harrt
wegen Raummangel einer systematischen übersichtlichen
Aufstellung. Die Menge des Erworbenen gestattet dies
bis jetzt nicht. — Sign. Baito überlässt dies seinen Nach-
folgern, wie er sagt. Es genügt ihm, sammelfreudig, gleich
einem reichen Liebhaber, was noch zu haben ist, den
Krallen der Antiquare zu entreissen und für seine Vater-
stadt gerettet zu wissen. Sein Sammeleifer erstreckt
sich auf alle Gebiete der Lebensäusserung in Kunst
und Handwerk seines geliebten Treviso und mit Stolz
könnte er auf seine Leistungen blicken, wenn er nicht zu
bescheiden wäre. Welche grosse Anzahl von Fresken
allein hat er gerettet aus aufgehobenen Kirchen oder an
Häuserfassaden, welche dem Weisstiincher verfallen waren!
In Treviso macht man gar gerne solch alter Herrlich-
keit ein Ende. Es kam vor, dass die reizendsten Putten-
friese der schönsten Zeit herabgeschlagen wurden, um
dann durch Neues in Chokoladefarbe ersetzt zu werden.
Wer vor 30 Jahren Treviso gesehen hat, sucht vergeblich
seine Lieblinge unter den so schönen bemalten Fassaden.
Das ganze Viertel des Ratspalastes hat sich voll-

I kommen verändert. Um viele Sünden gut zu machen,
hat man in letzter Zeit »la sala dei Cento« sehr gut im
Stile restauriert. — Ich werde in einer weiteren Mitteilung
mir nicht versagen können auf Treviso und sein Museum
zurückzukommen und dann mitteilen, was die eben er-
erwähnte Paris Bordone-Ausstellung allenfalls kunstge-
schichtlich Wichtiges zu Tage gefördert haben dürfte.

A. Wolf.

WETTBEWERBE

Döbeln. In dem Wettbewerb um das hiesige Luther-
denkmal, an dem fünf Künstler mit sieben Entwürfen teil-
nahmen, ist dem Bildhauer Ernst Paul in Dresden ein-
stimmig der Preis zuerkannt worden. -r-

Miinster. Bezüglich der vom Westf. Bauernverein aus-
geschriebenen Künstler-Konkurrenz für ein Schorlemer-
Denkmal erfahren wir: Die Jury der Preisrichter trat zur
Entscheidung am 25. Oktober im grossen Saale des Landes-
hauses zu Münster zusammen. Eingeliefert waren 21 Ent-
würfe. Den ersten Preis (1500Mk.) erhielt Bildhauer Heising-
Friedenau bei Berlin, den zweiten (1000 Mk.) Bildhauer
Haverkamp-Friedenau bei Berlin, den dritten (500 Mk.) Bild-
hauer Jos. Hammerschmidt-Düsseldorf; die Entwürfe der
Bildhauer Karl Geiling-Düsseldorf und W. Bolte-Münster
wurden zum Ankauf empfohlen. Das Preisgericht war
ferner der Ansicht, dass unter den Verfertigern der drei
preisgekrönten und der zwei zum Ankauf empfohlenen
Entwürfe ein nochmaliger Wettbewerb stattfinden möchte,
der sich dann auf die Darstellung der Figur allein im
Massstabe 1:4 zu beziehen hätte.
 
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