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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0063

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Vermischtes.

11 o

Kunstwerke in ihrer Wirkung zu beeinträchtigen. Die
Gesamtanlage ist nach dem für den Besuch einer Aus-
stellung vorteilhaftesten Prinzip der Cirkulation durch-
geführt, die eine bequeme Orientierung ermöglicht und
eine Stockung bei starkem Verkehr verhindert. Aus einem
Vorraum gelangt man durch die Flucht der für die Ge-
mälde und Skulpturen bestimmten Zimmer: die Ober-
und Seitenlichtkabinette und den grossen (roten) Oberlicht-
saal in die Abteilung für Kunstgewerbe und von da
wieder in den Vorraum zurück. Die reichliche Bemessung
des Raumes — der grosse Saal ist an sich schon umfang-
reicher als das alte Kunstvereinslokal — gestattet ein vor-
teilhaftes Hängen der Bilder und einen ruhigen Genuss
derselben. Auch für gutes Licht ist gesorgt. In einzelnen
Kabinetten kann je nach Bedürfnis Seiten- oder Oberlicht
hergestellt werden. So ist denn einem dringenden und
alten Notstande endlich abgeholfen — es ist zu hoffen,
dass nun auch die Bestrebungen der Vereinsleitung vom
Erforg gekrönt werden und in unsern Kunstverein wieder
neues Leben kommt.

Es sei noch bemerkt, dass das neue Haus auf Kosten
der Grossherzogl. Civilliste erbaut und dem Verein vom
Grossherzog gegen eine geringe Miete überlassen worden

ist. K. Widmer.

Berlin. Als Beirat für die von der Reichsdruckerei
herzustellenden künstlerischen Arbeiten soll nunmehr
eine aus 10 — 12 hervorragenden Fachleuten bestehende
Kommission gebildet werden. Die Vorarbeiten für diese
neue Einrichtung sind bereits soweit gefördert worden,
dass sowohl die näheren Bestimmungen als auch beson-
ders die Vorschläge bezüglich der zu ernennenden Mit-
glieder, zu denen auch die Direktoren einzelner Kunst-
institute gehören sollen, demnächst dem Kaiser unterbreitet
werden können. -r-

Bcrlin. Die s. Zt. durch ruchlose Hand zerstörten
Nebenfiguren in der Siegesallee sind nunmehr wieder-
hergestellt und an Ort und Stelle aufgestellt worden, -r-

Bremen. John Harjes, ein geborener Bremer, der seit
mehr als 50 Jahren fern der Heimat seinen Wohnsitz hat,
hat auf der Pariser Weltausstellung die beiden in Kupfer
getriebenen Reiterfiguren von Maison angekauft und sie
der Stadt Bremen zum Geschenk gemacht. Es sind ge-
naue Nachbildungen der beiden Heroldsbilder auf dem
Reichstagsgebäude zu Berlin. -r-

Venedig. Das Projekt, Venedig durch eine zweite Brücke
mit dem Festlande zu verbinden, besteht schon seit Jahren,
machte aber nur in letzter Zeit ausserordentlich viel von
sich reden. Die vorhandene Brücke dient bekanntlich aus-
schliesslich dem Eisenbahnverkehr, diese zweite nun ist
für Fuhrwerke aller Art und Fussgänger gedacht. Kürzlich
nun teilte der Bürgermeister in öffentlicher Sitzung mit,
»wie er mit dem Gemeindeausschusse weder nach der Seite
der die neue Brücke Befürwortenden noch nach der der
Gegner neigend, das erbetene Gutachten einer technischen
Kommission, welche sich aus den bedeutendsten Fach-
männern Italiens zusammensetzt, abwarten werde. Der
Nichtbeeinflussung halber habe man beschlossen, die
Namen der Kommissionsmitglieder geheim zu halten.
Der Schmerzensschrei der hiesigen und auswärtigen
Künstlerschaft: »Venedig in Gefahr!« sei ungerechtfertigt,
denn es seien im Gegenteil in den letzten Jahren mehr
als je die Meinungsäusserungen der Künstler bezüglich
der Erhaltung alles wertvollen Alten respektiert worden
und gar manches Erfreuliche zu berichten.«— Die gesamte
Künstlerschaft, sowie alle die, welche Venedig in seiner

jetzigen Gestalt lieben, sehen in dem Projekt der neuen
zweiten Brücke allerdings eine grosse Gefahr für Venedigs
Lokalfarbe, für sein gesamtes eigentümliches Leben,
welches ihm jene unsagbare Anziehungskraft zu allen Zeiten
verliehen hat. Es darf nicht vergessen werden, dass
da, wo die Brücke auf der Nordseite einmünden würde,
ein grosser Platz für Stallungen durch Niederlegung einer
grossen Anzahl von Gebäuden geschaffen werden müsste.
Diesem würden Verbreiterungen der Strassen, Ausfüllung der
zunächst liegenden Kanäle folgen. Einmal hiermit be-
gonnen, würde schwer zu sagen sein, wo man aufzuhören
habe. Die Besitzer der Wagen und Pferde sowie die
Velocipedisten würden erst dann zufrieden sein, wenn sie
bis ins Herz der Stadt vordringen könnten; sie würden
am liebsten auf dem Marcusplatze anhalten. Wer Venedig
kennt, begreift, dass der blosse Gedanke hieran unaus-
stehlich ist, aber den Verteidigern des Projekts nichts un-
überwindlich scheint. — Fast noch wichtiger jedoch als
die Einwände vom künstlerischen Standpunkte sind die-
jenigen vom gesundheitlichen. Es würde zu weit führen,
auseinandersetzen zu wollen, welche unheilvolle Folgen
die durch die Brücke veranlasste Stauung der Wasserbe-
wegung, der starken Strömung von und nach dem Meere
bei Flut und Ebbe für die Existenz der Stadt haben würde.
- Die Lebensbedingungen könnten möglichen Falls den
Einwohnern der Stadt entzogen werden; denn nur Flut
und Ebbe, welche die kostenlose Selbstreinigung der Ca-
näle vortrefflich besorgen, ermöglichen den Aufenthalt in
der bis jetzt sehr gesunden Stadt. — Mittlerweile hat sich
ein erbitterter Kampf für und wider entsponnen. Die
einen glauben durch die Brücke Venedig zum grössten
Aufschwung zu verhelfen, die andern, die mit Recht ihre
Blicke nach dem Meere richten, und durch die Schiffahrt
von diesem Venedigs Heil erwarten, sehen in dem Brücken-
projekt ein Attentat auf Venedigs Vergangenheit und Zu-
kunft. —

In der grossen Zeit Venedigs war eine hohe Strafe
bestimmt für denjenigen, welcher im hohen Rate auch nur
mit einer Silbe und unter irgend welchem Vorwande von
einer Verkleinerung des Wasserbeckens, welches Venedig
umgiebt, »der Lagune«, gesprochen haben würde. Man er-
kannte sie als Pulsader der Stadt. Eine freudige Erschei-
nung in Venedig ist, dass die Freude am schönen Alten
mehr und mehr in Erscheinung tritt. Dem Architekten
wird da und dort von Privaten gestattet, Wohnhäuser im
alten Stile wieder herzustellen. So ist am Canal grande
der Palazzo dei ambasciatori vom Verputze befreit worden,
sowie von allem ihn Entstellenden und strahlt nun in alter
Schönheit; auf dem Campo St. Maria formosa geschah
das Gleiche mit einem kleineren Palaste der Frührenaissance.
Gar schön heben sich nun die Skulpturen der Fenster und
des Portals von dem Steinschnitte des schönen Ziegelbaues,
der vom erstickendem Putze befreit ist. An der die Aka-
demie in sich schliessenden aufgehobenen Kirche der
Caritä wurde eine von Herrn Goggenheim geschenkte
Skulptur, eine Madonna, welche die Anbetenden mit ihrem
ausgebreiteten Mantel beschützt, aus dem Anfang des
15. Jahrhunderts, angebracht. Ein Privatmann liess die
ganze Freitreppe an der Kirche der Salute neu herstellen.
Baron Franchetti jun. fährt fort, den Palast, Ca d'oro ge-
nannt, von allen Zusätzen befreit, im ursprünglichen Stile
vollkommen herstellen zu lassen mit samt der Freitreppe
im Hofe, von welcher sich noch Spuren vorfanden. — Conte
Dona delle Rose richtet einen ihm gehörigen Palast
(Michiel) als zugängliches Museum ein. a. Wolf.
 
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