Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0087

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
157

Vom Kunstmarkt. — Vermischtes.

158

treffliche und Gesunde unter den grösseren Landschaften
und Interieurs, aus Kirchen und Bauerngehöften. Dett- j
mann ist ein »Könner«, der freilich sein ganzes Können
nicht immer voll einzusetzen für nötig hält — das stört :
häufig den Oenuss seiner starken, persönlichen Natur-
anschauung. Die besten Stücke sind das vor drei Jahren
auf der internationalen Ausstellung in Venedig mit dem
Grand Prix ausgezeichnete Dorfbild mit glänzenden Licht-
effekten einer scheidenden Abendsonne, ein Werk, das
verdient, durch eine Provinzialsammlung »gerettet« zu
werden! — Von gleicher Leuchtkraft der Sonne auf Wiesen
und Moor zeugen die »Enten im Moorgarten« und ähn-
liche Motive, während der »Fischerfriedhof« kühlere, san-
digere Töne in einer Art »melancholischer Helligkeit« an-
schlägt. Auch das »Idyll am Schweinestall« gehört hier-
her, während die südlicheren Motive (»Quelle«) nicht so
glücklich und rassenecht erscheinen. Unter den Innen-
räumen mit künstlicher oder doppelter Beleuchtung (von
innen und durch die Fenster) ragen die »Fischerhochzeit«
und namentlich das »Abendmahl« hervor. Letzteres gehört
zum Tüchtigsten, was die Kollektion enthält. Dettmann's
künstlerische Handschrift ist eine durch und durch männ-
liche; breite, niedersächsische, mehr energisch als tief; er
sieht ohne viel zu grübeln und will in erster Linie die ma-
lerische Erscheinung bannen in diesen Bauern- und Dorf- i
und Ackerbildern, die den vielzitierten Erd- und Schollen-
geruch thatsächlich ausströmen. Ich glaube, für die Ent-
faltung einer natürlichen und echten heimatlichen Malerei
ist dieser Niederdeutsche eine Vollkraft, dessen Wert sich
»massgebende Kreise« nicht entgehen lassen dürften. —

Neben ihm ist nicht viel von Bedeutung zu melden
— die üblichen Dilettantenstückchen nehmen in den Weih-
nachtsausstellungen ja meistens einen zu breiten Raum
ein. Von künstlerischem Ernst ist ein Kieler Maler, Carl
Arp, in seinen Studien aus der Probstei. Arp hatte im
vergangenen Sommer und Herbst mit seinem Landsmann
Rohlfs in dem Probsteier Dörfchen Muxall drei Monate
lang fleissig Natur studiert. Das Ergebnis ist ein eminenter
Schnitt vorwärts. Rohlfs Studien waren vor einiger Zeit
ausgestellt, ohne viel Verständnis zu finden — mit einer
erfreulichen Ausnahme, ein Laie kaufte eine davon. Was
jetzt Arp bringt, ist dem Publikum leichter verständlich,
ohne der Oberflächlichkeit oder Schablone Konzessionen j
zu machen. Seine »Alte Scheune« (die Sommerresidenz«
der beiden Freunde) ist ein Bild von sehr guter Qualität,
breit, gut gesehen und genau wiedergegeben, mit feinem
Gefühl für Tonwerte. Es ist kein »Rezept« mehr, alles
ehrliche Arbeit. Auch die Studien, wie z. B. »Knechte-
kammer«, »Landschaft bei Schrevenborn« (mit feiner,
feuchter Luftperspektive) und das »Innere einer Räucher-
kathe« haben malerische Qualitäten, die nur im Schweisse
des Angesichts « erworben werden, aber bereits auf einer
Stufe, wo man ihnen diesen Arbeitsschweiss nicht mehr
ansieht. Was die Franzosen mit »Justesse« bezeichnen,
ein Wort, das mit dem deutschen »Richtigkeit« kaum über-
setzbar ist, eignet diesen letzten Arp'schen Studien. Es
ist kein Suchen nach Effekten, sondern ein liebevolles, un-
geziertes Eingehen auf die Reize des einfach Gegebenen,
ein ganz ehrliches Werben um die Schönheit des Gegen-
ständlichen und Ungesuchten darin. Klares Wollen und
farbiges Fühlen, mit einer Technik, die von selber aus der
Arbeit herauswächst — das ist der Weg, auf dem man
wackeres Fortschreiten hoffen und wünschen darf. —

An Kunstgewerblichem hat die Firma Bantz eine Aus-
wahl von besseren Thon- und Glaswaren gebracht; die
Mutz'schen Töpfereien habe ich früher schon erwähnt.
Gegenwärtig werden noch chemisch verbesserte (ganz un-
durchlässige) Gefässe hergestellt. Die Läuger'schen Vasen

sind in erster Linie als rein dekorative Stücke, nicht als
Gebrauchsvasen für Blumen, zu betrachten. So sind sie
auch gedacht; vom Publikum wird noch oft der Irrtum
begangen, sie als Gebrauchsvasen zu betrachten und zu
verwenden, wozu sie gar nicht gemacht sind. Unter den
neuesten Glaserzeugnissen sind die, nach französischen
Anregungen in Deutschland hergestellten Trinkgläser in
zweierlei Farben anerkennenswerte und geschmackvolle
Erzeugnisse aus der Rheinischen Glashütten-Aktien-Gesell-
schaft (Ehrenfeld b. Köln). Diese Gläser sind mit ein-
fachen farbigen Blatt- oder Blütenkelchen verziert (grün
oder violett, rot oder gelb), indem die Formen in der
äusseren (farbigen) Glasschicht durch Ätzung herausgeholt
werden, wodurch die innere (durchsichtige) Glasblase frei-
gelegt wird. Sie sind keine blossen Ziergläser, sondern
auch wegen ihrer einfachen Kelchform zum Gebrauch als
Rheinweingläser oder zur Bowle zu empfehlen!

t Schölermann.

Berlin. Die Akademie der.Künste wird aus Anlass
der 200 jährigen Jubelfeier des Königtums in Preussen eine
Ausstellung historischen Charakters veranstalten und zwar,
wie verlautet, auf Befehl des Kaisers, der selbst eine An-
zahl von Bildern aus seinem Besitze zur Verfügung stellen
will. Es sollen in der Hauptsache solche Werke zur Aus-
stellung gelangen, die sich mit der Person der Könige von
Preussen und der ihnen nahestehenden Männer beschäf-
tigen. Bildnisse der Königinnen sollen nicht ausgestellt
werden. Die Ausstellung soll vom 15. Januar bis zum
Ende des Monats dauern. -r-

VOM KUNSTMARKT

Zürich. Aus der Henneberg'sehen Galerie wurden ein-
zelne Gemälde am 10. Dezember in der hiesigen Börse ver-
kauft. U. a. brachten zwei Gemälde von Grützner 3000,
bezw. 4500 Frcs., während ein Defregger zu 2500 Frcs.
fortging. 00

VERMISCHTES

Dresden. Für die hiesige Sammlung von Gipsabgüssen
ist ein vollständiger Abguss des berühmten »Denkmals
der Toten« von Bartholome, das die Stadt Paris auf dem
Friedhof Pere Lachaise errichtet hat, erworben worden.
Das Kunstwerk wird auf der hiesigen Kunstausstellung des
nächsten Jahres ausgestellt werden. 00

Weimar. Der Grossherzog hat zur Einrichtung einer
lithographischen Abteilung an der hiesigen Kunstschule die
Mittel hergegeben und den Professor Rasch mit der Lei-
tung der neuen Klasse betraut. -r-

Rom. Das Unterrichtsministerium, das einen Gesetzes-
vorschlag zur Billigung der mit dem Fürsten Borghese
geführten Verhandlungen, betr. den Ankauf der Galerie
Borghese, für 3600000 Lire einbringen wird, steht auch
in Unterhandlung mit dem Fürsten Piombino wegen An-
kaufs der Ludovisi-Sammlung für 1300000 Lire. Letz-
tere soll vorläufig im Thermen-Museum Aufstellung finden,
später aber mit der Borghese-Galerie unter dem Namen
»Humbert-Museum« vereinigt werden. a>

Krakau. Die aus der Kunstschule hervorgegangene
neue Kunstakademie ist am 5. Dezember in Gegenwart
des Unterrichtsministers Dr. v. Härtel feierlich eröffnet
worden. 00
 
Annotationen