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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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221

Vom Kunstmarkt. — Vermischtes. — Eingänge etc. — Neue Werke.

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Abendlicht erfüllt, sind poesievolle Stimmungsbilder, in die
man sich gern vertieft. Die Dämmerung, der sinkende
Tag scheinen überhaupt des Malers Seele am tiefsten zu
berühren; seine Tagbilder lassen, mit jenen verglichen,
ziemlich kalt.

Am besten ist die Plastik diesmal bei Keller & Reiner
vertreten. Max Levi-Rom hat einen trefflich durch-
modellierten Akt gesandt, einen »Kugelspieler« (Bronze),
der mit gespannter Aufmerksamkeit die auf seinem Ober-
arm rollende Kugel verfolgt. Das Werk fesselt durch die
Kraft und Feinheit der Linienführung und beweist in
höherem Grade als die Porträtbüste eines alten Mannes
das bedeutende Können des Künstlers. Weiter interessiert
wegen der sich in ihr offenbarenden bedeutenden Ge-
staltungskraft und des allerdings etwas brutalen Humors
die grosse Bronzestatue eines laufenden missgestaltenen
Fauns von Michele la Spina-Rom, und auch die zum Teil
recht anmutigen Kleinplastiken von Bonn haben Anspruch
darauf, beachtet zu werden. p. w.

Leipzig. Am 10. Februar wird hier im Deutschen
Buchgewerbemuseum eine Ausstellung von Künstlerlitho-
graphien eröffnet werden, die in jeder Beziehung bedeutend
zu werden verspricht. Sie ist die erste ihrer Art und die
Namen der Veranstalter (Graul, Klinger, Liebermann,
Kautzsch, Köpping, Thieme, Vogel) bürgen für volles Ge-
lingen.

VOM KUNSTMARKT

Paris. Für ein Bild von van Dyck hat der ameri-
kanische vielfache Millionär Whitney die Summe von
500000 M. an den Kunsthändler H. Schans bezahlt. Es
stellt den Grafen von Villiers dar und ward auf der van
Dyck-Ausstellung zu Antwerpen viel bewundert. Damals
verkaufte es der Besitzer Jacob Herzog-Wien an Schans
für 240000 M. Mit Recht setzt der Temps« obiger Mit-
teilung hinzu: Wie hoch man das Bild auch einschätzen
mag, man kann nicht umhin, den Preis übertrieben zu
finden. Das berühmte Porträt von Rembrandt »Der Ver-
golder« wurde von dem New Yorker Kunstfreund Have-
meyer, dessen Leidenschaft für den Holländischen Meister
bekannt ist, nur mit 280000 M. bezahlt. Es hat freilich
nicht viel Zweck, über diese furchtbare Hausse in den
Preisen, die von den Yankees für Meistergemälde gezahlt
werden, zu philosophieren: der Anstoss ist einmal gegeben
und nichts wird sie zurückhalten. Es ist nicht die Liebe
zu dem Gemälde, sondern allein die Eitelkeit, die sie dazu
treibt, solche fabelhaften Preise zu zahlen. Sie kaufen
sie, nicht um die Befriedigung zu haben, für sich allein
ein wunderbares und einziges Kunstwerk zu geniessen,
sondern um den Nachbar mit der Schaustellung ihrer Reich-
tümer zu übertrumpfen, und andererseits bildet dieses Vor-
gehen eine der wirksamsten Reklamen für die finanziellen
Geschäfte, die sie lancieren. Wie könnte man auch an-
nehmen, dass ein Herr, der 500000 M. für ein Gemälde
zahlt, nicht ein Finanzmann ersten Ranges wäre? □

VERMISCHTES

Berlin. In dem auch hier erwähnten Prozess des Malers
Zorn gegen den Amerikaner H. Clay Pierce ist es zu einem
Vergleich gekommen. Pierce zahlt die geforderten 12000
Dollars und 1250 Doli. Gerichtskosten. Pierce ist der An-
sicht, dass er den Prozess gewonnen hätte, dann wären
aber die Porträts dem Maler verblieben, der, wie Pierce
meint, davon einen ungehörigen Gebrauch gemacht haben
würde. Deshalb zahle er, würde aber diese Schmierereien,
die er nicht haben wolle, verbrennen. Kenner dagegen

haben, wie Zorn behauptet, und wie man wohl auch
glauben darf, die Gemälde für Meisterwerke erklärt, -r-

Weimar. Der Grossherzog Wilhelm Ernst hat dem
Grafen Görtz, Direktor der hiesigen Kunstschule, erklärt,
dass diese Anstalt im Geist ihres Begründers, des ver-
storbenen Grossherzogs, erhalten und fortgeführt werden
sollte. Man hatte Befürchtungen in dieser Hinsicht, da
die Kunstschule nur bestehen kann, wenn der Grossherzog
nach wie vor aus eigenen Mitteln erhebliche Zuschüsse
gewährt. -r-

Pisa. Nach dem Bericht des Florentiner Kommissars
für die Erhaltung der Denkmäler befinden sich die Fresken
von Benozzo Gozzoli im Campo Santo in einem Zustande,
der Massregeln zu ihrer Erhaltung nötig macht. Eine
Kommission, an deren Spitze der Direktor der König!.
Galerie in Venedig, Cantalamessa, berufen ist, und zu^der
auch ein hervorragender Chemiker herzugezogen werden
soll, wird sich über die betreffenden Massregeln schlüssig
machen. v. a.

London. Den M. N. N. wird von hier geschrieben:
Verschiedene hiesige Künstler bemühen sich, eine »Artist's
Association«, einen Berufsverein zur Wahrung der mate-
riellen Interessen der Künstler, zu gründen. Sir Lawrence
Alma Tadema ist provisorisch Vorstand und um ihn hat
sich ein Ausschuss geschart, dem J. S. Sargent, Val Prin-
sep, Marcus Stone, Luke Fildes, Frank Dicksee und sieben
andere Künstler ersten Ranges angehören. Sie erwarten
den Beitritt von mindestens 700 anderen Künstlern, die
jeder einen Jahresbeitrag von 21 M. zahlen sollen. Der
Hauptzweck des Vereins ist, seine Angehörigen in allen
geschäftlichen Fragen, die mit ihrer Profession zusammen-
hängen, mit Rat und That zu unterstützen. Eine inter-
essante Idee ist in dieser Beziehung, in den Vereins-
räumen ein photographisches Register aller zum Verkauf
stehenden Bilder u. s. w. zu halten, das jedermann kon-
sultieren kann. 00

EINGÄNGE FÜR DAS KUNSTÜESCHICHTLICHE
INSTITUT ZU FLORENZ,
Viale Principessa Margherita 21, seit 1. April 1900.
Stiftungen: Dr. Werner Weisbach, Berlin 300 Lire.
Mitgliederbeiträge zum Verein zur Förderung des Insti-
tuts: I. pro 1900. Se. Königl. Hoheit Fürst von Hohen-
zollern, Sigmaringen 150 M. Privatdozent Dr. Ernst Po-
laczek, Strassburg i. E. 20 M. Universitätsprofessor Dr.
Lange, Tübingen 20 M. Dr. J. J. Tikkanen, Dozent a. d.
Universität, Helsingfors 20 M. Dr. Herrmann, Dresden
20 M. Prof. Dr. von Oechelhaeuser, Karlsruhe 20 M.
II. pro 1901. Heinrich Marcuard, Bern 40 M. Jules Mar-
cuard, Bern 20 M. Armand von Ernst, Bern 20 M. Dr.
P. Templeman van der Hoeven,, Utrecht 20 M. Prof. Dr.
W. von Oettingen, Erster ständiger Sekretär der Kgl. Aka-
demie der Künste, Berlin 20 M.

Grunewald-Berlin, 8. Januar 1901.

Der Schatzmeister.
M. G. Zimmermann.

BEI DER REDAKTION EINGEGANGENE NEUE
WERKE.

Besprechung, gegebenen Falls, vorbehalten.

Julius Lessing, Die Wandteppiche aus dem Leben des
Erzvaters Jacob. (Vorbilderhefte aus dem Kgl. Kunst-
gewerbe-Museum. Heft 25.) Berlin, Ernst Wasmuth.
1900. 15.—

Ludw. Borchardt, Die ägyptische Pflanzensäule. Berlin
Ernst Wasmuth. 1897. 5.-
 
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