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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0133

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249

Sammlungen und Ausstellungen.

250

31. Mai, verschoben worden. Ausgeschrieben sind 1) die
beiden grossen Staatspreise im Betrage von je 3300 M.
für dem preussischen Unterthanenverbande angehörige
Architekten und Maler, 2) der Preis der Dr. Paul Schultze-
Stiftung in Höhe von 3000 M. für deutsche Bildhauer,
die ihren Studien auf den Unterrichtsanstalten der Akademie
noch obliegen, und 3) der Preis der ersten Michael
Beer'schen Stiftung für jüdische Bildhauer in Höhe von
2250 Mark. Mit der Verleihung der Preise ist die Ver-
pflichtung zu einer einjährigen Studienreise nach Italien
verbunden. — Von Ende Februar bis Ende März wird
im Uhrsaal der Akademie der Künste eine Ausstellung
von Werken Max Kßner's stattfinden. -r-

Hamburg. Zum Wettbewerb um die Ausführung des
Empfangsgebäudes auf dem hier projektierten neuen Haupt-
bahnhof sind 19 Entwürfe eingegangen. Einen ersten
Preis von je 8000 M. erhielten der Eisenbahnbauinspektor
E. Möller in Altona und die Architektenfirma Rein-
hard & Süssenguth in Charlottenburg; einen zweiten Preis
von je 4000 M. Baurat Schwartz in Altona und Architekt
Jürgen Krüger in Berlin. -r-

Posen. Bei dem Wettbewerb um das hier zu errich-
tende Kaiser-Friedrich-Denkmal erhielt Johannes Böse-Berlin
den f. Preis (2500 M.), Emil Cauer-Berlin den II. Preis
(1500 M.) und Küchler-Berlin den III. Preis (1000 M.)

-r-

Breslau. Zur Erlangung von Modellen für die Er-
richtung eines Schmuckbrunnens wird zum 1. Juni d. Js.
unter den deutschen Bildhauern des In- und Auslandes
ein Wettbewerb erlassen. Die Herstellungskosten sollen
nicht über 36000 M. betragen. Die Preise sind auf 1000,
600 und 400 M. bemessen. Die Bedingungen und Unter-
lagen können kostenfrei durch die Direktion des Schle-
sischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer in
Breslau bezogen werden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Berlin. Die Nationalgalerie hat eine Marmorarbeit von
Georg Lund-Ber\in, »Klagende Psyche«, und ein Gemälde
von Eugen Kampf-Düsseldorf, »Eifelnest« angekauft.

-r-

London. Erwerbungen der Londoner Museen. Durch
das Vermächtnis von Mr. Henry Vaughan haben die
meisten staatlichen Kunstinstitute Londons interessante
Bereicherungen erhalten. So wurden jetzt in der alten
Galerie in Trafalgar-Square folgende Werke aufgestellt:
22 Sepiazeichnungen von Turner, zu seinem »Liber
Studiorum«: angefertigt. 51 dieser Entwürfe befanden sich
bereits hier, so dass jetzt die ganze Serie vereinigt ist.
Alsdann: »Christus auf dem Ölberg«, früher Raphael zu-
geschrieben, jetzt aber als Lo Spagna erkannt. Nach ge-
nauem Vergleich mit dem in der »National Gallery« be-
findlichen Gemälde No. 1032, betitelt »Agony in the
Garden«, von Lo Spagna, konnte auch in dem erstgenannten
Werke die Meisterschaft festgestellt werden. Ferner:
Gainsborough's beide Töchter »Margaret und Mary«, und
ebenso von diesem Künstler »Skizze zu einer klassischen
Landschaft«. 12 Ölskizzen von Constable; eine Landschaft
von Crome; eine schöne Zeichnung von J. Reynolds für
sein Bild »Sarah Siddons als tragische Muse«; Selbst-
porträt von Opil und ein Knabenporträt von Francois
Duchatel (1616—94). — Mr. Boughton schenkte der Galerie
»Die Wassermühle«, von Allart van Everdingen, dem
Salvator Rosa des Nordens, der bisher in dem Institut
nicht vertreten war. Angekauft wurde: ein kleines Bild
von Luca Signorelli »Die Anbetung der Hirten«.

Durch das Vermächtnis von Mr. Vaughan erhielt die
»Täte-Gallery« Werke von Landseer, Mulready, Etty,
Cooper, Leighton, Millais und Calame. — Sehr gut be-
dacht wurde von dem Testator auch das »Victoria und
Albert-Museum« (South Kensington-Museum), dem folgende
Werke zufielen: Ein Mannor-Bas-Relief, das Porträt einer
Frau darstellend, jedenfalls eine florentinische Arbeit aus
dem Ende des 15. Jahrhunderts, aber meiner Ansicht nach
irrtümlich hier dem Donatello zugewiesen. Ein sehr schön
geschnitzter Bilderrahmen, hergestellt von Barile, der in
Siena und Rom schuf. Von den andern zahlreichen Holz-
schnitzereien sollen nur vier ausgezeichnete Porträtköpfe
erwähnt werden, welche französischen Ursprungs sind
und aus der Periode von Francois I. stammen. Zu seinen
Lebzeiten hatte Mr. Vaughan dem Museum bereits die
kostbaren gemalten Glasfenster geschenkt, welche sich
früher in der Sainte Chapelle, Paris, befanden und jetzt
eine der ersten Zierden des Londoner Instituts bilden.
Durch dasselbe Vermächtnis hat der Erblasser nunmehr seine
herrliche Sammlung von gemalten Kirchenfenstern u. s. w.
auch dem genannten Museum zugewendet.

Für die »National Portrait Gallery* wurde angekauft:
die als Schönheit berühmte und namentlich als »Perdita«
einst vielgenannte »Marie Robinson«, Schauspielerin und
Dichterin, gemalt von G. Dance. »Maria Clementine
Sobieski «, Gemahlin des Prinzen James Eduard Stuart,
von Trevisani und »Valentin Green«, der hervorragende
Kupferstecher, eine Arbeit von F. Abbott. Durch Ge-
schenk von G. F. Watts erhielt die Galerie das Porträt
des »Herzogs von Argyll«, gemalt 1860. Der Graf von
Northbrook schenkte das Porträt seines Ahnherrn »Sir
Francis Baring«, welcher der Begründer des bekannten
grossen Bankhauses ist und ursprünglich in Deutschland
ansässig war, aber nach England auswanderte. Das
Werk wurde en miniature, auf Email, von C. Moss, nach
einem Gemälde von Lawrence, angefertigt.

Berlin. Die Kunsthandlung von Keller & Reiner hat
uns während dieses Winters — mit einer einzigen Aus-
nahme — eigentlich noch nichts Interessantes geboten.
Als sie vor einigen Jahren so verheissungsvoll auf den
Plan trat, glaubten viele, dass sie fortan in Berlin an der
Spitze marschieren würde und dass Eduard Schulte mit
seinen weniger glänzenden Räumlichkeiten sehr bald be-
deutungslos werden würde. Das hat sich nun als eine
durchaus irrige Ansicht erwiesen. Hofrat Paulus hat die
Erwartungen, die sich an sein Erscheinen hier knüpften,
voll gerechtfertigt, und sicherlich ist es auch seiner
Thätigkeit mit zu verdanken, wenn das Kunstleben hier
immer mehr einen erfreulichen Aufschwung genommen
hat. Die Münchener Secession hat mit ihm eine wichtige
und bedeutsame Kraft verloren.

Es würde gewiss verfehlt gewesen sein, hätte der neue
Leiter plötzlich mit allen Traditionen der Schulte'schen Aus-
stellung brechen wollen. Ebenso verfehlt wie unmöglich.
Aber fast immer findet man jetzt bei Schulte etwas
Interessantes, fast immer — wenn auch zuweilen unter
vielem Gleichgültigen oder Minderwertigen — wird dem
Kunstfreund und dem Künstler Anregung geboten. So
ist es auch augenblicklich. Den Oberlichtsaal hat der
Künstlerklub »Sport und Jagd« mit einer grossen Zahl von
Werken in Beschlag genommen, die weniger mit Kunst
als mit Sport und Jagd zu thun haben. Eine Würdigung
dieser Ausstellung vom künstlerischen Standpunkt kann
deshalb in diesem Blatte füglich unterbleiben, wenn man
etwa Kuhnert's und Friese's Arbeiten ausnimmt.

Im kleinen, durch künstliches Licht erhellten Saal aber
finden sich einige Bilder, die der eingehendsten Beachtung
wert sind. Zunächst ein prachtvolles, allerdings schon
 
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