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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0155

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293

Denkmalspflege. — Denkmäler. — Institute.

294

Rom. Die Ausgrabungen, welche die Ecole Francaise
unter Leitung von M. Philippe Lauer in der Kapelle Sancta
Sanctorum beim Lateran vornehmen liess, sind vor einigen
Monaten sistiert worden, und M. Lauer hat nunmehr die
Resultate seiner Forschungen in den Melanges d'Archeo-
logie et d'Histoire in einer ausgezeichneten Studie ver-
öffentlicht. Die Ausgrabungen haben nicht nur die Ka-
pelle, sondern auch die Scala Santa in ihren Bereich hin-
eingezogen, und es gelang vor allem einen Teil der Fun-
damente des alten Lateranischen Palastes, wahrscheinlich
den Sitz der Cancelleria Romana des sechsten Jahrhunderts
wieder aufzudecken. Vor allem merkwürdig sind die geringen
Gemäldereste, welche M. Lauer seiner Studie in Abbildungen
beigegeben hat. Er schreibt den grösseren Teil derselben
dem zwölften Jahrhundert zu. Beachtenswert ist besonders
das Begräbnis Johannes des Evangelisten mit dem Wunder
des Mannaregens, nach einer alten Legende gemalt, ferner
zwei Päpste in ganzer Figur und das leidlich erhaltene
Fresko eines sitzenden Mannes, der in einem Buche blättert,
wahrscheinlich eines Kirchenvaters. Leider sind z. Zt. die
Räume unter der Kapelle völlig unzugänglich, doch wird
M. Lauer in seinem Werk über den Lateranischen Palast
über seine Ausgrabungen und Forschungen noch ausführ-
licher handeln. E. St.

•DENKMALSPFLEGE

Lübeck. Nach dem Jahresbericht über die Thätigkeit
des Konservators der Lübeckischen Bau- und Kunstdenkmäler
für das Rechnungsjahr i8gg wurden aus der im Berichts-
jahre zum Zwecke der Erhaltung der Bau- und Kunst-
denkmäler dem Konservator zum erstenmale zur Ver-
fügung gestellten Summe von 2000 M., wie in Aussicht
genommen, die Freilegung und Instandsetzung der Intarsien
an der Orgel und der Thüre zum Sängerchor der Aegidien-
kirche sowie die Wiederherstellung einiger Bilder daselbst
und mehrerer Altarbilder der Marienkirche bestritten. Unter
den letzteren sind besonders die beiden im Chorumgange
aufgestellten Flügelaltäre zu erwähnen. Bei dem einen
derselben vom Jahre 1529 (im nördlichen Chorumgang)
wurde eine Übermalung aus der Zeit des Bürgermeisters
Konrad von Hövelen (ca. 1575), dessen Bildnis in das
Mittelbild hineingemalt ist, festgestellt. Die Klappen, welche
die äusseren Bilder der Flügel (Adam und Eva in reicher
landschaftlicher Umgebung) bisher verdeckten, wurden
entfernt.

Die im Privatbesitz befindlichen Reste der alten Cle-
mens-Kirche an der Untertrave, die bis dahin als Speicher
gedient hatten, wurden abgerissen. Es waren nur noch
Ueberreste der Umfassungsmauern und Fensterlaibungen
vorhanden. Ferner fanden sich beim Abbruch auf den
Wänden einige Reste von Malerei. Dieselben wurden
photographisch aufgenommen, während die Baureste auf-
gemessen und in Zeichnungen festgelegt wurden. — Die
Aufnahmen (drei Zeichnungen und drei Photographien)
wurden dem Museum überwiesen.

In der kleinen Kirche zu Behlendorf, die im wesent-
lichen noch dem 13. Jahrhundert enstammt, wurden auf
Wänden und Gewölben reiche figürliche und ornamentale
Malereien gefunden, die anscheinend der frühgotischen
Periode angehören. Es wurde in Aussicht genommen,
diese Malereien wiederherzustellen, doch mussten die
Arbeiten hinausgeschoben werden, da zunächst die Wände
und Gewölbe in baulicher Hinsicht in Stand gesetzt werden
mussten.

Schliesslich darf an dieser Stelle auch noch der durch
den Bau des Elbe-Trave-Kanales bewirkten Freilegung
des Kaiserthores gedacht werden, jenes Thorturmes, durch

den einer sehr anfechtbaren Sage nach Kaiser Karl IV. im
Jahre 1375 in Lübeck eingezogen sein soll. Das Thorgewölbe
ist wieder als Durchgang hergestellt; vor demselben sind die
Reste eines Vorturmes ausgegraben und in dem gefundenen
Zustande belassen worden. Der Aufbau des Thortumes,
welcher die Navigationsschule enthält, ist erneuert worden.
Hierbei wurde, soweit die Zweckbestimmung dies zu-
liess, auf die alte, aus dem Holzschnitt von 1560 allerdings nur
andeutungsweise erkennbare Form des Aufbaues Rücksicht
genommen. Die Giebel wurden in Eichenfachwerk herge-
stellt. Zu diesem Bau, wie überhaupt zu allen Wiederherstel-
lungen an sichtbaren Teilen mittelalterlicher Bauwerke sind in
den letzten Jahren nur Handstrichsteine von dem alten
grossen Formate verwendet worden. Die Fugung ist in
Segeberger Kalk hergestellt.

DENKMÄLER

Wiesbaden. Zur Errichtung eines Denkmals für
Gustav Freytag in unserer Stadt hat sich ein Komitee ge-
bildet, das zur Einsendung von Beiträgen an den Geh.
Kommerzienrat v. Mendelssohn, Berlin W., Jägerstr. 49/50
auffordert. Es gehören dem Komitee u. a. an: der Reichs-
kanzler, die Minister v. Miquel, Studt und Bosse, Reinh.
Begas, Dr. Brahm, H. Ende, Präsident der Akademie der
Künste, Knaus, Menzel u. v. a. -r-

INSTITUTE

Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom 8. Fe-
bruar legte zunächst Prof. Hülsen ein neues Fragment der
Fasti sex primorum ab aerario vor, d. h. des Ausschusses der
Schatzbeamten. Die Fasten reichen aus den Zeiten des Augus-
tus bis auf Domitian. Der Schatz wurde beim Saturntempel
bewahrt. Professor Hülsen stellte eine Berechnung der
äusseren Form an, welche schon von August bis auf Tiber
eine Breite der Kolumnen von über 25 m ergab. Dr. J.
Ficker besprach eine Damarianische Inschrift, welche auf
Petrus und Paulus Bezug nimmt. Sie ist seit Gregor dem
Grossen viel besprochen worden und wurde meist als
Grabschrift verstanden. Durch einen raschen Überblick
der Entwicklung der christlichen Lehre vom Konzil zu
Nicäa bis auf Theodosius den Grossen wies der Redner
auf den stets sich steigernden Gegensatz hin zwischen
Orient und Occident. Aus diesem Gegensatz erklärte er
die Tendenz der Inschrift teilweise als eine Betonung der
Ansprüche Roms auf die beiden Apostelfürsten gegenüber
dem Orient. Professor Petersen knüpfte zunächst an die
in voriger Sitzung ausgesprochene Behauptung Dr. Pfuhl's
an, welcher in einem Marmorkopf im Thermenmuseum den
Kopf des Odysseus nach einem Bronzeoriginal erkannt
hatte. Eine Bestätigung dieser Vermutung findet Petersen
in der ursprünglich braunen Färbung des Marmors,
welche das Werk als eine Kopie nach einem Bronze-
original erkennen lasse. Er führte mehrere Beispiele an
von Bronzestatuen, die in Basalt oder in Marmor kopiert
und in letzterem Falle vergoldet oder gefärbt worden sind.
Zum Schluss legte Professor Petersen noch eine unter-
italienische Vase vor, auf welcher Jo nicht wie gewöhnlich
als Kuh oder als gehörnte Frau, sondern als Kuh mit einem
Frauenangesicht dargestellt worden ist. In der noch zahl-
reicher als sonst besuchten Adunanz vom 8. März legte
Commendatore Boni die Abbildung eines neuen Frag-
mentes vom Stadtplan Roms vor, welches vor kurzem auf
dem Forum gefunden worden ist. Auf der Marmorplatte
sind die Thermen des Agrippa inschriftlich bezeichnet.
Dann sprach der verdienstvolle Leiter der Ausgrabungen
auf dem Forum Romanum über das Wasser des Iuthurna
und suchte die Nähe des Aichamtes bei diesem Wasser
 
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