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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0213

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im Begriff ist an einigen Stellen blosszulegen. Zahllos sind
die Fragmente antiker und christlicher Kunst, die hier ge-
funden werden, es wurden aber auch einige wohlerhaltene
Sarkophage ausgegraben. Ein riesiger antiker Sarkophag
ist mit Masken und Fruchtguirlanden verziert, auf einem
wohlerhaltenen altchristlichen Sarkophag sieht man sogar
reichen figürlichen Schmuck. Hier sind in der Mitte die
Verstorbenen dargestellt, Mann und Frau; sie als Orantin
mit betend erhobenen Händen; er ein Gelehrter auf an-
tikem Sessel sitzend in eine Schriftrolle vertieft. Links
liegt der nackte Jonas unter einer Kürbislaube und vor ihm
windet sich mit weit geöffnetem Rachen das Seeungeheuer,
welches ihn dem Licht zurückgegeben hat, auf der Seiten-
wand daneben sieht man auf Meereswogen das Schiff, das
den Propheten getragen hat. Rechts gegenüber erscheint
der Pastor bonus, ein Lamm auf der Schulter, Lämmer zu
seinen Füssen, und daneben ist in seltsamer Weise die
Taufe Christi dargestellt. Johannes erscheint als alter
Mann, Christus fast als Knabe und auf ihn schwebt ein
riesiger Vogel herab. Die Ausgrabungen im Vorhof der
Basilika sind kaum zur Hälfte vollendet, und es steht
zu erwarten, dass man hier noch manche Fragmente an-
tiker und christlicher Kunst dem Schoss der Erde ent-
reissen wird. e. St.

Rom. Die Restauration der Engelsburg ist in vollem
Gange und wird unter der Oberleitung des Majors Borgatti
ausschliesslich von Soldaten ausgeführt. Es ist nicht aus-
geschlossen, dass man noch mancherlei finden wird, vor
allem Freskenreste aus der Zeit der Rovere, Borgia, Me-
dici und Farnese, welchen das Kastell zu Zeiten als Resi-
denz gedient hat. Schon jetzt wird dem Besucher manches
erschlossen, was er früher nicht zu Gesicht bekam: eine
kleine Kapelle mit den Wappen der Medici und einem
grossen Madonnenrelief aus dem späten Cinquecento; alle
Räume, welche Paul III. gedient haben, die er mit massiven
Marmorkaminen und reizenden Groteskenmalereien an
den flachgewölbten Decken schmücken Hess; das zierliche
Badegemach Clemens VII., das von oben bis unten mit
Stuckwerk und Grotesken verziert ist; die Schatzkammer
der Päpste, deren Wände Paul III. mit Intarsien versehen
hat. Hier hat sich zwischen anderen geleerten Kästen aus
Holz und Eisen auch eine Schatzkiste Julius II. mit kunst-
losen eisernen Beschlägen erhalten, auf deren vergoldeten
Vorlegeschlössern Jul. II. Pont. Max 1505 zu lesen steht.
Man meint, dass dies Behältnis gedient haben mag, die
herrliche Tiara aufzubewahren, die Julius wohl verpfändete,
wenn ihm für seine vielen Kriege die Mittel ausgingen.
Der Eintritt ins Kastell St. Angelo ist jetzt wie in den
anderen Staatssammlungen täglich von 10 bis 4 Uhr gegen
ein Eintrittsgeld von 1 Franc zugänglich und ein Unter-
offizier ist beauftragt, die Fremden zu führen und ihnen
über die Geschichte und die Kunstschätze der Engelsburg
Auskunft zu erteilen. e. St.

INSTITUTE

Florenz. Kunsthistorisches Institut. Die Benutzung der
Bibliothek des kunsthistorischen Institutes in Florenz stei-
gert sich mit jedem Jahre, und die in Italien weilenden
deutschen Kunstgelehrten empfinden mehr und mehr den
Wert dieser Anstalt, die ihnen Gelegenheit giebt, ihre
Studien an den Denkmälern durch die Litteratur zu er-
gänzen. Die Bibliothek umfasst z. Z. etwa 2000 Bände
und eine Sammlung von ca. 5000 Photographien. Den
alphabetisch und systematisch geordneten Katalog der
Bücher^hat Professor Brockhaus bereits vollendet; einen
Katalog der Photographien-Sammlung, welcher die Ull-
mann'sche Photographien-Sammlung als Grundlage dient,

hat Dr. Becker in Arbeit. Die Photographien Ullmann's
sind dem Institut einstweilen leihweise überlassen, werden
aber später voraussichtlich in seinen Besitz übergehen.
Ausserdem hat Professor Brockhaus noch einen sehr wert-
vollen Zettelkatalog angelegt, weJcher sämtliche in den
letzten zehn Jahren erschienenen Bücher und Zeitschriften
umfasst, die sich auf kunsthistorische Forschung beziehen.
Die Bibliothek enthält vor allem eine reichhaltige Samm-
lung Florentiner Lokalgeschichte: die Prachtwerke über
die Fassade des Florentiner Domes, über das Centrum
von Florenz, Schmarsow's Masaccio - Studien, Marcuard's
eben erschienene Zeichnungen Michelangelo's in Haarlem
I u. a. m. Es ist auch eine Sammlung von Werken Italieni-
! scher Stadtgeschichte ins Auge gefasst, wie sie das Rö-
" mische Archäologische Institut in der Plattneriana besitzt.
Besonders reichhaltig ist die Florentiner Bibliothek an
Fachzeitschriften, vor allem Italienischer, unter denen die
Publikation von Camillo Boito genannt zu werden ver-
dient: Arte Italiana Decorativa e Industriale, die in Deutsch-
land nicht genügend bekannt ist. Dasselbe gilt von der
Rassegna Bibliografica dell' arte Italiana. — Besondere
wissenschaftliche Aufgaben hat sich das Institut z. Z. noch
nicht gestellt, wohl aber hat Professor Brockhaus selbst
bestimmte Forschungen in den Florentiner Archiven in die
Hand genommen, die ihm Gelegenheit geben, in dieser
Richtung den jüngeren Fachgenossen von grösstem Nutzen
zu sein, für welche sich ja in Florenz die Beschäftigung
mit Malerei und Plastik des Florentiner Quattrocento und
Cinquecento von selbst ergiebt. Möchte eine staatliche
Unterstützung der Anstalt bald die Grundlage geben, auf
der sie sich nach so vielverheissenden Anfängen weiter
entwickeln kann. e. st.

DENKMÄLER
Rom. Am 5. Mai wurde auf dem protestantischen
Friedhofe das von Rudolf Siemering geschaffene Grab-
denkmal für Friedrich Geselschap enthüllt. 00

WETTBEWERBE

Venedig. Der Präsident der IV. internationalen Kunst-
ausstellung in Venedig, Bürgermeister Grimani, erlässt
folgendes Preisausschreiben für Kunstkritiker: 1. Die Ge-
meinde der Stadt Venedig eröffnet zur Erlangung von
Studien über die in der Vierten internationalen Kunstaus-
stellung ausgestellten Werke einen öffentlichen Wettbewerb
und sind für die besten Arbeiten ein erster Preis zu
1500 Lire, ein zweiter zu 1000 Lire und ein dritter zu
500 Lire ausgeworfen. 2. Diese Preise werden den besten
Essays und Artikeln oder Serien von Artikeln zuerkannt,
welche von der Eröffnung der Ausstellung bis zum
30. September igoi in Zeitungen oder Rundschauen er-
schienen sind. 3. Diese Arbeiten müssen in einer der
folgenden Sprachen: italienisch, französisch, deutsch,
englisch oder spanisch abgefasst sein. 4. Die Wett-
bewerber sind gehalten, bis zum 10. Oktober 1901 dem
Ausstellungssekretariat vier Exemplare ihrer Arbeiten ein-
zusenden. 5. Die Preise werden von einer aus den besten
Kunstschriftstellern bestehenden und von der Präsident-
schaft der Ausstellung ernannten Jury zuerkannt. 6. Der
Jury ist es weder gestattet, die Preise zu teilen, noch
weitere hinzuzufügen. 7. Die Jury hat einen Bericht ein-
zureichen, der gedruckt herausgegeben wird. 00

Berlin. Einen Wettbewerb schreibt der Verein für
deutsches Kunstgewerbe auf Veranlassung des Verbandes
Berliner Spezialgeschäfte für seine Mitglieder, deren Mit-
arbeiter und alle in Berlin und seinen Vororten wohnen-
| den Künstler, Kunsthandwerker und sonstigen Fachleute
 
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