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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0247

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Denkmalpflege. — Wettbewerbe.

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sowie der architektonisch wuchtig aufgebaute, dem Material
(Stein) anempfundene Entwurf von Beyrer und Rank-
München, ja, auch der von Hosaeus-Berlin, dessen Wagner
allerdings etwas allzu gewaltsam und cäsarenhaft aufgefasst
ist, der aber doch als Ganzes etwas Grosses und Monu-
mentales hat, sind geeignet, die Hoffnung auf ein gutes
Ergebnis der II. Konkurrenz zu erwecken. Denn erst dann
werden die Künstler ihre beste Kraft daransetzen, erst
dann sich ganz in den Gegenstand versenken. Bei einer
der jetzt thörichter Weise beliebt gewordenen ->Vorkon-
kurrenzen« kann man eine derartige Anspannung weder er-
warten noch verlangen. Diese Vorkonkurrenzen nehmen
leider andererseits die Kraft ganz über Gebühr in Anspruch,
und oft hat diese unsinnige Angstmeierei und Tüftelei den
leidigen Erfolg, dass weder das eine noch das andere Mal
etwas wirklich Tüchtiges zu Tage kommt. — Metzner's
ebenfalls preisgekrönter Entwurf soll übrigens nicht uner-
wähnt bleiben, obwohl er für die Ausführung so nicht in
Betracht kommen kann. Man sieht, dass der Künstler, der
ihn schuf, ein fein empfindender und begabter Künstler
ist, der überdies den Stein und seine Wirkung genau kennt,
aber eine starke Anlehnung an Bartholome's Totenmonument,
die recht unmotiviert ist, macht sich benierklich. Die »Macht
der grossen Seele«, wie das Motto lautet, äussert sich doch
nicht notwendigerweise darin, dass die Menschheit sich vor
einem ihrer Grössten, wie hier, in Schmerzen krümmt, und
der Wagner des Denkmals sieht zwar tiefsinnig aber zugleich
sehr schwindsüchtig und schlapp aus. Wenn an seiner
Stelle ein stolzer Dante auf dem Postament thronte, so
würde man gar nicht zweifeln, dass die Unglücklichen, die
sich da vor ihm in Qualen winden, die Verdammten seiner
Hölle seien. Hier aber bleibt bei aller Ruhe und Tiefe
der Sache ein komischer Beigeschmack nicht aus. Vom
Erhabenen zum Lächerlichen ist bekanntlich nur ein kleiner
Schritt, und unwillkürlich kommen dem Beschauer des un-
sterblichen Wilhelm Busch treffende Worte ins Gedächtnis:
Musik wird oft nicht schön gefunden,
Weil stets sie mit Geräusch verbunden! h. s.

Berlin. In Gegenwart des Kaiserpaares ist hier am
16. Juni das Nationaldcnkmal für Bismarck feierlich enthüllt
worden. Vorläufig lassen die zahlreichen Flaggenmasten,
Tribünen und sonstigen Gerüste das Werk so wenig zu
voller, ruhiger Wirkung kommen, dass eine eingehende
Würdigung des Denkmals einstweilen vorbehalten bleiben
muss. -r-

Hannover. Arn 12. Juni wurde hier auf dem Nikolai-
kirchhofe an der Stelle, wo vermutlich am 4. Sept. 1776
Christoph Heinrich Hölty bestattet worden ist, ein von dem
Bildhauer Qundelach und dem Architekten Siier geschaffenes
Denkmal feierlich enthüllt. Es besteht in der Hauptsache
aus einer von einer Urne bekrönten Säule, an die sich
trauernd ein Jüngling, der Frühling, lehnt, während das
Bildnis des Dichters als Relief angebracht ist. -r-

Zwickau. Hier wurde am 8. Juni ein Denkmal Robert
Schiunann's enthüllt. -r-

DENKMALPFLEQE

Mainz. Die Vorstände des historischen Vereins für
das Grossherzogtum Hessen und des Vereins zur Er-
forschung der rheinischen Geschichte und Altertümer
haben in Gemeinschaft mit dem Lokalausschuss des Rö-
misch-Germanischen Centraimuseums zu Mainz eine Ein-
gabe an den Reichstag gerichtet, in der sie unter genauer
Darlegung der sehr triftigen Gründe die Bitte aussprechen,
»es möge dem Reichstag gefallen, seine Zustimmung dazu
zu erteilen, dass der sog. Eisernturm nebst Anbauten in
Mainz, Löhrstr. 12 und Rheinstr. 59, dem Verein zur Er-

forschung der rheinischen Geschichte und Altertümer zum
Zwecke der Erhaltung in volles unbeschränktes Eigentum
unentgeltlich überwiesen werde«.

Hoffentlich ist dieses auf Erhaltung des hochinter-
essanten historischen Denkmals gerichtete Gesuch von Er-
folg gekrönt. Mit Recht wird in den Gründen u. a. dar-
gelegt, dass das gesamte Anwesen des Eisernturms für
den jetzigen Eigentümer, nämlich die Militärbehörde,
keinerlei in Betracht kommenden Wert besitzt, und dass
es aus gesetzlichen und etatsrechtlichen Gründen aus-
geschlossen erscheint, dass die Militärbehörde dem Denk-
mal die dringend erforderliche weitgehende Pflege widmen
kann, die seine würdige Erhaltung für kommende Zeiten
gewährleistet, ja, dass sie im Gegenteil unter Umständen
den Abbruch befürworten müsste. -r-

Wien. In der letzten Zeit hat sich Behörde wie Öffent-
lichkeit viel mit dem Schicksale des Domes zu Gurk in
Kärnten beschäftigt. Der berühmte romanische Dom mit
seiner hundertsäuligen Krypta und den herrlichen Kunst-
schätzen war seit seiner Erbauung im Besitze des Gurker
Domkapitels, obschon der Sitz desselben seit Anfang unseres
Jahrhunderts nicht mehr in Gurk, sondern in Klagenfurt
ist. Die Kunstwerke erfreuten sich einer vorzüglichen Er-
haltung und Pflege, und sind in ihrer Unberührtheit von
Restaurationen geradezu einzig in Deutschland dastehend;
erwähnt seien nur die Wandgemälde der Westempore
(sog.Nonnenchor i3.Jahrh.) und die derVorhalle (14.jalirh.).
Seit einigen Jahren sind Verhandlungen in der Schwebe,
den Dom an ein Nonnenkloster, welches sich in Gurk
bereits niedergelassen hat, zu verkaufen. Gegen dieses
Projekt wurden seitens des Landtages wie der politischen
Behörden Einwendungen erhoben, die um so begründeter
erscheinen, als seit den letzten Jahren, wo das Domkapitel
keinen Vertreter in Gurk mehr hat, drei empfindliche Miss-
griffe in Kunstwerken geschehen sind. Es wurden näm-
lich die Gemälde der Dreifaltigkeitskapelle (14. Jahrh.)
überweisst, sowie das Haller'sche Flügelaltärchen mit
originaler Polychromie (16. Jahrh.) teilweise überschmiert.
Auch ist gegenwärtig die Aussenseite der Apsiden, welche
den schönsten Teil der Aussenseite bilden, in die Klausur
einbezogen und daher dem grossen Publikum unzugäng-
lich gemacht worden. Unter allen Umständen wird zu
sehen sein, dass die Zugänglichkeit beziehungsweise Siche-
rung der Kunstwerke auch weiterhin verbürgt werde.
Einen vorzüglichen Führer durch den Dom hat Professor
Dr. Hann verfasst. Seit zwei Jahren ist Gurk durch eine
Flügelbahn mit der Hauptlinie Bruck-Pontafel verbunden,
daher bequem zu erreichen. s.

WETTBEWERBE

Hamburg: Das Ausführungs-Komitee zur Errichtung
eines Bismarck-Denkmals hat zur Erlangung von Ent-
wurfsskizzen einen Wettbewerb unter Künstlern deutscher
Reichsangehörigkeit eröffnet und zu diesem Zwecke ein
Preisausschreiben erlassen. (Preise von 10000, 5000, 2000,
1000 M., im ganzen 30000 M.) Die Entwürfe sind bis
zum 14. Dezember, 12 Uhr, in der Hamburger Kunsthalle
einzuliefern. Verspätet eintreffende Sendungen können
vom Wettbewerbe ausgeschlossen werden. Das Preisaus-
schreiben kann mit 7 Anlagen (Plänen und Abbildungen)
vom Bureau der Hamburger Handelskammer unentgeltlich
bezogen werden. -r-

Berlin. In dem vom Verein für deutsches Kunstgewerbe
behufs Erlangung von Entwürfen zu einem Verbandszeichen
für den Verband Berliner Spezialgeschäfte veranstalteten
Wettbewerbe haben erhalten: den ersten Preis (300 M.)
I der Entwurf mit dem Motto »Berliner Handelsmann« von
 
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