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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0031

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45

Personalien

— Denkmäler

46

der Minister der Schönen Künste, Baron Descamps-David,
bei seiner Einweihung — die vorgeschichtlichen, belgisch-
römischen und belgisch-mittelalterlichen Sammlungen der
Provinz Lüttich. Mit dem archäologischen Kongresse ver-
bunden war eine Ausstellung der Werke des heute kaum
noch bekannten großen Lütticher Bildhauers Jean Delcour
und der Abgüsse aller derjenigen im Lütticher Lande ver-
streuten Skulpturwerke, die unverkennbar den Einfluß des
vor 200 Jahren für so bedeutend angesehenen Bildners
erkennen lassen.

Abbe J. Moret hat gelegentlich dieser Ausstellung der
Werke von Jean Delcour eine interessante, reich illustrierte
Schrift über diesen Künstler bei Benard, Lüttich, erscheinen
lassen, welche zugleich das erste Bändchen einer fort-
laufenden Kollektion von Monographien der großen Künstler
Walloniens darstellt. Die Schrift von Abbe Moret, dem
Sekretär des Komitees der Ausstellung der Werke von Jean
Delcour ist das Ergebnis langer und schwieriger For-
schungen über das bisher so unbekannt gebliebene Leben
des tüchtigen Bildners, der, sichtlich den Einflüssen der
italienischen Renaissance unterworfen, noch Genie genug
besaß, um eine eigene ernste Kunst zu schaffen.

Die Ausstellung der modernen Bilder König
Leopolds ist in den Sälen zu ebener Erde des Alten Mu-
seums in Brüssel installiert. Sie wird von Soldaten bewacht
und das Eintrittsgeld kostet einen Franken, der zugunsten
der Zentral-Altersversorgungskasse der belgischen Künstler
erhohen wird. Die Sammlung besteht aus ungefähr 350
Nummern, und man kann wohl sagen, daß sie ein fast
vollständiges Repertorium der belgischen Kunst seit 1830
darstellt. Die romantische Schule ist vertreten durch De
Keyzer, Wappers, Bossuet, J. Jacobs, die beiden Robbe,
J. B. Dejonghe, Simoneau, F. de Braekeleer und so fort.
Als Meisterwerke gelten in dieser Abteilung »Lagernde Kuh«
von L. Robbe und »Karls 1. Abschied von seinen Kindern«
von Wappers. DiesesGemälde erregte zurZeit heftige Fehden
unter den Kritikern, weil Wappers sich hier völlig von der
kalten Schablone Davids lossagte. Gallait ferner fehlt
nicht. Der König besaß von ihm vielleicht dessen schönstes
Werk »Die Versuchung des hl. Antonius«; ferner »Die
Verlesung der Verurteilung der Grafen Egmont und Horn«
und eine Reihe Skizzen für die Ausschmückung des Saales
des Senates. Von Leys eine ganze Reihe guter Werke,
so »Die Investur des Ordens vom Goldenen Vließ«, welches
alle die großen Eigenschaften des berühmten Antwerpener
Koloristen aufweist; »Außerhalb der Mauern«, ein Bild,
welches der Kunstgeschichte angehört; aus seiner Zeit der
Nachahmung Rembrandts »Würfelspielende Soldaten«,
»Der Schmied« und sonstige Bilder mehr. Von Willems
eine Leinwand aus seiner ersten Zeit. Recht niedliche
Verboeckhoven; das berühmte Bild »Die Rattenjagd« von
Madoux. Aus derselben Epoche Gemälde von Fourmois,
T'Schaggeny, Stallaert, Markelbach, Pauwels, Kindermans,
Hamman, De Kuyf, Linnig, Verhas, Van Moor, Stroobant,
Cluysenaer, Lamoriniere, Clays. Es folgen von Verlat
»Der Wolf kommt«, und von Eugene Smits »Erinnerung
an Rom«, von J. Robie Skizzen aus Ostende und Indien.
Von Portaeis ebenfalls eine ganze Reihe Bilder, aber ver-
dunkelt durch vier Meisterwerke von Alfred Stevens, »Die
vier Jahreszeiten«, »Das große Glück«, »Der Besuch«, »Die
Elsässerin«. Der heutigen Zeit sich nähernd: Gemälde von
Boulenger, Henri de Braekeleer, Verheyden, zwei wunder-
volle Courtens, »Gehölz« und »Winterlandschaft«; von Artan,
Gilsoul, Hagemans, Frederic, Claus, Bellis, Van Beers, Herbo,
Van Leemputten, Uytterschaut, Hannon, der Damen Beer-
naert, De Bievre, Georgette Meunier, Gilsoul usw. Das
Ausland ist nicht ganz ausgelassen. Es ist vertreten durch
Adolf Schreyer »Wallachische Pferde suchen Schutz vor

dem Schnee«; zwei Achenbachs, durch ein Seestück von
Mesdag, durch Carolus Duran's »Der Fechtmeister«, durch
zwei Seestücke von Vernet, durch Ingres' »Der Blinde«.
Außer diesen 350 Bildern bewundert das Publikum in dieser
sensationellen Ausstellung noch alte Möbel und solche,
die nach alten Pariser Modellen kopiert wurden, altes
China- und Japanporzellan. Weitere Bestimmungen über
das Schicksal der Galerie sind noch nicht getroffen worden.

Die Albert und Isabella-Ausstellung, welche der
Minister der Schönen Künste für die nächstjährige Welt-
ausstellung geplant hatte, wird nicht stattfinden, wenigstens
nicht unter dieser Bezeichnung. Wahrscheinlich wird man
sie nun doch »Rubens-Ausstellung« nennen, wie man sie
zuerst hatte taufen wollen. Der König hat sich der Be-
zeichnung »Albert und Isabella« entschieden widersetzt.
In der Tat erweckt die Regierungszeit dieses Statthalter-
paares im Lande im allgemeinen keine angenehmen Er-
innerungen. Blühten während derselben auch die Künste
wieder auf, so wütete auf der anderen Seite doch auch
die Inquisition damals fast so arg, wie in den ersten Zeiten
des spanischen Regiments.

Eine japanische Kunstausstellung in Belgien.
Als Teil des belgischen Handelsmuseums wird auf Be-
treiben König Leopolds und mit Unterstützung der beider-
seitigen Regierungen im Japanischen Turm des Laekener
Schlosses eine ständige belgisch-japanische Kunst- und
Handelsausstellung eingerichtet werden. In dem vom
»Staatsanzeiger« veröffentlichten Programm dieses Museums
wird ausdrücklich hervorgehoben, daß eine sehr wichtige
Abteilung derselben die Reproduktion alter und neuer
japanischer Kunstdenkmäler und die Erzeugnisse der mo-
dernen japanischen Kunst umfassen wird.

Eine Schreuer-Ausstellung ist durch Bemühung des
Herrn Leo Pauly in Düsseldorf Mitte Oktober im Saale
Forst in Antwerpen eröffnet worden.

Die Dreihundertjahrfeier von Teniers. Man be-
absichtigt, im nächsten Jahre in Antwerpen zum Gedächtnis
von Teniers eine ähnliche Ausstellung zu veranstalten,
wie vor einigen Jahren die unvergeßliche Van Dyck-Aus-
stellung. Und da derselbe große Vläme auch der Be-
gründer der dortigen Hochschule der bildenden Künste
ist, so will man mit dieser Ausstellung auch die Gedächtnis-
feier des 250jährigen Bestehens derselben verbinden. In
welcher Form man diese beiden Veranstaltungen in das
Leben rufen wird, darüber gehen die Meinungen noch
auseinander. Es könnte darüber zu einem Zwiespalt mit
dem Minister der Schönen Künste kommen. Dieser plant
gelegentlich der nächstjährigen Weltausstellung, wie schon
erwähnt, eine Ausstellung des Zeitalters von Albert und
Isabella, zu welchem fast alle großen Antwerpener Maler
zählen, also auch Teniers. Jetzt beansprucht den letzteren
Antwerpen für sich. Wie es heißt, wird es auch an seinem
Plane festhalten. a. r.

PERSONALIEN
Rom. Dr. Pietro d'Achiardi ist zum Ispettore (Hilfs-
arbeiter) in der Galerie Borghese ernannt worden, ebenso
Dr. Nello Tarchiani in den Uffizien, Dr. Lionello Ven-
turi in der Kgl. Galerie zu Venedig.

DENKMÄLER

-f Die schweizerische Bundesstadt Bern hat ein eigen-
artiges, phantasievolles Denkmal erhalten: das am 4. Ok-
tober festlich enthüllte Denkmal zur Erinnerung an die
im Jahre 1874 ebendort erfolgte Gründung des Welt-
postvereins. Das Werk, von dem Pariser Künstler Rene
de Saint-Marceaux geschaffen, dessen Entwurf vor fünf
Jahren aus dem engeren Wettbewerbe, als zur Ausführung
 
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