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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.5952#0071

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125

Ausstellungen

126

Aachen. Das von Prof. Dr. M. Schmid eingerichtete
Reiff-Museum der Kgl. Technischen Hochschule wird vom
9. November dem Publikum unentgeltlich geöffnet sein.
Gleichzeitig gelangen in seinen Räumen moderne Buch-
druckerzeugnisse zur Ausstellung, die von den ersten Schrift-
gießereien, Offizinen, Verlagshäusern Deutschlands geliehen
wurden. Die Gruppierung erfolgte von Dr. A. E. Brinck-
mann unter dem Gesichtspunkt, einmal den Studierenden
eine Übersicht über die Entwickelung dieser Kunsttechnik
zu geben, dann den Geschmack des Publikums für die
Druckarbeiten des täglichen Gebrauchs zu erziehen. Hier-
zu trägt auch der Katalog ganz besonders durch seine
eigenartige Fassung bei. Selbst ein typographisches Muster-
stück steht er Interessenten gegen Einsendung von 10 Pfennig
zur Verfügung.

Wiesbaden. Ein künstlerisches Ereignis von Bedeu-
tung ist der vom nassauischen Kunstverein erfolgte Ankauf
der »Römerin« von Feuerbach. Das Bild, schon durch die
»Ausstellung von Werken aus Wiesb. Privatbesitz 1905«
(siehe Kunstchronik 1905) weiteren Kreisen bekannt, ist
aus dem Besitz des Wiesbadener Rentners C. Helmrich
dank dem Entgegenkommen desselben, mit den beschei-
denen Mitteln, die dem Verein zur Verfügung stehen, für
die städtische Galeiie erworben worden. Über den früheren
Besitzer, den verstorbenen Bruder Herrn Helmrichs, finden
wir in Allgeyers Feuerbach werk folgende Notiz (S. 238):
»Ein junger frühverstorbener Gelehrter dieses Namens,
Privatdozent der Kunstgeschichte, dessen Feuerbach in seinen
Briefen aus dem Jahre 1862 wiederholt als eines rasch lieb-
gewonnenen Freundes erwähnt, erwarb den Kopf in Rom
persönlich vom Künstler.« Das Bild ist gleichzeitig mit
der ersten Iphigenie (Darmstädter Galerie) 1862 entstanden.
Dr. Fiedler äußerte sich seinerzeit darüber, daß es »die
höchste Vorstellung von der vollendeten Meisterschaft des
Künstlers erwecke«. Professor Carl Neumann räumt ihm
(in der II. Ausgabe der Feuerbach-Biographie Allgeyers)
um seiner persönlichen Note willen einen besonderen Rang
»in der langen Reihe von Ideal- und Charakterbildnissen
nach Nanna, die allein schon ausreichen würden, Feuer-
bach unter den größten Meistern aller Zeiten einen Ehren-
platz zu sichern«, ein. Feuerbach selbst stellte, wie All-
geyer mitteilt, den Studienkopf sehr hoch. Somit hat die
Wiesbadener Galerie eine glückliche Erwerbung gemacht,
wobei nur zu bedauern ist, daß.diese vorläufig in einem
feuchten, ungünstigen Räume untergebracht werden mußte,
da die Stadt sich noch immer nicht entschließen kann, den
lange geplanten dringend notwendigen Museumsneubau in
Angriff zu nehmen. Es ist ein Verdienst des nassauischen
Kunstvereins, daß er trotz dieser äußerst ungünstigen Zu-
stände in der Luxusstadt Wiesbaden das Interesse auf das
Stiefkind Kunst von Zeit zu Zeit zu lenken weiß. m. e.

AUSSTELLUNGEN
Ausstellung im Larenschen Kunsthandel in
Amsterdam. — Suze Bisschop-Robertson (geb. 1857),
die augenblicklich größtenteils ältere bekannte Sachen im
»Larenschen Kunsthandel« ausgestellt hat, gehört nunmehr
schon der älteren Generation derGefestigten an, von der man
sich keiner neuen Stilwandlungen mehrzu gewärtigen braucht;
und ihre Kunst wirkt neben den tastenden Versuchen vieler
Neuerer schon als klassisch. Stets geht von ihrem Werke
mit den schweren, meist dunkeln Farben, gegen die sie
dann oft sehr helle, fast grelle Farben ohne vermittelnde
Übergänge setzt, eine tiefere Wirkung aus. Keine gefällige
Außenseite täuscht hier, wie bei so vielen anderen, über
die Leere und Flachheit des Gefühls hinweg, im Gegenteil:
ihr starkes, leidenschaftliches Temperament äußert sich oft

auf eine rücksichtslose und wilde Weise, nicht vor schrillen
Dissonanzen in der Farbe zurückschreckend. Überhaupt
arbeitet sie mehr auf einen dekorativen Gesamteindruck,
auf zusammenfassende und zuweilen etwas gewaltsame
Erfassung der Wirklichkeit in breiten, mächtigen Farben-
akkorden, als daß sie sich geduldig und liebevoll in Einzel-
heiten mit scharf umrissener Zeichnung vertieft; das gibt
ihrem Werke etwas Großzügiges, aber auch oft besonders
für holländische Augen vielleicht Unfertiges. Sie ist hier
mit Proben aus den drei Hauptgebieten, die sie pflegt,
vertreten: Stilleben, Landschaft, Interieur und Figurenbilder.
Eine ihrer besten Arbeiten ist unstreitig ein in hohem
Lehnstuhl ruhendes Mädchen, bis zu den Knien sichtbar,
fast in Lebensgröße; das Intime des Gegenstandes hat hier
durch die Auffassung der Künstlerin etwas Monumentales
bekommen. Die koloristische Hauptnote des Gemäldes
bildet das heftige Gelb einer Draperie, die über die Rück-
lehne des Stuhles gebreitet, den oberen Teil der Figur
umrahmt; von diesem Gelb umflutet sind die tiefdunkel-
olivengrünen. Töne des Kleides, nur etwas belebt durch
den dunkelroten Samtbesatz auf Ärmeln und Kragen; das
bleiche, wohlgeformte, müde Gesichtchen, das zur Seite
geneigt en profil gegeben ist, grenzt nicht unmittelbar
an das feindliche Gelb, das es auch sonst durch die
Leuchtkraft seiner Farbe töten würde; geschützt liegt es
gleichsam eingebettet in dem schwarzen üppigen Haar
und seinem eigenen Schatten eben auf diesem Gelb. —
Von den Stilleben sind besonders bemerkenswert zwei an
der Wand hängende große Bücklinge, deren Schuppen
schön goldig schimmern, und ein Langbild mit einem Haufen
rötlich schillernder Zwiebeln. — Von den Landschaften ist
sehr stimmungsvoll das Bleichfeld: vorn auf dem tiefen
Grün ausgebreitet die Wäschestücke, dahinter die Wand
niedriger Häuser und Zäune, ein dunkles Grau-Braun, und
darüber hervorlugend einige rote Ziegeldächer und noch
höher einige Flecken blauen Himmels mit weißen Wolken-
fetzen. — Manche Vorwürfe sind zugleich in Ölfarbe und
in Pastell behandelt; doch kommt die Eigenart der Künst-
lerin mehr in der Ölfarbe zu ihrem Rechte. Das alte
Stadttor von Harderwyk wirkt in Öl viel mächtiger als in
Pastell; das helle Weiß der getünchten Mauer und die
grauen Häuschen rechts und links setzen sich hier viel
energischer von dem tiefen Blau des Firmaments ab. Sehr
interessant ist dann endlich noch das Interieur eines Bauern-
hauses, in dem vorn eine Bauersfrau breitbeinig-schwer
einer naschenden Katze zuschaut, durch einen Durchblick
nach einem zweiten, von rötlichen Fliesen rötlich leuchten-
den Kellerraum, wo einem vom Garten durch eine kleine
Fensteröffnung ein gelbgrüner Lichtschein von außerordent-
licher Intensität blendend entgegenschlägt. m. d. h.

Zwei Porträtausstellungen auf einmal wird Belgien
im kommenden Frühjahr aufweisen. Die eine wird von
der »Societe des Beaux Arts« in Brüssel, die andere von
der »Art Contemporain« in Antwerpen organisiert. Letz-
tere veranstaltet daneben ihren üblichen modernen Salon,
auch soll deren Porträtausstellung namentlich Werke des
vorigen Jahrhunderts umfassen, deren man schon an hun-
dert beisammen hat. Die Brüsseler »Societe des Beaux
Arts« ist namentlich deswegen auf den Ausweg einer Por-
trätausstellung verfallen, um der modernen Kunstabteilung
der Weltausstellung freies Feld zu lassen bezüglich der
Vorführung der modernen belgischen Malerei. Die bei-
den Gesellschaften einigten sich nachträglich, um die
Porträtausstellungen teilweise gemeinschaftlich zu unter-
nehmen; nur wird die Brüsseler Ausstellung das Porträt
vom historischen Standpunkte aus betrachten, die Ant-
werpener jedoch das malerische und künstlerische Element
mehr ins Auge fassen. Die »Art Contemporain« wird ihre
 
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