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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 21.1910

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201

Wettbewerbe — Denkmalpflege — Archäologisches

202

Ludwig-Maximilians-Universität zu München von der philo-
sophischen Fakultät der Universität zum Dr. phil. hon.
causa, von der technischen Hochschule zum Dr. ing. hon.
causa ernannt.

Bildhauer Ernst Müller-Braunschweig in Char-
lottenburg ist vom Regenten von Braunschweig zum
Professor ernannt worden.

Oldenburg. Zum Direktor des Kunstgewerbemuseums
ist zum l. Mai 1910 der Hilfsarbeiter am Museum für
Kunst und Gewerbe in Hamburg, Dr. Theodor Raspe,
gewählt worden.

Petersburg. Zum (General-)Direktor der Kaiserlichen
Eremitage ist Graf Dmitri Iwanowitsch Tolstoi, bisher
Adlatus des Verwesers des Russischen Museums Kaiser
Alexander III. ernannt worden.

WETTBEWERBE
Die endgültige Entscheidung im Wettbewerbe für
das Breslauer Eichendorff-Denkmal ist gefallen. Von
60 Bewerbern waren 65 Entwürfe eingelaufen. Drei gleiche
Preise fielen Alexander Kraumann-Frankfurt a. M. und
den Berliner Bildhauern Encke und Professor Eduard
Albrecht zu.

Das neue Rathaus in Spandau. Mit der Aus-
arbeitung der neuen Ausführungsentwürfe und der Ober-
leitung der Bauausführung sind die Professoren Reinhardt
und Süßenguth, die Erbauer des Charlottenburger Rat-
hauses, betraut worden. Die Architekten hatten in einem
engeren Wettbewerb, der unter den Mitgliedern des Ber-
liner Architektenvereins veranstaltet war, den zweiten Preis
erhalten. Die Bausumme des neuen Rathauses ist mit
23/4 Millionen berechnet.

In der Konkurrenz für ein Reutlinger Gesellschafts-
haus erhielten die Stuttgarter Architekten Rud. Lempp
den ersten Preis von 2500 M., Walter Knoblauch und
Otto Häckler den zweiten Preis von 1500 M., Hugo Keuer-
leber den dritten Preis von 1000 M.

Monumentalbrunnen in Buenos Aires. Die in

Argentinien ansässigen Deutschen beabsichtigen, dem
argentinischen Volke zu der Jahrhundertfeier seiner Un-
abhängigkeitserklärung im Jahre 1910 einen Monumental-
brunnen im Werte von 250000 M. zu stiften. Der Ein-
lieferungstermin für die Entwürfe (mit der Ausführung
dieses Wettbewerbes ist die »Gesellschaft für deutsche
Kunst im Auslande« betraut worden) ist bis zum 1. März
1910 verschoben worden. Verteilt werden vier Preise im
Betrage von 8000, 5000, 3000 und 2000 M.

DENKMALPFLEGE
Die Wiederherstellung der Kaiserpfalz in Forch-
heim bei Erlangen wird vom dortigen Historischen Verein
rüstig fortgesetzt. Der obere Teil eines gotischen Portals
mit Wappenmalung aus dem 14. Jahrhundert wurde frei-
gelegt. In der wiederhergestellten Pfalz soll ein Museum
mit einer vorgeschichtlichen, geschichtlichen und neueren
Abteilung gegründet werden.

ARCHÄOLOGISCHES
Der Persische Palast von Ukheithar. Miß Ger-
trud Lowthian Bell, die seit 1905 höchst erfolgreiche For-
schungreisen in Kleinasien, zuletzt mit Sir William Ramsay,
unternommen hat und der wir die Aufnahme zahlreicher
Kirchen in Kilikien und Lykaonien verdanken, die für die
frühchristliche Kunstgeschichte von großer Wichtigkeit sind,
hat neuerdings auch die syrische Wüste bereist — östlich
von Damaskus bis zum Euphrat reichend — und daselbst
einen persischen Palast bei Ukheithar entdeckt, worüber

sie in der Sitzung der Society of Hellenic Studies vom
9. November berichtete. Die nordwestliche Grenze des
Sassanidenreiches war gegen die Einfälle der Beduinen-
stämme durch das.kleine, halb unnabhängige arabische
Königreich der Fürsten der Beni-Lakhmid beschützt. Die
glänzenden Paläste dieser Wüstenkönige wurden von früh-
arabischen Chronisten wohl erwähnt, aber diese Region
ist so wenig erforscht, daß wir noch in fast vollständiger
Unkenntnis der Spuren jener vergangener Zivilisationen
verbleiben. Der große befestigte Palast von Ukheithar, den
Miß Bell erstmalig untersucht hat, nimmt die erste Stelle
unter den Ruinenstätten der Vergangenheit in diesen
Gegenden ein. Die Ähnlichkeiten zwischen seinem Anlage-
plan und dem sassanidischer Paläste, namentlich des
Schlosses von Kasr-i-Shirin, machen es klar, daß Ukheithar
von persischen Architekten erbaut worden ist. Die größeren
aus Backsteinen errichteten Wölbungen sind »par tranches«
in der Art der berühmten Gewölbe von Ktesiphon gespannt;
die kleineren aus Naturstein mit Bindemitteln zusammen-
gesetzten Gewölbe stehen denjenigen von Firuzabad und
Sarvistan nahe. Bogennischen sind angewandt, um breite
Wandflächen zu brechen; Reste von Stuckornamenten
haben sich hier und da gezeigt. Charakteristische Merk-
male an Bogen und Gewölben wie an der Dekoration ver-
binden die Architektur des Palastes von Ukheithar nicht
allein mit der persischen und parthischen Kunst, sondern
auch vermittelst dieser mit der früheren babylonisch-
assyrischen Kunst Mesopotamiens. In Ukheithar konnte
nur ein Beipiel einer Kuppel nachgewiesen werden, und da
Kuppelbauten in der parthischen Kunst ganz und gar
fehlen, so läßt sich daraus schließen, daß der Kuppelbau
in der mesopotamischen Architektur erst sehr spät sich
zeigt und daher ein Charakteristikum für die spätere Ge-
schichte der Kunst der Länder zwischen und nächst dem
Euphrat und Tigris abgibt. Die Kuppel von Ukheithar
ruht auf Kragsteinen; doch findet man den Strebebogen
über den Enden der Gewölbe. Das Kreuzgewölbe kommt
häufig vor; da man dieses aus der Sassanidenzeit nicht
kennt, scheint es wahrscheinlich, daß man den Palast
in die frühmuhamedanische Periode datieren muß, wobei
auch hellenistischer, durch Syrien herübergekommener Ein-
fluß erwartet werden durfte. Aber trotz solcher Beigaben
ist der Palast von Ukheithar eines der schönsten bekannten
Beispiele persischer Architektur; und es ist augenscheinlich,
daß die Ummayadischen Khalife persische Architekten in
Dienst nahmen, um ihre Jagdschlösser auf der Ostseite
der syrischen Wüste zu erbauen, gerade so, wie sie syrische
Bauleute im Westen herangezogen haben. Miß Bell hat
ihre Erfolge in dem wenig bekannten Gebiete ihrer außer-
ordentlichen, bereits früher bewährten Schulung, ihrer Ge-
duld und ihrem Mut zu verdanken; ihre Forschungen
sollen noch fortgesetzt und vertieft werden. »Was sie ge-
leistet hat, solite Männern vorbildlich sein« — hat einmal
Strzygowski von Miß Beils Aufnahmen und Arbeiten ge-
sagt, dessen kleinasiatische Kunstideen von den Ergebnissen
der Reisen der Dame bedeutende Förderung erhalten haben.

M.

Ein hellenistisches Genrewerk im Metropolitan-
museum. Das Metropolitan Museum of art in New York
hat die Statue eines alten Marktweibes erworben, die für
das amerikanische Publikum, das bis jetzt nur die höhere
griechische Kunst kennen gelernt hat, eine ganze Offen-
barung bedeutet. Wir in Deutschland sind durch die
»trunkene Alte« der Münchener Glyptothek schon längst
mit diesem Genre bekannt. Die amerikanische Statue stellt
nicht ganz in Lebensgröße ein Weib dar, dessen geneigte
Körperhaltung die Feldarbeit erkennen läßt. Die Arbeit
daran ist durchaus realistisch in der Aktion und durch das
 
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